Geheimprojekt Styx
her zu bringen.“
„Ach, wir haben die Referenzen? Das wäre mir neu.“
„Ich habe Vitamin B in dieser Branche“, erklärte Mangope. „Wir werden als professionelle Schmuggler auftreten, die schon alles bis zum Panzer transportiert haben.“
„Hmm.“ Tinto legte die Stirn in Falten. „Und du bist sicher, dass dein Vitamin B zuverlässig ist? Und nicht auf halber Strecke schlapp macht?“
„Definitiv.“
„Wollen's hoffen. Nicht, dass wir plötzlich im Hafen von einem Killerkommando van der Vaals erwartet werden.“ Sie knuffte Mangope in die Seite. „Was macht eigentlich der Umzug?“
„Geht voran. Hendricks treibt sich irgendwo in London rum, soweit ich weiß, und Sanchez, tja, die hat man seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Moloto sagte etwas von den Bahamas. Also gut möglich, dass sie zurück in die Heimat ist.“
Tinto schüttelte den Kopf. „Wer leitet denn im Moment die Firma?“
„Die beiden, Hendricks macht das aus London, Sanchez vom Flieger aus.“
„Den Luxus will ich auch mal haben, von überall aus arbeiten zu können.“
Mangope lächelte dünn. „Dann musst du in Hendricks' Personenschutzteam. Dort hast du diesen Luxus, aber auch Stress pur. Denn du musst wissen, dass Hendricks immer gerne mitten drin ist. Der scheut kein Risiko.“
Tinto legte die Stirn noch mehr in Falten und löste sich etwas von Mangope. „Dann doch lieber mit Leuten zusammenarbeiten, die man gerne hat.“
Grinsend gab Mangope zurück: „Definitiv, Suz, definitiv.“
„Hey, ich störe euch nur ungern, aber wir müssen sehen, dass wir weitermachen“, platzte Santiago Gorro dazwischen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Tinto, wieder fit genug, für solche Nummern?“
„Ja.“
„Walter, sieh zu, dass du dein Vitamin B nutzt, damit wir anfangen können. Die ganze Sache ist sowieso schon arg fragwürdig, aber in zwei Wochen laufen unsere ganzen Vorteile hier ab, dann sind wir Freiwild für die Behörden.“
Mangope biss sich auf die Unterlippe. Gorro hatte recht, ganz gleich, ob er erst seit einigen Wochen dabei war oder nicht. Sie mussten sich beeilen. Doch selbst wenn sie jetzt sofort die erste Lieferung an Bord nehmen würden, so brauchten sie schlicht ein paar Wochen, bis sie so unentbehrlich für van der Vaal geworden wären, dass er sich mit ihnen traf.
Ab wann dient das, was wir machen, noch einem höheren Zweck, fragte sich Mangope, oder sind wir jetzt zu einfachen Kriminellen verkommen? Denn vor dem Gesetz werden wir das sein, Kriminelle, Schmuggler.
„Wo ist eigentlich deine Schwester, Walter?“, fragte Gorro und riss Mangope damit aus den Gedanken, ähnlich wie Tinto es vor wenigen Augenblicken getan hatte.
„In London, bei der Kanzlei, die für unsere Firma tätig ist. Eine der besten ihres Fachs.“
„Also außerhalb der Schusslinie.“ Das war eine Feststellung Gorros, das wusste Mangope, weshalb er bloß nickte. Jedes weitere Wort wäre überflüssig gewesen.
Tinto verabschiedete sich mit einem flüchtigen Kuss auf Mangopes Wange und Gorro sah ihr mit einer hochgezogen Braue nach, sparte sich aber einen Kommentar. „Ich schlage vor, dass wir die eine oder andere doppelte Wand einziehen“, meinte er dann und sah zu Mangope hinauf. „Denn niemand garantiert, dass wir unsere Hardware auch immer durch den Zoll bekommen.“
„Hardware?“
Gorro grinste. „Waffen und sonstige Ausrüstung.“
„Ah, verstehe.“
„Ich habe mir das Schiff angeschaut, es gibt da so einige Ecken, wo man das problemlos machen könnte.“
„Gut, dann kümmere du dich darum, ich werde unsere Reputation aufbauen.“
Gorro bestätigte mit einem Nicken das Vorhaben und eilte dann den Korridor hinunter, während Mangope das nächste Treppenhaus aufsuchte, um an Deck zu gehen, wo er einen besseren Empfang mit seinem Smartphone hatte. Er wählte die erste von insgesamt fünf Nummern aus dem Gedächtnis und wartete auf das Freizeichen.
Jetzt geht es also wieder los, dachte er und lehnte sich an die Reling, du bist in diesen Dunstkreisen schon gewesen, Walter, du kennst dich damit aus. Und du hast auch schon geschmuggelt. Zwar auf dem Landweg, aber das ist im Prinzip nichts anderes. Teilweise sogar noch schwieriger.
Mangope hatte in seiner Vergangenheit, in der Zeit zwischen Verlassen der Armee und der Rekrutierung durch Frank Howell, als Türsteher gearbeitet, aber genauso als Schmuggler, da seine Geländekenntnisse der Grenzgebiete Südafrika und Namibia ausgezeichnet waren,
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