Gehorche mir!
dich.“
Celia lachte. „Stolto! Du Schwachkopf.“ Roberto war durch und durch schwul, aber er liebte es, den charmanten Herzensbrecher zu spielen.
„Was plätschert da?“, wollte er wissen.
„Ich liege in der Badewanne.“
„Das musst du mir genau beschreiben. Ist deine Badewanne freistehend oder so ein langweiliges, unromantisches Einbauteil mit Fliesenrand? Hast du die Haare hochgesteckt, oder lässt du sie im Wasser treiben wie eine Meerjungfrau? Bist du nackt oder trägst du Handschuhe?“
„Entgegen anderslautender Gerüchte trage ich keineswegs in jeder Lebenslage Handschuhe. Das Bad ist dunkelrot gekachelt. Die Wanne ist weiß und freistehend. Auf dem Fensterbrett links von mir stehen drei rote Stumpenkerzen, weil ich das Deckenlicht zu grell finde.“
„Ist es bei euch schon dunkel?“
„Dämmrig. Ich liege in einem Ölbad, das nach Ylang-Ylang duftet, und habe die Haare hochgesteckt.“
„Hört sich an wie etwas, dass ich gerne fotografieren würde. Und jetzt erzähl mir, wie du dich selbst befriedigst.“
Celia wurde rot und hielt den Hörer vom Ohr weg, damit Roberto nicht mitbekam, wie sie entsetzt aufkeuchte. Schließlich hatte sie sich genug gefangen, um zu sagen: „Das hatte ich nicht vor.“
„Oh, dann hast du mein Abschiedsgeschenk wohl noch nicht ausgepackt?“
„Nein, aber jetzt weiß ich nicht, ob ich mich noch trauen werde.“
Roberto lachte so laut, dass Celia fürchtete, er könnte damit ihr Badewasser zum Überschwappen bringen. „Du wirst es lieben, carissima. Und hoffentlich auch benutzen. Als Dekorationsgegenstand wäre es die reinste Verschwendung. Außerdem brauchst du ein bisschen Spaß. Du bist viel zu sehr in deine Arbeit verliebt. Versprich mir, etwas lockerer zu werden.“
„Va bene. Ich werde es versuchen. Melde dich mal wieder, Roberto.“
„Mache ich. Ciao, Celia.“
Sie drückte die Auflegetaste und drehte das heiße Wasser an. Wärme war alles, wonach sie sich jetzt sehnte.
Sie mochte es, wie Roberto ihren Namen aussprach. Es war wirklich sehr, sehr schade, dass er nicht an Frauen interessiert war, denn er war der erste Mann seit langem, den Celia sich als Liebhaber hätte vorstellen können. Er war einfühlsam und lustig und ein bisschen teddybärig. Leanne hätte ihn als Softie bezeichnet.
Sofort kreisten Celias Gedanken wieder um Leanne. Es konnte nur eine Erklärung geben: Ihre Freundin war mal wieder schwach geworden. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie einem Mann derart verfiel, dass sie alles um sich herum vergaß, bei der Arbeit durch Stimmungsschwankungen auffiel und Verabredungen sausen ließ.
Dummerweise hatte Leanne eine erschreckende Begabung, sich genau die falschen Männer auszusuchen. Ihre letzte Eroberung war fast zwanzig Jahre älter gewesen als sie. Er hieß Mark und war in Celias Augen ein herrischer, selbstgerechter, aufgeblasener Wichtigtuer, der sich an Leannes jugendlicher Zartheit aufgeilte und es genoss, sie herumzukommandieren. Celia hatte Leanne erst behutsam, dann immer deutlicher zu verstehen gegeben, was sie von Mark hielt, doch das schien ihn in Leannes Augen nur noch reizvoller zu machen. „Ich mag nun mal dominante Männer und keine Weicheier.“
„Dominant? Er ist einfach ein Pascha.“
„Du verstehst das nicht. Es ist etwas Sexuelles. Seine strenge Art erregt mich.“
„Was ist daran erregend, wenn ein Mann dir zusieht, während du nackt seinen Fußboden schrubbst?“
Solche fruchtlosen Diskussionen hatten sie immer wieder geführt. Celia war nichts anderes übrig geblieben, als die Sache auszusitzen und für Leanne da zu sein, als Mark endlich zu weit gegangen war und sie vor seinen Freunden als seine Putzfrau ausgegeben hatte, weil sie nicht vornehm genug war, um als Freundin durchzugehen.
Das hatte Leanne die Augen geöffnet, und sie hatte sich an Celias Schulter ausgeweint, entsetzt über ihre eigene Naivität.
Wer auch immer der Kerl war, dem Leanne sich jetzt hingab, er würde sich früher oder später als Ausbeuterischer oder Schlimmeres entpuppen. Leanne hatte noch nie Glück mit Männern gehabt, weil sie nach den falschen Qualitäten Ausschau hielt.
Einen feinfühligen Mann wie Roberto hätte sie jedenfalls keines Blickes gewürdigt.
Als Celia sich eine halbe Stunde später in ihrem Bett unter die verkrumpelten Laken gleiten ließ und sich schnell auf der Seite zusammenrollte, um die beim Baden gespeicherte Körperwärme gegen die kühle Matratze zu verteidigen, fühlte sie sich
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