Geheimprojekt Styx
mithalten?“
Es ging um PS-Zahlen und Motorleistung. Mangope hatte vor, mit der maximal möglichen Geschwindigkeit zurückzufahren, der Range Rover war vielleicht nicht in der Lage, das Tempo zu halten.
„Unter dreihundert ist alles machbar, sofern wir etwas mehr Zeit zum Beschleunigen bekommen.“
„Bleiben Sie einfach an uns dran.“ Mangope trat das Gaspedal durch, schaltete mit dem Kipphebel hinter dem Lenkrad einen Gang höher und schlängelte sich zwischen einigen Autos hindurch.
„In was bist du da rein geraten, Victoria?“, fragte Mangope seine Schwester.
„Das kann ich dir nicht sagen, Walter, es fällt unter die Verschwiegenheitspflicht eines Anwalts.“ Sie musste schlucken und krallte sich an der Tür fest, als Mangope auf die Autobahn fuhr und den Mercedes auf über zweihundert Stundenkilometer Geschwindigkeit brachte.
„Die wollten dich umbringen! Und du willst mir erzählen, du kannst es mir nicht sagen?“
„Sie wollten mich nicht umbringen-“
„Die Typen haben auf mich geschossen!“, konterte Mangope aufgebracht.
„Dennoch wollten sie mich nicht umbringen, glaube ich zumindest nicht.“
„Glauben schützt nicht vor Kugeln, meine Liebe. Also, an was für einem Fall arbeitest du, der so riskant wird?“
„Walter...“
„Das waren Ex-Soldaten, Söldner, Profis! Die wussten genau, was sie taten. Das ist nicht irgendein kleiner Fisch, du bist da mitten in einen Haufen voller Scheiße getreten und dir steigt der Kram bis zum Hals!“ Mangope schoss an einer Limousine vorbei und wurde wüst angehupt. Er fluchte und bellte noch: „Arschloch!“
„Also, komme mir nicht mit Schweigepflicht, das ist nämlich Bullshit.“
Er konnte selbst über den Lärm des Motors hinweg hören, wie Victoria heftig die Luft einsog. Sie rang mit sich, doch Mangope kannte seine Schwester, er wusste, dass sie früher oder später zu reden beginnen würde.
Zumindest hoffte er das.
„Wir vertreten einen Mandanten, der gegen Ernest van der Vaal klagt. Und er hat verdammt gute Aussichten, mit seiner Klage durchzukommen.“
„Reden wir von dem Ernest van der Vaal?“, fragte Mangope nach.
„Ja.“
„Scheiße.“ Mangope seufzte. Van der Vaal war der Pate Kapstadts, in jeder nennenswerten illegalen Aktion hatten er oder seine Mitarbeiter ihre Finger. Es war, als würde man einen Feldzug gegen die SACS auf heimischem Boden führen. Ein Kampf gegen Windmühlen und man saß in einem Rollstuhl ohne Bremsen. „Ich habe dich eine Menge Dinge gelehrt“, begann er und zwang sich selbst zur Ruhe, selbst wenn ihm nicht danach war. „Und eines der Dinge war, sich niemals mit Gegnern anzulegen, die man nicht besiegen kann. Niemals. Victoria, van der Vaal ist eine Nummer zu groß. Mindestens eine Nummer.“
„Walter, wir haben einen Videomitschnitt, wie er unseren Mandanten zusammengeschlagen hat! Und der Mandant muss bloß aussagen-“
„Wo war der Videomitschnitt?“
„Ich habe Kopien gemacht, wenn du das wissen willst. Mehrere.“
„Kluges Mädchen. Und der Mandant steht unter Schutz?“
„Ähm, er ist in einem unserer Häuser, die Adresse haben nur unsere Anwälte.“
„Und das sind wie viele? Zwanzig, dreißig?“
„Fünfundvierzig.“
Mangope hätte am liebsten das Gesicht in den Händen vergraben, doch zweihundertfünfzig Stundenkilometer hinderten ihn daran. So grunzte er bloß. „Ruf ihn an, wir schicken jemanden, der ihn abholt.“
Victoria nickte bloß, zog ihr Smartphone hervor und wählte die Nummer des Mandanten. Es geschah genau das, was Mangope sich schon gedacht hatte: niemand hob ab.
Er ist tot, dachte der Mann mit seiner bewegten Vergangenheit, die haben es bei Victoria versucht und sind dann weiter bis zum Mandanten. Vermutlich ein Unfall, der keiner ist.
„Ich erreiche ihn nicht.“
„Alles andere hätte mich überrascht.“
„Wieso das?“
„Schwesterherz, das sind Profis, nachdem wir bei dir aufgetaucht sind, wussten sie, dass man über dich den Prozess nicht platzen lassen kann. Also muss der Kläger weg. Er ist hundertprozentig tot, die Frage ist bloß, wie sehr dieser Videomitschnitt van der Vaal belastet. Wie gut ist der?“
„Gut genug. Ein Fälschungsvorwurf wäre vor Gericht ausgeschlossen.“
„Dann brauchen wir eine dieser Kopien. Wo hast du sie gelagert?“
„Eine in meinem Büro, eine in meinem Haus und die dritte habe ich im Blumenbeet vergraben.“ Sie rang sich ein dünnes Lächeln ab. Von Mangope hatte so gewisse Dinge auf seine Schwester
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