Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
Vom Netzwerk:
von der Universität Oxford hat erwachsenen Testpersonen Fotos von Kindern und
     Erwachsenen gezeigt und die Reaktion des Gehirns mittels der Magnetenzephalographie sichtbar gemacht, einer bildgebenden Technik,
     die Gehirnaktivitäten in Millisekunden darstellen kann. Auf Kinderbilder erfolgte die Reaktion in einer Siebtelsekunde. Unser
     Gehirn hat, so Kringelbach, die eingebaute Fähigkeit, Kindergesichter als etwas Besonderes wahrzunehmen.
    Der Grund dafür, dass Neugeborene eine so überzeugende Wirkung haben, liegt auf der Hand. Letztlich, wie bei so vielen Dingen
     im Leben, geht es um Werbung. Schimpansenbabys jammern, Möwenküken kreischen, die Larven der Totengräberkäfer klopfen gegen
     die Beine der Elterntiere.
    Im gesamten Tierreich verstehen sich Neugeborene auf perfekte Tricks, um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu wecken. Mit einer
     Vielzahl raffinierter Schlüsselreize verschaffen sie sich Nahrung und Pflege und verhindern aggressives Verhalten erwachsener
     Artgenossen.
    Solche werbenden Signale sind von eminenter Bedeutung. Auch wenn wir uns nicht daran erinnern, irgendwann traten wir alle
     ins Leben: alleine, ohne Unterstützung, völlig ungeschützt und extrem verletzlich. Es war ein ziemlich riskantes Manöver,
     wenn man bedenkt, mit welchen Herausforderungen wir von Anfang an konfrontiert waren. Vom ersten Augenblick an mussten wir
     auf irgendeine Art unsere Umgebung beeinflussen – ohne Sprache, ohne empathische Fähigkeiten, ohne Kontrolle über auch nur
     die grundlegendsten körperlichen Funktionen. Jemand sollte und musste sich um uns kümmern. Und irgendwie mussten wir die anderen
     davon überzeugen, dass auch sie etwas davon haben.
    Heute erscheint uns das alles selbstverständlich, schließlich haben wir es ja geschafft. Das hatten wir nicht uns selbst zu
     verdanken, sondern der genialen Einrichtung der natürlichen Auslese. Sie stand uns als biologischer Anwalt zur Seite und hat
     uns nicht nur
ein
Instrument – nämlich unserer Umgebung mit unserem Geschrei die Hölle heiß zu machen – mit auf den Weg gegeben, sondern gleich
     drei. Es sind drei unwiderstehliche Schlüsselreize:
die Fähigkeit, sich akustisch unüberhörbar bemerkbar zu machen
eine unübertreffbare Niedlichkeit (die später im Leben auch noch hilfreich sein kann, wenn man sie lange genug aufrechterhalten
     kann)
die hypnotische Fähigkeit zum Blickkontakt
    Präziser kann Überzeugung nicht wirken.
     
    Wir werden in diesem Kapitel die Ursprünge sozialer Beeinflussung weiterverfolgen, die Urgeschichte und Abstammung unserer
     Fähigkeit, anderen auf irgendeine Weise den Kopf zu verdrehen, ihr Denken und Verhalten zu ändern. Lassen Sie uns dazu die
     Schlüsselreize der Beeinflussung durch Neugeborene noch etwas eingehender untersuchen. Was genau macht das Babygeschrei zu
     einem so besonderen Geräusch? Wieso hat dieser einfache, nichtverbale Akt solche Macht über uns? Was macht Babygesichter so
     unwiderstehlich? Warten Sie’s ab!
    Auf Töne getrimmt
    Sekundenschnelle Beeinflussung erleben wir im Bereich menschlicher Interaktionen nicht sehr häufig. Anders als Tiere brauchen
     wir meist etwas mehr Zeit. Das kommt vorrangig daher, dass wir ein so großes Gehirn haben. Wir haben die Fähigkeit zu lernen,
     nachzudenken, zu entscheiden – und anschließend auch darüber zu reden. Doch entlang der Pfade, über die uns unser Gehirn führt,
     lauern Rudimente der Vergangenheit, uralte, stillgelegte Elemente, die manchmal wieder zum Leben erwachen können. Bestimmte
     Arten der Kommunikation, bestimmte Mittel der Interaktion können uns auch heute noch dazu bringen zu handeln, ohne auch nur
     nachzudenken – wegen ihrer übermäßigen Bedeutung in der Geschichte der Evolution. Es gibt Momente in unserem Leben, in denen
     unser Hirn die Vernunft einfach aushebelt.
    Im Jahr 1998 erteilte das Pentagon Pam Dalton vom Monell Chemical Senses Centre in Philadelphia einen ziemlich ungewöhnlichen
     Auftrag: Die U S-Regierung hatte von der Möglichkeit gehört, soziale Unruhen durch Gerüche in den Griff zu bekommen durch Attacken auf unser olfaktorisches
     System. Und Dalton bekam den Auftrag für das gefährlichste chemische Experiment der Weltgeschichte. Sie sollte ein absolut
     widerliches Duftbukett entwickeln. Gibt es, fragten hohe Beamte des U S-Verteidigungsministeriums , etwas, das so fürchterlich stinkt, dassman eine tobende Menge damit augenblicklich auseinandertreibt?
    Dalton fand so einen

Weitere Kostenlose Bücher