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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Krise der NSDAP , die Hitler im Januar 1933 wieder hoffähig machte. Sie nährte die Illusion von Franz von Papen, dem konservativen Einflüsterer des greisen Reichspräsidenten, den Nazi-Führer »zähmen« zu können: »In zwei Monaten haben wir den Kerl in die Ecke gedrückt, dass er quietscht!« Er sollte sich täuschen. Zum entscheidenden Gespräch mit »Herrenreiter« Papen begleitete Heß seinen Chef – wenn er auch keinesfalls in alle Ränkespiele hinter den Kulissen involviert war, die am 30. Januar 1933 in der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler gipfelten.
    Vizekönig ohne Macht?
    Nach der Machterschleichung am 30. Januar folgte Schlag auf Schlag die eigentliche Machtergreifung. Reichstagsbrand, Ermächtigungsgesetz, Zerschlagung der Parteien, die »Gleichschaltung« von Ländern und Verbänden waren Eckpunkte des atemberaubenden Aufbaus der Nazi-Diktatur. Nennenswerten Widerstand aus bürgerlichen Kreisen gab es nicht – Sozialdemokraten und Kommunisten bekamen den Staatsterror des Regimes zu spüren. Auch für Heß begann nun ein neuer Lebensabschnitt. Am 21. April 1933 beförderte ihn Hitler zum »Stellvertreter des Führers«. Ein verheißungsvoller Titel, der zu Missverständnissen Anlass gab. Denn mit dem neuen Rang war zunächst kaum realer Machtzuwachs verbunden. Der Vizetitel galt nur innerhalb der Partei, und dort war er nach formalen Gesichtspunkten ja bereits der ranghöchste Mann nach Hitler.
    Er war nicht Stellvertreter des Führers an sich, sondern er war Stellvertreter in Parteiangelegenheiten. Er hatte dafür zu sorgen, dass die Legitimationsbasis der Macht Hitlers, und das war in erster Linie die Partei, nicht bröckelte, sondern zusammenhielt.
    Manfred Görtemaker, Historiker und Heß-Biograf

    »Im Rampenlicht«: die Riege der Reichs- und Gauleiter der NSDAP nach der »Machtergreifung« 1933. Der Stellvertreter steht zur Rechten des »Führers«.
    Ullstein Bild, Berlin (Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl)
    Im Dezember 1933 rückte Heß dann noch stärker ins Rampenlicht, nachdem er als Minister ohne Geschäftsbereich auch Mitglied der Reichsregierung geworden war. Aus dem Sekretär, der stets in der Nähe Hitlers gearbeitet hatte, wurde nun der Chef einer Megabehörde. Seinem ausufernden Apparat unterstanden Hunderttausende NSDAP -Funktionäre vom Gauleiter bis zum Blockwart. Zahlreiche Ämter und Unterabteilungen beschäftigten sich mit Wirtschaftsfragen, Rassenpolitik, Kulturwesen sowie Steuer- und Finanzpolitik. Heß’ Behörde überwachte die Hochschulen, prüfte das parteiamtliche Schrifttum und nahm das Hauptarchiv der NSDAP unter ihre Fittiche. Auch die Auslandsorganisation der NSDAP ( AO ), die jenseits der deutschen Grenzen lebende NSDAP -Mitglieder betreute und auch als persönliche Geheimdienstzentrale fungierte, war dem »StdF« unterstellt.
    Nur ich allein und keine andere Parteidienststelle neben mir ist für die Partei vom Führer mit der Mitwirkung an der Gesetzgebung des Reiches beauftragt.
    Schreiben von Rudolf Heß, 17. Juli 1935
    Diese gewaltige Bürokratie ist in den vergangenen Jahrzehnten vielfach als leere Hülle beschrieben worden. Heß sei nur ein »Vizekönig ohne Macht« gewesen, so ein weit verbreitetes Urteil in der Literatur. Dem widerspricht die neuere Forschung: Heß sei es gelungen, »ein Imperium an Einfluss und Machtkompetenzen, an Parteiorganen und -institutionen zusammenzuraffen, das den Totalitätsanspruch der doktrinären nationalsozialistischen Weltanschauung im staatlichen Bereich auf breiter Front zur Geltung brachte«, so Heß-Biograf Rainer F. Schmidt. Sämtliche Gesetzesvorhaben aller Ministerien mussten ihm bereits im Entwurfsstadium vorgelegt werden und wurden auf »nationalsozialistische Gesinnung« geprüft. Auch bei der Ernennung von kommunalen Mandatsträgern und Beamten fungierte er als Kontrollinstanz der Partei. Dabei gab es an zahlreichen Stellen Überschneidungen mit den Kompetenzen staatlicher Stellen – ein Wildwuchs, der zum Teil in Hitlers Absicht lag, der nach der Devise »Teile und herrsche« Zuständigkeitsbereiche bewusst im Unklaren ließ.
    Heß sah sich in erster Linie nicht als Behördenchef, sondern fühlte sich vor allem dazu berufen, die Rolle eines Mediums zwischen »Führer« und Volk zu übernehmen.
    Peter Longerich, Historiker
    Heß’ Einfluss in der Partei fand jedoch dort seine Grenzen, wo Hitlers Interessen direkt berührt wurden, vor allem bei den Gebietsfürsten der NSDAP , den Gauleitern. Nicht wenige

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