Geheimnisse des Himmels
interessieren könnten. Haben Sie Interesse?“
Mr Karacord lächelte Kaithlyn an und verschwand mit Mr und Mrs Aveda hinter der nächsten Bücherreihe. Kaithlyn hörte noch ein paar Fetzen ihres Gespräches, dann verschluckten die Mauern aus Büchern ihre Stimmen.
„Kaithlyn, komm“, rief Rose und ihre Stimme klang dumpfer als vorhin. Kaithlyn ging die Bücherreihe entlang in der Rose eben noch gestanden hatte. Am Ende führte eine kurze Treppe weiter hinauf. Rose stapelte einige Bücher auf einem Schreibtisch.
„Ich fass es nicht. Dieses hier -“
Sie zeigte Kaithlyn ein nachtblaues Buch, auf dem ein Halbmond und eine Art Blatt war.
„- davon gibt es bestimmt nur zehn Exemplare auf der ganzen Welt. Und dieses -“
Rose zog ein Buch mit komplett schwarzem Umschlag heraus.
„- die Sprache, in der es geschrieben ist, ist so unglaublich alt…ich dachte es gäbe keine Bücher mehr, die darin geschrieben sind. Es muss tausende von Talern wert sein.“
Sie fuhr durch die Seiten und ihr Gesicht strahlte.
„Also…diese eine Buch, glaubst du, dass es auch hier ist?“, fragte Kaithlyn. Rose drehte sich zu ihr um.
„Ich würde es gerne lesen oder es zumindest versuchen. Ich meine… es ist wie ein Hinweis, oder?“
„So riesig wie diese Bibliothek ist, gibt es hier bestimmt eins. Aber mir ist aufgefallen, dass die Bücher hier nicht geordnet sind, so wie es sonst in Bibliotheken ist, z.B. nach Alphabet. Alle Bücher haben einfach irgendwo ihren Platz gefunden, die Suche wird also schwierig“, sagte Rose sachlich.
„Sollen wir es suchen?“
Kaithlyn war froh, das Rose nicht vorschlug ihren Großvater danach zu fragen. Insgeheim wollte sie ihn beeindrucken, indem sie sich bemühte selber etwas heraus zu finden. Die beiden begannen ganz vorne in den Reihen die direkt am Eingang standen. Rose hatte Recht; die Bücher hier hatten einfach keine Ordnung. Kaithlyn fand Bücher über Tiere neben denen von Rezepten. Sie arbeiteten sich viele Stunden - so kam es ihr jedenfalls vor - durch sämtliche Regalreihen auf der unteren Raumebene. Rose legte dabei hier und da einige Bücher, die sie lesen wollte beiseite. Auch als Mr und Mrs Aveda bereits zum Abendessen gingen und auch Kaithlyns und Rose´ Mägen knurrten, suchten sie unnachgiebig weiter.
Auf Rose´ Seite hatten sich mittlerweile fast zwanzig Bücher angehäuft, die sie unbedingt lesen wollte. Harlow wurde langsam müde. Die letzte halbe Stunde hatte sie damit angefangen herumzujammern; als sie es satt wurde, rollte sie sich auf einem Tisch zusammen. Rose ließ sich mit einem lauten Seufzer auf einen Stuhl fallen. Minuten später hatte auch Kaithlyn aufgegeben zu suchen. Das Buch hatten Sie nicht gefunden. Durch die vielen Fenster des Raumes dämmerte es schon.
„Ich glaube wir sollten für heute aufhören“, sagte Kaithlyn. „Geh ruhig Rose. Ich komm gleich nach.“
„Ist das in Ordnung?“
„Ja. Ich sehe mich noch ein bisschen um. Nimmst du Harlow mit?“
Rose lud sich so viele Bücher auf, wie sie tragen konnte. Harlow gähnte wieder.
„Harlow gehst du mit Rose?“
Harlow miaute bejahend und folgte Rose, die langsam die Treppe herunter ging, um nicht unter dem Gewicht der Bücher zu stolpern.
„Mach nicht zu lange“, rief Rose ihr zu, bevor sie aus Kaithlyns Sichtweite verschwand. Kaithlyn stieg eine Treppe höher und lugte über das hölzerne Geländer. Es musste fast zehn Meter in die Tiefe gehen. Hier oben waren, wie zu erwarten, noch mehr Bücher. Bücher über Bücher, soweit das Auge reichte, doch ihre Suche blieb weiterhin erfolglos.
Kaithlyn warf sich seufzend auf ein samtrotes Sofa nahe der Treppe und schaltete eine kleine Stehlampe in ihrer Reichweite ein. Unermesslich lange starrte sie an die hohe Decke. Sie hätte auf der Stelle einschlafen können. Ihre Gedanken schweiften wieder zu der Endlosschleife ihrer Sorgen. Warum geschah das ausgerechnet ihr? Egal wie Kaithlyn die Dinge auch drehte und wendete, ihre Meinung hatte sich gefestigt. Es war die unbestreitbare Schuld ihrer Tante. Ihre Lider wurden immer müder. Sie setze sich auf und warf ihr goldblondes Haar zurück in den Nacken. Träge richtete sie sich auf und begab sich
in Richtung Ausgang. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an die Dämmerung und vorsichtig tastete sie sich Stück für Stück voran. Die Bücherregale erinnerten sie auf beunruhigende Weise an die Hecken des Labyrinths. Plötzlich wurde Kaithlyn abgelenkt. Der Spiegel, durch den sie gereist
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