Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.
ausüben, ist unser Gehirn aktiv. Und je öfter wir sie ausüben, desto leichter und routinierter absolvieren wir diese Tätigkeiten. Heute wissen wir, dass durch die Wiederholungen die entsprechenden Strukturen im Gehirn verändert werden. Das scheint bei den Meditierenden nicht grundlegend anders zu sein. In mehreren Studien haben wir in den letzten Jahren die neurologischen Prozesse untersucht, die diesen Veränderungen zugrunde liegen. Die Ergebnisse dieser Studien untermauern die Feststellung, dass das mentale Training zu Verbesserungen kognitiver Funktionen führt und mit Veränderungen in der Architektur bestimmter Hirnareale einhergeht.
Die Kollegin Amishi Jha von der Universität in Pennsylvania hat gezeigt, dass verschiedene Aufmerksamkeitsnetzwerke durch Meditationsübung trainiert werden. Sie konnte zeigen, dass geübte Meditierende im Vergleich zu den ungeübten Versuchsteilnehmern eine bessere Leistung im Ausblenden von ablenkenden Störreizen aufweisen. Ihre Konzentrationsfähigkeit wächst, ein angepeiltes Ziel kann leichter verfolgt werden. Eine der Hirnregionen, die diese Aufmerksamkeitsfunktion unterstützt, ist der sogenannte anteriore cinguläre Kortex. Vermutlich kann die Aktivierung dieser Region durch wiederholtes Üben
regelrecht trainiert werden. Und tatsächlich fanden wir in einer Gießener Studie mit dem Kernspintomografen, dass Meditierende dort eine stärkere Aktivierung aufweisen als ungeübte Kontrollpersonen.
Auch die physiologische Basis des Mitgefühls für andere Menschen scheint durch ein entsprechendes Meditationstraining gestärkt werden zu können. Erst vor ein paar Tagen wurde dazu eine interessante Studie aus der Arbeitsgruppe von Richard Davidson in Wisconsin veröffentlicht. Diese zeigt klar: Tibetische Mönche, die in der Meditation die Empfindung des Mitgefühls kultivieren, zeigen eine deutlich stärkere Aktivierung in entsprechenden Hirnregionen, wenn ihnen traurige oder leidende menschliche Laute präsentiert werden.
Die Effekte regelmäßigen Meditationstrainings lassen sich aber nicht nur zeigen, indem man auf den Bildern die Aktivierung ganz bestimmter Hirnareale verfolgt. Sie zeigen sich auch in Form struktureller Besonderheiten des Gehirns. So ergab der Vergleich von Meditierenden und Nichtmeditierenden eine deutlich höhere Konzentration grauer Substanz in verschiedenen Hirnarealen bei den Meditierenden. Die graue Substanz im Gehirn ist die Schicht, in der unter anderem die Zellkörper der Nervenzellen lokalisiert sind. Allgemein wird angenommen: Eine dickere Schicht beziehungsweise eine größere Konzentration an grauer Substanz verbessert die jeweilige Funktion des Hirnareals. Bei den Regionen, die wir bei den Meditierenden verändert fanden, handelt es sich um Areale, deren Funktionen durch das mentale Training gefördert werden.
Insbesondere zeigen sich Effekte im insulären Kortex, in dem Signale aus dem Körperinnern repräsentiert werden, sowie im Hippocampus. Dieser spielt eine ganz wichtige Rolle für das Langzeitgedächtnis und - als Teil des Limbischen Systems - für die Emotionen. Interessante Veränderungen bei den Meditierenden fanden wir zudem in einer Region, die für das Regulieren von Emotionen zuständig ist - dem orbitofrontalen Kortex. Dieses Areal unterstützt das Umlernen von Emotionen. Löst etwa eine Situation bei einem Menschen normalerweise Angst aus, dann ist es diese Region, die daran beteiligt ist, wenn der Betreffende lernt, auf die gleiche Situation eine andere, positive Gefühlsreaktion zu entwickeln. Es gibt erste Hinweise darauf, dass Meditation hier ebenfalls strukturelle Veränderungen bewirkt. Ganz konkret: Je mehr Zeit die Praktizierenden in ihr Meditationstraining investieren, desto größer ist offensichtlich die Konzentration grauer Substanz in dieser Hirnregion. Möglicherweise ist es diese Veränderung im Volumen und damit in der Verschaltung, die den Meditierenden hilft, die Umwelt mit »neuen Augen zu sehen« und eingefahrene emotionale Reaktionsmuster durch eine offene, wohlwollende Haltung zu ersetzen - eine geistige Flexibilität, die bei vielen mit zunehmendem Alter nachlässt.
Tatsächlich führen degenerative Prozesse im Alter zu einem Verlust vor allem an grauer Substanz. Insbesondere Regionen im vorderen Teil - den frontalen Regionen - des Hirns sind von dem Abbau betroffen. Dieser Verlust an grauer Substanz geht mit kognitiven Verschlechterungen einher. So gehen die Leistungen alter Menschen zum
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