Geheimprojekt Styx
nicht das Gesicht zu verlieren. Er wusste ganz genau, dass er sich in einer ausgesprochen schlechten Lage befand. Wenn nicht bald jemand von der SACS auftauchen und das Problem aus der Welt schaffen würde, stünden die Chancen gut, ins Gefängnis zu kommen. Er musste also Zeit schinden.
„Liegt zu Hause. Und die Privatyacht hat mich einen Scheiß interessiert. Ich musste ins Hafenbecken springen, um diesen beiden Killern zu entgehen.“
„Nein, Mister Gorro“, sagte der Lieutenant und winkte in Richtung des Einwegspiegels. „Ich glaube eher, Sie sind der Killer. Wissen Sie, der Besitzer dieser Yacht ist hoch angesehen hier in Kapstadt. Wir mögen es nicht, wenn Ausländer, bewaffnete Ausländer, auf seinen Grund und Boden vordringen und mit Waffen, für die sie keine Genehmigung haben, an Bord einer seiner Yachten gehen.“ Die Tür zum Verhörraum wurde geöffnet und vier Polizisten traten ein, gekleidet in Overalls und irgendwie hatte Gorro das Gefühl, gleich die erweiterten Verhörmethoden der Polizei kennenlernen zu können. Spätestens als der Lieutenant seine Handschelle löste, war dem Spanier klar, worauf dies hier hinauslaufen würde. Er massierte kurz sein Handgelenk, um die Durchblutung anzuregen, dann packten ihn auch schon zwei der Polizisten und bugsierten ihn in die Ecke des Zimmers. Der dritte kam mit einem Schlagstock auf Gorro zu.
Santiago Gorro mochte Jahre im Dienste der Kirche verbracht haben, doch er war bei der Spanischen Legion ausgebildet worden, einer der besten Einheiten der Spanischen Armee. Er wusste, wie man sich zur Wehr setzte. Und genau dies tat er, als der Schlagstock auf dem Weg zu seinem Bauch war. Er nutzte den Umstand, dass die beiden Männer ihn immer noch an den Oberarmen festhielten, und trat dem Mann mit dem Schlagstock ins Gesicht, anschließend drehte er sich noch in der Luft mit aller Gewalt zu Seite. So entriss er sich dem Griff des einen Polizisten und bekam den Arm frei. Dies wiederum reichte aus, um den Mann zu seiner Rechten, der immer noch den Oberarm Gorros umklammert hielt, einen Schlag ins Gesicht zu verpassen. Er schnellte zur Seite, parierte mit dem Unterarm den Schwinger des Mannes zur Linken und setzte ihn mit einem schnellen Treffer auf den Kehlkopf außer Gefecht.
Doch Gorro hatte sich etwas verkalkuliert, der vierte Polizist nahte, und obwohl Gorro aus den Augenwinkeln die Bewegung noch wahrnahm und entsprechend reagierte, reichte es nicht aus, um dem Schlagstock zu entgehen. Das gummierte Holz traf ihn am Rücken und riss Gorro allein durch die Wucht zu Boden. Der Schmerz folgte zwar auf dem Fuße, ließ ihn allerdings nicht langsamer werden, zumindest nicht nennenswert.
Er rollte sich zur Seite, entging so dem zweiten Schlag und trat dem Polizisten dann in den Schritt. Das Ergebnis war wie erwartet vernichtend. Der Mann klappte wie ein Taschenmesser zusammen und wäre wohl für die nächsten Stunden nicht mehr in der Lage, zu gehen, geschweige denn zu kämpfen. Gorro wollte gerade sehen, wo der Lieutenant geblieben war, als ihn ein Stromschlag durchfuhr und er zusammenbrach, zuckend und durch den Taser völlig außer Gefecht gesetzt.
Er sah noch, wie sich die Polizisten langsam wieder erhoben, und dann spürte er den ersten Tritt, der ihn in die Bauchgegend traf.
Jetzt ist es aus, dachte er, jetzt ist es vorbei. Immerhin gehe ich kämpfend unter.
Er sah nicht, dass die Tür geöffnet wurde und ein alter Mann im Rollstuhl in den Raum spähte.
Frank Howell verzog unmerklich das Gesicht, rollte einen halben Meter zurück und nickte zwei seiner Leute zu. Jan van der Buurt und John Drake schnellten an ihm vorbei und unterbrachen die Auseinandersetzung.
„Lieutenant“, sagte Howell ruhig und seine Stimme klang wie ein einziger Eisberg, der im Gefrierfach lag. „Dieser Mann gehört zu mir. Ich habe hier eine handschriftliche Genehmigung des Innenministers, dass Santiago Gorro sämtliche Waffen führen und bei Gefahr ebenfalls benutzen darf.“ Er seufzte, als er Gorro sah, dem van der Buurt auf die Beine half. „Das war definitiv nicht notwendig, Lieutenant.“
„Und Sie sind?“, polterte der Mann los.
„Frank Howell, Direktor der South African Consulting Service.“ Howell griff in die Innentasche seines Jacketts und holte sein Smartphone hervor. Er wählte die Nummer des Innenministers, die er auf der Schnellwahltaste gespeichert hatte. „Hier, Sie erklären das dem Innenminister.“
Der Mann wurde kreidebleich, als er das Smartphone
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