Geheimnisse des Himmels
ist lächerlich.“
Ashleys Augen weiteten sich betroffen. „Lächerlich?“
„Ich glaube nicht an Schicksal. Dass bestimmte Absichten hinter Ereignissen stecken, Gründe, wie Sie es nennen, ist nur eine weitere logische Schlussfolgerung. Es gibt etwas, das nennt man Selbstbestimmung, Entscheidungsfreiheit. Jeder hat die Möglichkeit nach eigenem Ermessen zu handeln. So hat ihr Bruder entschieden. So haben es meine Eltern getan.“ Kaithlyn bildete sich ein, dass Miss Greens Haut bleicher geworden war. Rose und Harlow hatten sich immer wieder Blicke zu geworfen und hielten es für besser zu schweigen, aber nun sagte Rose vorsichtig: „Was ist mit Ihnen, Miss Green? Sie haben auch ein Damantioamulett.“ Die beiden Mädchen starrten die Frau an.
„Es stimmt ich besitze auch ein Amulett. Ich bin die Wächterin dieser Insel, eine der wenigen Inselwächter, denen über Generationen das Amulett weiter gereicht wurde und so manche Zeichen können in die Irre führen, aber…ich wollte Sie warnen, Miss Hayworth. Das habe ich hiermit getan. Das ist alles.“ Sie klang fast gekränkt. Kaithlyn und Rose wechselten einen misstrauischen Blick. Kaithlyn senkte die Stimme. „Entschuldigen Sie. Ich glaube daran, dass jeder sein Schicksal selber bestimmen kann und deshalb werde ich eine für mich richtige Entscheidung treffen, egal was passiert und egal zu wessen Nachteil das geschieht, ich stehe auf meiner eigenen Seite und entscheide selber“, sagte Kaithlyn bestimmt. „Genießen Sie das Fest, Miss Green.“
„Ich wollte nur -“, doch Ashley begann, heftig zu husten. Sie begann sich zu krümmen und presste sich eine Hand vor den Mund. Ihr Körper wurde von heftigem Zittern durchgeschüttelt. Als der Hustenanfall vorüber war, standen ihr dünne Schweißperlen auf der Stirn. Ashley ließ sich zu Boden sinken. Ihre Haare und Robe flossen über den dunklen Marmor als säße sie in einer silbernen Pfütze. Kaithlyn und Rose waren sofort an ihrer Seite.
„Was ist mit Ihnen?“, fragte Rose erschrocken.
Als Ashley die Hand zurückzog, sah Kaithlyn den glänzenden scharlachroten Faden, der ihre Lippen benetzte. Rose hatte augenblicklich ein Stofftaschentuch zur Hand und reichte es Ashley. Miss Green wischte sich das Blut von den Lippen und schloss für einen Moment die Augen. Ihre Haut wirkte plötzlich leichenblass, kalt und glänzend vor Schweiß.
„Das sind Spuren meiner Krankheit“, sagte Miss Green.
„Sie sind krank?“, krächzte Rose. Es klang als würde ihr die Stimme versagen.
„Es tut mir leid, dass Sie mich in einem solchen Zustand sehen, aber -
„Wir sollten reingehen, damit Sie sich ausruhen können“, sagte Rose rasch. Ashley Green wandte sich an Kaithlyn; ihre zittrigen Finger bohrten sich in ihren Arm.
„Ich hole jemanden. Fye! Er kann Ihnen helfen. Harlow, Rose bleibt hier, ich werde mich beeilen“, sagte Kaithlyn. Die beiden nickten. Kaithlyn löste Ashleys Griff und schoss mitten in die Menschenmenge der Gäste. Der Raum war nahe zu überfüllt. Wo war Fye? Sie rempelte einige Gäste an, schob sich unbeirrt weiter, ignorierte die finsteren Blicke und empörten Rufe, die ihr folgten. „Liam! Wo ist Fye?“, rief sie Fyes jüngeren Bruder, der gerade ihren Weg streifte, zu.
„Keine Ahnung“, blaffte er zurück und ging einfach weiter. Jetzt da Kaithlyn so unsicher durch den Saal irrte, kroch Panik in ihr hoch. Sie musste Ashley Green doch irgendwie helfen. Dann fiel ihr Blick auf Mr Crossdale und ihren Großvater. Beide zusammen, was für ein Glück! Sie platzte mitten in ihr Gespräch hinein.
„Ashley Green - auf dem Balkon - da hinten!“, keuchte Kaithlyn schwer atmend. Beide Männer sahen sie verdutzt an. „Mr Crossdale, können Sie heilen? Ich brauche Ihre Hilfe!“
„Wenn Sie Hilfe benötigen, natürlich, ich kann – “
„Es geht um Miss Green, sie ist zusammengebrochen, hinten auf einem Balkon.“
Mr Crossdale und Mr Karacord folgten ihr ohne weiteres Zögern. Auf halben Weg kam Harlow ihnen entgegen. Sie ist verschwunden! , schoss es durch das Gedankenband, noch ehe sie Kaithlyn und die beiden Männer erreicht hatte. Verschwunden? Zielstrebig steuerte Kaithlyn den Balkon an. Rose lag in sich zusammen gesunken am Boden. Von Ashley Green fehlte jede Spur. Einzig und allein ein kleiner Blutstropfen am Geländer verriet, das sie sich hier abgestützt hatte.
„Sie ist verschwunden! Eben war sie noch da! Rose!“, schrie Kaithlyn. Sie fiel neben ihrer besten Freundin auf die
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