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Geheimnisse des Himmels

Geheimnisse des Himmels

Titel: Geheimnisse des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Voosen
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waren, leuchtete im Zwielicht auf wie ein Blitz. Kaithlyn blieb abrupt stehen. Die Stille, die sich über ihre Ohren gelegt hatte, wurde von einem leisen Seufzen durchbrochen. Sie lugte um die Ecke und erspähte eine Gestalt im Schein einer der kleinen Leselampen. Das Rascheln von Buchseiten erfüllte die Luft. Mr Karacord hatte seine Nase in ein Buch gesteckt. Er sah auf, nahm sich die Lesebrille ab und griff nach einer dampfenden Tasse, als er Kaithlyn entdeckte.
    „Kaithlyn?“
    Sie trat hinter dem Regal hervor. Ihr Großvater gab ein seltsames Bild ab. Er trug einen langen Morgenmantel aus dunklem Stoff, dessen Muster aus lauter bunten Punkten bestand. Seine Haare und sein Bart waren wirr, als sei er gerade aufgestanden.
    „Ich wusste nicht, dass du noch immer hier bist.“
    „Zu viele Bücher, zu wenig Zeit“, sagte sie achselzuckend.
    „Das ist wunderbar, oder? Ich komme fast jeden Abend hierher und lese noch ein wenig. Es entspannt mich vor dem zu Bett gehen. Ich mochte schon immer Geschichten. Sie vertreiben die Sorgen, wenn der Alltag einmal zu turbulent wird.“
    „Oh“, machte Kaithlyn unschlüssig.
    „Setzt dich doch zu mir, oder wolltest du gerade schlafen gehen?“
    „Eigentlich nicht“, antwortete sie und setzte sich ihm gegenüber.
    „Meistens ziehe ich einfach ein Buch heraus. Es sind so viele, das nicht einmal ich als Besitzer alle kenne. Die meisten waren Geschenke. Als deine Großmutter noch lebte, war es unsere kleines Ritual, zusammen eines der Bücher zu lesen. Sie hatte eine wunderbare Vorlesestimme“, sagte Mr Karacord und drehte das Buch in seinen Händen mit der Vorderseite zu Kaithlyn. Die Märchen von Elizabeth McCarden. Ein Märchenbuch?
    „Heute bin ich nostalgisch. Nach unserem Gespräch habe ich viel nachgedacht. Dieses Buch war das Lieblingsbuch deiner Tante, als sie noch sehr jung war. Ich erinnere mich gerne an unsere Abende im Kaminzimmer.“ Kaithlyn lächelte milde.
    „Hat Relia dir viel vorgelesen?“
    „Es war das Einzige, was sie gern getan hat.“
    Kaithlyn starrte wie gebannt auf den Titel.
    „Sie mochte Geschichten. Deine Mutter hingegen fand es immer schrecklich langweilig. Sie konnte nie lange still halten. Sie war ein richtiger Wirbelwind. Manchmal haben sie und Katharina sich furchtbar gestritten, weil sie lieber nach draußen gehen und sich ein Abenteuer suchen wollte, anstatt mit ihren Eltern beisammenzusitzen.“
    „Haben Mom und Tante Relia sich gut verstanden?“
    „Sie waren ein Herz und eine Seele, aber wie das so bei Geschwistern ist, hatten auch sie ihren Zwist miteinander. Hast du das Buch nachdem du suchtest gefunden?“
    „Nein.“
    Mr Karacord legte die Hände in den Schoß. „Ich besitze es nicht.“
    „Woher weißt du…?“
    „Neugier ist des jungen Menschen Sünde“, zitierte er. „Vielmehr eine Wohltat für den Geist, wenn man mich fragt. Ich habe bereits jemanden nach dem Buch schicken lassen. Es gibt noch einige Exemplare, jedoch keines auf dieser Insel. Möchtest du, dass ich dir die Legende von Blaze Karacord erzähle? Ich habe sie so oft wiedergegeben, dass es mir eine Freude wäre, sie auch dir zu erzählen.“
    „Was für eine Art Geschichte ist es?“, fragte Kaithlyn und zog die Knie an, um das Kinn darauf zu legen. „Was hat sie zur Legende gemacht?“
    „Die Einzigartigkeit ist es die Legenden schafft. Durch viele Familien des Drachenclans wurde das gesprochene Wort zu festgehaltener Schrift; über viele Jahrhunderte hinweg. Diese Legende erzählt von dem ersten Menschen der Whyburnmagie einsetzte. Die Magie war früher mehr eine natürliche Energie, die den stärksten Wesen im Tierreich vorbehalten war – den Drachen. Drachen leben auch heute noch, aber es gibt nur noch eine Handvoll; eine vom Aussterben bedrohte Art so zusagen.“
    Kaithlyn dachte an die Statue in der Eingangshalle.
    „Blaze Karacord lebte auf dieser Insel, Krogan war seine Heimat. Früher waren die Nächte lang und die Winter härter, als wir es uns heute vorstellen können. Die Wirtschaft, die Politik, die Magie – Selbstverständlichkeiten, existierten zu seiner Zeit nicht. Blaze und einige andere gingen in die Wälder, um zu jagen, obwohl dies streng verboten war. Bei einem seiner Ausflüge stieß er auf einen Drachen. Genauer gesagt, ein Drachenneugeborenes. Es gibt einen Berg, hinter den Tälern, inmitten des Greyhavengebirges. Viele Reisende berichteten über gesichtete Drachen in der Nähe der Berge. Dorthin brachte Blaze das

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