Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
entdeckt man immer mehr Hinweise darauf, dass mit dem Partner von Anfang an etwas nicht gestimmt hat. Dies wirkt sich auch negativ auf die Beziehung selbst aus. Auch diese wird negativ umgeschrieben. Durch die zunehmende Negativbilanzierung der Partnerschaft beginnt auch eine Distanzierung von ihr. Dadurch wiederum lockert sich die Identifikation mit der Partnerschaft, die eine wichtige Grundlage einer stabilen und glücklichen Beziehung darstellt. Die Zufriedenheit mit der Beziehung sinkt, andere Partner gewinnen an Attraktivität, Trennungsgedanken nehmen zu. Am Ende steht schließlich der Rückzug. Die Partner vermeiden den Blickkontakt, geben keine Antwort, wenden sich ab oder stehen einfach auf und verlassen den Raum.
Info: Zusammenfassung der Kennzeichen und Ergebnisse des Zwangsprozesses
Enttäuschungen und Konflikte überschreiten ein kritisches Maß
Der positive Austausch nimmt ab
Der Austausch negativer Verhaltensweisen erhöht sich
Negative Gefühle nehmen zu
Negative Zuschreibungen häufen sich
Die Qualität der Beziehung verschlechtert sich
Die Bilanzierung der Beziehung fällt zunehmend negativ aus
Es kommt zu Richtungskämpfen
Es findet immer weniger eine erfolgreiche Konfliktlösung statt
Die Kommunikation ist reduziert und destruktiv
Die gegenseitige Attraktivität nimmt ab
Die Identifikation mit der Beziehung lässt nach
Die Zufriedenheit mit der Beziehung sinkt
Alternativen werden attraktiv
Streit oder Rückzug ist vorherrschend
Trennung wird Thema
Quelle: Schindler et al., 1998
Die deutlichsten Signale für die Verschlechterung und Talfahrt einer Beziehung findet man in der Kommunikation der Partner. Die Merkmale hierfür sind Kritik, Verteidigungshaltung, Rückzug, Verachtung und aggressive Machtdemonstration (J. Gottman, 1995). Steuert man nicht beizeiten aktiv dagegen, vergiften sie die Beziehung und ruinieren sie Schritt für Schritt.
Kritik
In dem Maße, wie die Gewohnheit in einer Beziehung um sich greift und behutsam vorgetragene Beschwerden nichts fruchten, kommt auf leisen Sohlen die Kritik ins Spiel. Aber was ist so schlimm an einer Kritik? Während eine Beschwerde sich auf einekonkrete Handlung des Partners bezieht, attackiert eine Kritik die Person. Die Beschwerde beschränkt sich auf das Hier und Jetzt, Kritik ist allumfassend, und ihre Lieblingsvokabeln lauten »immer«, »nie«, »wieder mal« und »das Problem mit dir ist…«. Solche Rundumschlag-Kritik ist nicht nur äußerst verletzend, sondern löst reflexartig heftige Gegenreaktionen aus. Damit aber ist der Streit vorprogrammiert. Denn wer ist schon so gelassen, um auf persönliche Kritik noch freundlich zu reagieren. Da die meisten Paargespräche von Frauen gestartet werden, sind es meist sie, die das Gespräch mit einem »groben Auftakt« beginnen: einem Vorwurf, einer Anklage, einer Zuschreibung.
Verteidigungshaltung
Kritik provoziert ein typisches Verhalten – die Verteidigung. Und weil das allzu menschlich ist, dauert es meist nicht lange, bis sich der zweite Untergangsbote in die Partnerschaft einnistet. Bei der Verteidigungshaltung oder Rechtfertigung ist meist das »Ja – aber« mit eingebaut: »Ja, ich sehe das ein, aber...« Rechtfertigung ist eine ziemlich sichere Strategie, um die Konflikte eskalieren zu lassen. Durch die Verteidigungshaltung wird ein wichtiges deeskalierendes Element übersprungen: Man signalisiert damit nicht, dass man den Ärger des Partners verstehen möchte. Die Folge: Der »Angreifer« fühlt sich nicht ernst genommen und setzt noch eins drauf. So schaukelt sich die Situation weiter auf.
Rückzug
Der Partner blockt Wünsche und Anliegen des anderen ab: »Das ist dein Problem, nicht meins!« Oder er reagiert gar nicht auf den Vorwurf. Er sitzt da wie versteinert und regt sich nicht. Indem sich die Partner voneinander abwenden, gehen sie zwar einem Streit aus dem Weg, aber ebenso ihrer Partnerschaft. Meist sind es Männer, die den Rückzug antreten.
Verachtung
Mit der Verachtung kommt eine neue Qualität in die Partnerschaft. Sie zielt nicht einfach nur darauf ab, das Verhalten des Partners zu kritisieren oder sich selbst gegen Kritik zu verteidigen. Jetzt geht es darum, den anderen zu verletzen, und zwar bewusst. Verachtung kommt immer von oben herab und beinhaltet eine offene oder versteckte Beleidigung. Damit wird die andere Person herabgesetzt, sie befindet sich dann auf einer Ebene unter einem. Sie drückt sich aus durch Sarkasmus, Zynismus oder respektlosen Spott. Aber auch ein
Weitere Kostenlose Bücher