Geheimnisse des 'Dritten Reichs'
kalte Pracht in riesigen, leeren Räumen. Bürokratische Schwierigkeiten hatten den Baubeginn verzögert, bis schließlich Hitler per »Führerbefehl« durchgegriffen hatte. Insgesamt steuerte er zwei Millionen Mark aus seiner Privatschatulle zu dem Projekt bei, dessen Gesamtkosten anfänglich auf 6,7 Millionen Mark veranschlagt waren. Hitler sollte sein Schloss in Posen, dessen Umbau er aus der Ferne genau verfolgt hatte, nie persönlich betreten. Im Juli 1944 wurden die Baumaßnahmen eingestellt, zuletzt hatte die Kalkulation der Kosten bei 21 Millionen Mark gelegen. Kurz darauf begann eine gewaltige sowjetische Offensive, mit der sich die Ostfront bedenklich nahe an das Reich heranschob.
»Die Herrlichkeit des starken Reiches«: Das Posener Schloss wurde ab 1940 zur »Führerresidenz« umgebaut.
Aus der Bauakte: Foto eines Gipsmodells des »Führerbalkons« – von Hitler persönlich genehmigt (rechtes Bild). Nach dem Umbau: Blick in den Eingangsbereich des »Führer«-Arbeitszimmers (linkes Bild).
Rechts: Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin
Die Kriegsereignisse stellten auch zunehmend die Realisierung des Linzer »Führermuseums« infrage. Seit der alliierten Landung in Italien 1943 lag Österreich in der Reichweite britischer und amerikanischer Bomber. Der überaus wertvolle Bestand des »Sonderauftrags Linz« verschwand in bombensicheren Depots. Das Volk bekam die Sammlung seines »Führers« nie zu Gesicht. Dennoch wurde das manische Sammeln nicht eingeschränkt. Hitler schickte weiterhin Mittelsmänner los, um Kunst zu erwerben. Einer, der im Auftrag Hitlers schon früh als Aufkäufer für Kunst in Aktion trat, war Heinrich Hoffmann.
»Reichsbildberichterstatter der NSDAP«: Heinrich Hoffmann (hinten) bei seiner Hauptbeschäftigung – der Ablichtung des Diktators.
bpk – Bildagentur für Kunst, Kultur und Geschichte, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
Der »Hoffotograf« Hitlers war ein alter Weggefährte und nannte sich nach 1933 »Reichsbildberichterstatter der NSDAP«. Doch auch dieser pompöse Titel wird der wahren Bedeutung dieses Mannes im Umfeld Hitlers nicht ganz gerecht. Wie Hitler hatte er davon geträumt, ein Künstler zu sein, doch der Durchbruch war auch ihm nie gelungen. Dennoch teilten Hitler und Hoffmann ein intensives Interesse an der Kunst – und so wurde Hoffmann zum Aufkäufer und Händler von Werken, die für die Sammlung Linz interessant waren. Das hatte er gewiss auch seiner besonderen Geschäftstüchtigkeit zu verdanken, von der Hitler schon in frühen Jahren profitiert hatte. Hoffmann war seit 1920 Parteimitglied. Ab 1923 – beginnend mit dem Hitler-Putsch – dokumentierte er fotografisch die Aktivitäten der NSDAP und Hitlers, in dessen Nähe er fortan immer zu finden war. Bis 1923 hatte Hitler sich bewusst nicht fotografieren lassen, weil er die Aura des Geheimnisvollen aufrechterhalten wollte. Als 1922 eine US-Zeitung bei Hoffmann wegen eines Fotos anfragte, wollte Hitler – so erzählt es Heinrich Hoffmann in seinen Erinnerungen –, dass dafür 30000 Dollar gezahlt werden sollten. »Er weiß, daß dieses Bild mit Erstrecht eine fotografische Rarität sein wird, die mit diesem Betrag keinesfalls überbezahlt ist«, teilte Hitlers Mentor Dietrich Eckart dem mit ihm befreundeten Hoffmann mit. Der Plan zerschlug sich, als ein Fotoreporter der Associated Press Hitler ungefragt in Nürnberg »abschoss« und dann unerkannt entwischte. Dass Hitler-Fotos lukrativ sein konnten, war nun klar – und so trafen Hitler und Hoffmann eine geschäftliche Abmachung: Hoffmann sollte der einzige Porträtist Hitlers sein und auch in dessen privatem Umfeld Fotos machen. Seine Bildagentur könne diese Hitler-Bilder exklusiv und gewinnbringend weltweit vertreiben. Das brachte Hoffmann fortan Millionen ein. Hitler wurde an den Gewinnen beteiligt: Er sollte zehn Prozent der Fotoverkaufserlöse erhalten. Hoffmanns Firma wurde nach 1933 die größte private Fotoagentur des »Dritten Reichs«, während in seinem angeschlossenen »Verlag für Zeitgeschichte« bis 1945 mehr als 30 Fotobände erschienen. Manche hatten hohe Auflagen: Hitler in Polen verkaufte sich 200000 Mal. Wie all die anderen Bücher hatte es vorwiegend ein Thema: Es zeigte den »Führer« auf fast jeder Seite. Und der kassierte für das »Recht am eigenen Bild« mit. Zuvor hatte sich nie ein Politiker so geschickt und gewinnbringend medial vermarktet.
»Hoffmanns wirtschaftlicher
Weitere Kostenlose Bücher