Gehen oder bleiben? - Entscheidungshilfe für Paare
Blick und ein Augenrollen können dem Partner die tiefe Abneigung spüren lassen. Verachtung will keine Probleme lösen, sondern verletzen und schädigen. Sie nährt sich aus lange schwelenden negativen Gedanken über den Partner.
Aggressive Machtdemonstration
Man stellt den anderen vor vollendete Tatsachen, trifft einseitige Entscheidungen, eventuell sogar noch hinter dessen Rücken. Man signalisiert dem Partner: »Wie auch immer du reagieren wirst, es wird mich nicht beeindrucken und mich nicht von meinem Handeln abbringen.« Damit zeigt man ihm, dass man nicht mehr bereit ist, Rücksicht zu nehmen. Machtdemonstration provoziert Ärger und verletzt. Anstelle des »Wir« tritt das »Ich«. Diese Form des Egoismus untergräbt jede Partnerschaft.
Einzelne Merkmale dieses Umgangs findet man bei vielen Paaren in Phasen der Verschlechterung ihrer Beziehung. Das bedeutet natürlich nicht, dass man damit unabwendbar auf dem Weg zur Trennung ist. Wenn sich diese Merkmale jedoch erst einmal festgesetzt haben, geht der Weg jedoch meist steil bergab. Paare sollten sie als ernste Warnsignale erkennen und ihnen rechtzeitig entgegenarbeiten.
Anklagen und Herabsetzungen sind in der Regel nur verzweifelte Hilferufe, mit denen man dem Partner die Dringlichkeit seines Anliegens zeigen will. Sie bewirken fatalerweise aber genau das Gegenteil,weil dieser sie als Strafaktion erlebt, mit denen er zu einem bestimmten Verhalten gezwungen werden soll. Partner möchten aber gerne selbst entscheiden, was sie tun oder lassen – heute mehr denn je. Ist der »Point auf no return« erreicht, kann man nämlich nichts mehr machen. Dann ist eine Rettung der Beziehung nicht mehr möglich.
Es sind vier Phasen, die das Endstadium einer Partnerschaft ausmachen (Gottman, 1995):
Phase 1
Die Partner haben das Gefühl, dass die partnerschaftlichen Probleme sowohl schwerwiegend als auch unlösbar sind. Sie leiden unter diesen Problemen, alles erscheint negativ und ausweglos.
Phase 2
Die Partner sehen keinen Sinn mehr darin, die Probleme zu besprechen. Sie haben die Hoffnung verloren, dass Gespräche helfen könnten.
Phase 3
Die Partner leben mehr und mehr nebeneinanderher. Jeder macht sein eigenes Ding, und es gibt nur noch weniges, was sie gemeinsam machen und was sie miteinander verbindet.
Phase 4
Die Partner sind einsam zu zweit: Sie fühlen sich unverstanden, nicht wahrgenommen und sehnen sich nach Nähe und Verständnis. An diesem Punkt angelangt, suchen viele die fehlende Nähe und Anerkennung in einer Affäre oder einer neuen Beziehung.
Für viele Paare verläuft der Weg vom Liebesglück zum Liebesleid als ein schleichender Zerfall der Partnerschaft, bei dem sich die Partner immer weiter auseinanderleben und sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln.
PHASENCHECK
Prüfen Sie anhand der vier Phasen, ob eine oder mehrere auf Ihre Partnerschaft zutreffen. Befindet sich Ihre Partnerschaft noch in Phase 1, oder schon in Phase 2, 3 oder 4? Was empfinden Sie dabei? Geben Sie Ihrer Beziehung einen Namen, auf den Sie sich beide einigen können, wie z.B. eine »auf den Hund gekommene Beziehung« oder eine »vernachlässigte Beziehung«. Stellen Sie sich vor, Ihre Beziehung wäre eine Person – wie würde sich diese wohl fühlen? Was bräuchte Sie von Ihnen und Ihrem Partner?
⇒ Wollen Sie gegensteuern?
☐ Ja? ☐ Nein? ☐ Ich weiß nicht?
Wenn keine dieser Phasen zutrifft, befindet sich Ihre Beziehung noch vor dem Endstadium. Sie können aufatmen, dürfen aber nicht die Hände in den Schoß legen.
Überprüfen Sie Ihre partnerschaftliche Kommunikation
Um festzustellen, ob und in welchem Umfang Ihre partnerschaftliche Kommunikation die beschriebenen Merkmale aufweist, können Sie folgende Übung durchführen:
CHECK: PARTNERKOMMUNIKATION
Nehmen Sie die Kommunikation zwischen Ihnen und Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin zwei Wochen lang unter die Lupe. Hierfür benötigen Sie ein DIN-A4-Blatt Papier und etwas zu schreiben. Teilen Sie das Blatt der Länge nach in 4 Spalten. Schreiben Sie in die erste Spalte untereinander die Begriffe Kritik, Verteidigungshaltung, Rückzug, Verachtung und Machtdemonstration. In die nächste Spalte rechts davon schreiben Sie »trifft kaum zu«. In die nächste Spalte schreiben Sie »trifft öfters zu« und in die letzte Spalte »trifft sehr oft zu«. Dann tragen Sie jeden Abend Ihre Beobachtungen ein.Beobachten Sie zunächst das Verhalten Ihres Partners oder Ihrer Partnerin, später auch Ihr eigenes
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