Geheimnisvolle Palmblätter: Ist unser Leben Schicksal oder Zufall, Karma oder Chaos? (German Edition)
hätte, was.
Es stellte sich heraus, daß Tony, ebenfalls ein Astrologe und zugleich Numerologe, seit einigen Monaten mit June beruflich zu tun gehabt, zeitweise sogar in ihrem Haus gewohnt, bislang aber nie Zeit gefunden hatte, am wöchentlichen Meditationsabend teilzunehmen und jetzt zum ersten Mal die Gelegenheit wahrnahm, mit dabeizusein.
Elisabeth war das letzte Mal bei Junes Meditationsabendvor ihrer Europareise, Tony das erste Mal. Obwohl sich beide auch schon Monate und Wochen vorher hätten begegnen können, geschah das erst jetzt, „auf den letzten Drücker“. Wenn das nicht ein Wink des Schicksals sein sollte!
Wir überspringen einen Gutteil der folgenden Geschichte, deren Kern in etwa ist, daß Elisabeth und Tony im Verlauf der folgenden Monate immer mal wieder in Verbindung standen und sich ab und an sahen – weil „zufälligerweise“ auch Tony mehrfach in Europa zu tun hatte.
Beide treffen sich in Marin County, nördlich von San Francisco, nach Elisabeths Rückkehr aus Deutschland wieder. Für Elisabeth öffnet sich durch die astrologische Beratungstätigkeit und den geistigen Hintergrund Tonys eine neue Welt.
Die Scheidung von Elisabeth verzögert sich immer weiter, das Sorgerecht für die Tochter wird vom Vater beansprucht, der allerdings seit Monaten keinen Dollar mehr zahlt, weder für seine Frau noch für die eigene Tochter. Sie nimmt eine Halbtagsstelle als Sekretärin in einer deutschen Firma in Oakland an und fragt sich, wie ihr Leben weitergehen soll.
In dieser Situation lädt Tony Elisabeth ein, mit ihm nach Indien zu reisen, zu einer geheimnisvollen Palmblattbibliothek nach Bangalore, in der angeblich die Schicksale jener verzeichnet sein sollen, die dorthin fahren und nachfragen.
Sie wird ganz aufgeregt und spürt, daß sich hier eine Chance bietet, endlich einmal einen seelischen Durchbruch zu erfahren, endlich einmal besser zu verstehen, warum ihre Ehe mit Jerry auseinandergebrochen war, was sie daraus lernen und wie es mit ihrem Leben weitergehen sollte; vielleicht auch, welche Möglichkeiten und Herausforderungen eine Beziehung mit Tony bringen könnte.
Natürlich regt sich nach der ersten Freude gleich ihr kritischer Verstand: Wie kann es irgendwo auf der Welt Informationen nur gerade für die Menschen geben, die dorthin kommen? Woher kann man vorher wissen, wer wohin reist? Was wäre denn, wenn nun Millionen Menschen dorthin führen? Und außerdem: wer weiß, ob die Bibliothek nicht gerade dann geschlossen ist, wenn sie und Tony in Bangalore ankommen? Schließlich: vielleicht gäbe es, falls sie offen wäre, auch gar kein Blatt für sie – oder würde man ihr einfach irgendeines „unterjubeln“?
Neugier und Faszination durch das anscheinend Unerklärliche behalten die Oberhand, Tony und Elisabeth reisen nach Indien und auch nach Bangalore. Sie sprechen bei der Zukunftsbibliothek vor, der Palmblattleser ist tatsächlich da und bereit zu versuchen, auch ohne längere Wartezeit innerhalb der nächsten Tage für einen seiner beiden Besucher dessen Palmblatt zu finden. Beide schreiben ihr Geburtsdatum und Geburtsort und die Namen ihrer Eltern auf. Nach zwei Tagen rufen sie bei der Sri Shuka Nadi-Sammlung an und erhalten die Nachricht, daß Elisabeths Palmblätter gefunden worden seien.
Der Palmblattleser, ein etwa vierzigjähriger Südinder in traditionellem rockartigem Untergewand und freiem Oberkörper, um den ein großes helles geworfen quer drüber geworfen wird, empfängt die beiden in seinem kleinen Büro. Darin hängen Bilder von Göttern und Heiligen sowie von seinem verstorbenen Vater und seinem ebenfalls verstorbenen Bruder, die seine Vorgänger im Amt des Palmblattübersetzers waren. Er stellt ein Tonbandgerät ein, indische Musik mit einem ganz besonderen Gesang erklingt.
Er erklärt, daß dies eine Einstimmung für die Lesung darstellt, daß damit die Atmosphäre geklärt und sowohl andachtsvoller als auch empfänglicher werde, damit ihm geholfen werde, das Palmblatt so korrekt es geht zu übersetzen und Elisabeth so offen wie möglich für wichtige Informationen wäre.
Aus einem Bündel von Palmblättern vor sich greift er dann zwei oder drei heraus, legt sie vor sich hin, beginnt im holprigem Englisch vorzulesen. Zunächst einmal stehe auf diesem Palmblatt, daß die junge Frau mit diesem und jenem Geburtsdatum genau heute zu einer Lesung zur Sri Shuka Nadi-Sammlung kommen werde. Nicht nur das Geburtsdatum, sondern auch der Tag der Lesung ist in diesem Fall
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