Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.
Nervenstimulatoren in der Umgebung der Halsschlagader operativ eingepflanzt werden, und alle Arten von physikalischen und homöopathischen Verfahren, die über keinerlei Nachweis ihrer Wirksamkeit verfügen. Die völlig nebenwirkungsfreie Neurofeedbackbehandlung aber wird nicht ersetzt.
Die herrschende Ideologie der Medizin und des Gesundheitssystems verbietet geradezu das Prinzip des Hirntrainings: dass eine körperliche Erkrankung durch Lernen und Training therapierbar ist; zwar wird das Lippenbekenntnis »mens sana in corpore sano« (Geist gesund, Körper gesund) gern benutzt, aber nicht angewandt. Abgesehen davon, dass die Ausbildung zum Mediziner keinerlei Methodenkenntnisse über Lernen und Training von Organregulation vermittelt. Psychotherapeuten, Psychologen und Pädagogen - Berufsgruppen, deren Handeln auf den Prinzipien von Lernen und Hirnplastizität beruht -, haben ihre Berufswahl meist mit einer antitechnologischen Geisteshaltung verbunden: Die angebliche »Unmenschlichkeit moderner Apparatemedizin« motiviert zu seelenvollem Geplapper in bequemen Psychotherapie-und Entspannungsstühlen; beide Berufsgruppen, Mediziner und psychosoziale Berufe, scheiden also aus, um als energische und qualifizierte Antragsteller für schwierige, langwierige, teure und interdisziplinäre klinische Studien aufzutreten.
Die Deutsche Forschungsgesellschaft bewilligte dieses Jahr erstmals eine Multizenterstudie zur kindlichen Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörung, in der die verschiedenen Therapieansätze mit Neurofeedback verglichen werden. Aber auch in den Vereinigten Staaten besinnt man sich jetzt: Das National Institute of Drug Abuse hat auf Initiative ihrer Direktorin Nora Volkow, der Enkelin Leo Trotzkis, zusammen mit uns eine viele Millionen Euro umfassende Forschungsinitiative geschaffen, deren Ziel die gelernte Beeinflussung von Hirnregionen zur Beseitigung von exzessivem Verlangen bei Abhängigen ist. Dabei wird funktionelle Resonanztomografie als Methode verwendet, sie erlaubt, auch in der Tiefe des Gehirns gelegene subkortikale Anteile, die verantwortlich für die Sucht sind, zu erfassen und zu trainieren. Die Versuchsperson in der Röhre des Tomografen beobachtet auf einem Bildschirm beispielsweise einen sich in Farbe und Höhe verändernden Pfeil. Der Pfeil zeigt an, wie stark in diesem Moment ein Hirnteil, der für süchtiges Verlangen zuständig ist (bei Nikotinsucht die vordere Inselregion), durchblutet wird. Sie wird aufgefordert, diesen Pfeil durch Gedanken oder Gefühlsvorstellungen zu erniedrigen. Erniedrigung der Aktivität dieser Hirnstrukturen führt so zur Reduktion von Verlangen in Gegenwart von Reizen. Die Personen erlernen innerhalb weniger Stunden mithilfe der Rückmeldung, des Feedbacks der Pfeile, diesen Hirnteil willentlich zu aktivieren oder zu deaktivieren. Beherrschen sie das Rückmeldesystem, werden sie mit den Hinweisreizen für Rauchen konfrontiert und müssen gleichzeitig ihre Inselregion deaktivieren. Auf diesem Weg
wird die enge assoziative Bindung zwischen den Auslösern für das Rauchen und der erwünschten Belohnung gelöst.
Mit diesem Kernspin-Biofeedback-System lässt sich fast jeder Hirnteil, auch die in der Tiefe des Gehirns liegenden emotionalen und motivationalen Regionen, trainieren. Besonders attraktiv ist an diesem Verfahren, dass man auch Verbindungen zwischen mehreren Hirnteilen - an Verhalten sind immer mehrere Regionen beteiligt - zu beeinflussen erlernen kann. Gerade für Patienten mit Gedächtnisstörungen durch die Alzheimer-Krankheit könnte dieses Training eines Tages zu einer Verlagerung oder sogar zum Stillstand der Abbauprozesse führen. Dürfen wir also auf Einsicht in einer Gesellschaft und Wissenschaft hoffen, die Geist und Psyche immer noch als eigenständige positive Kraft sehen, die sich über die Niederungen der Hirnphysik erheben kann?
Abb 2
Kreuz und quer studieren für das Gehirn: In diesem Suchrätsel sind waagrecht und senkrecht 36 Wörter versteckt, aus denen sich anschließend 18 zusammengesetzte Wörter bilden lassen.
Abbildung: Bundesverband Gedächtnistraining e.V.
Abb 3
Die Lösungen für beide Rätselaufgaben finden Sie im Anhang.
Der Tanz der Phantome
Schon beim Zuschauen kommt das Gehirn an den richtigen
Stellen auf Touren: Spiegelneurone werden aktiv. Sie sorgen
dafür, dass das Lernen leichter fällt und wir uns oft über uns
selbst wundern.
Von Vera F. Birkenbihl
W ie essen Sie Spaghetti? Rollen Sie
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