Geheimnisse des Himmels
Nein“, erwiderte Kaithlyn. Als sie kurz zu Rose sah, schüttelte diese den Kopf.
„Vielleicht ist dir der Name Drachenaugen ein Begriff?“
Kaithlyn nickte. Augen rot wie Glut, wenn die Magie ihren Höhepunkt erreichte. Wie es bei Fye der Fall gewesen war, als er gegen Green gekämpft hatte. „Ich weiß nicht viel darüber.“
„Nicht jeder der in einer der Blutlinien des Drachenclans geboren wird hat das magische Potenzial dazu den Status seiner Magie bis über die Grenze zu treiben, an dem sich die Drachenaugen zeigen. Es hat viel mit Beherrschung, Begabung und auch ein wenig mit Glück zu tun. Manche verbringen Jahre damit ihre Drachenaugen nutzen zu können, andere ihr ganzes Leben. Es gibt verschiedene Formen der Drachenaugen. Ich besitze die Abwandlung Digent der magischen Augen. Ich bin ein Wahrheitsseher.“
Kaithlyn sah sie beunruhigt an, weil Ashleys Gesichtsausdruck ihr verriet, dass dies nichts Angenehmes war. „Ich weiß es vermag merkwürdig aussehen, wenn ich mich – als Fremde –einmische, aber meine Augen haben mich etwas sehen lassen, das dich betrifft.“
Ashley machte eine Pause. Es sah so aus als würde es sie viel Überwindung kosten, Kaithlyn dies zu erzählen. Ihre Stimme klang zwar angenehm und ruhig, aber ihr Gesichtsausdruck wirkte gequält. Doch Ashley Green fühlte sich gezwungen weiter zu sprechen. Für Kaithlyn mussten ihre Worte wie eine nette Geschichte klingen, aber Ashley empfand diese Situation als äußerst gefährlich. Wenn sie nun jemand belauschte? Ashley war nicht entgangen, dass unter den Gästen auch Menschen weilten, denen sie nicht traute. Mit ihrer Information musste sie bedacht umgehen, aber wenn das Mädchen nicht verstand und es ungehalten weiter erzählte? Woher kamen diese Zweifel? Ashley besann sich schnell.
„Erzählen Sie weiter, bitte“, drängte Kaithlyn.
„Als Wahrheitsseher zu agieren, bedeutet nicht alle Absichten durchblicken zu können, sondern verborgene Absichten erkennen zu können, wenn diese nicht allzu tief unter der Oberfläche vergraben liegen. Ich kann also unter bestimmten Gegebenheiten einen Blick in die Köpfe der Menschen werfen. Die meiste Zeit ist mein Digent inaktiv, aber in letzter Zeit…ich war an vielen verschiedenen Orten, als ich meine Pflichten als Inselwächterin erfüllte und überall habe ich diese Absichten gespürt, als wären dort hunderte Personen mit den gleichen Gedanken.“
„Welche Absichten?“, fragte Kaithlyn.
„Gedanken, die um ein Mädchen mit goldenem Haar kreisen; um ein Damantioamulett, das Encence genannt wird. Encence hat die Macht alle neun zu vereinen.“
„Soll das heißen Sie haben diese Dinge gehört, wissen aber nicht von wem die Gedanken stammen?“, fragte Rose ungläubig. Ashley betrachtete eingehend Kaithlyns Haar. Kaithlyns Herz hämmerte gegen ihre Rippen. „Sie denken, damit bin ich gemeint?“
„Deine Ankunft hier, Kaithlyn, hat sich herum gesprochen wie ein Lauffeuer. Zuvor habe ich die vielen Stimmen nicht wahrgenommen. Du besitzt ein Damantioamulett.“
Ashley hob eine Hand und berührte mit einem ihrer langen Finger das Amulett, das auf ihrer Brust ruhte. Kaithlyn tat ihr die Bewegung gleich.Auch auf ihrer Brust ruhte das silberne Schmuckstück. „Das erste Damantioamulett?“, flüsterte sie zu niemand bestimmten.
„Das Auftauchen meines Bruders, diese Warnungen…es ist etwas im Gange. Ich möchte, dass du sehr vorsichtig bist, Kaithlyn. Niemand kann sagen, was all das zu bedeuten hat. Noch nicht.“ Kaithlyn dachte unweigerlich an das, was eben im Garten passiert war. Was hatte Mara gesagt? Ein Impuls führt zu großer Veränderung. Kaithlyn hatte Greens Gesicht im Wasser gesehen.
„Zeichen zu deuten ist auch eine Art von Gabe“, sagte Ashley bedacht. Kaithlyn schwieg.
„Ich weiß nicht mehr als andere, ich nehme die Dinge nur verstärkter wahr und sehe Verborgenes“, sagte Ashley behutsam. Sie sah nun direkt in Ashley Greens silberne Augen.
„Für alles gibt es einen Grund. Glaubst du, dass es Zufälle waren, die zu all diesen Begegnungen geführt haben? Deine Eltern grundlos verschwanden?“
Sie hatte Kaithlyns wunden Punkt getroffen. „Das nennt man Schicksal, Kaithlyn, unausweichliches Schicksal. Ich bin nur ein Bauer im Spiel, er zieht bis zu dem Punkt, an dem er geschlagen wird und das ist meistens sehr früh. Nur der König kann den Gegner besiegen.“ Ashley fuhr ihrem Mondvogel Riel durchs Gefieder.
„Schicksal?“, echote Kaithlyn. „Das
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