Geht's noch?
mein Verhalten, immer all eure Wünsche und Bedürfnisse direkt so zu erfüllen, wie ihr es wolltet, mein eigenes Leben vernachlässigt habe.«
»Das sehe ich auch so«, sagte Sabrina leise. »Es ist mir schon eine Weile klar. Aber alte Gewohnheiten sind einfach so schwer abzustellen.«
Er lächelte seine kleine Schwester an. »Wem sagst du das?«
»Also, worauf willst du hinaus?«, sagte sie.
»Dass es für jeden von euch Zeit wird, sein eigenes Leben zu leben.«
»Haben wir das vielleicht nicht?«, fragte Cassandra.
Das Traurige war, dass sie ihren Worten glaubte, wie Roper genau wusste, weshalb ihm noch schwerer auszusprechen fiel, was nun gesagt werden musste. »Nein, das habt ihr nicht. Wenn ich in einer Besprechung war und einer von euch rief an, hab ich alles stehen und liegen gelassen. Wenn ich ein Date hatte und ihr brauchtet mich, bin ich gekommen. Versteht mich nicht falsch, ich habe das getan, weil ich es wollte …«
»Und jetzt willst du nicht mehr?«, fragte seine Mutter beleidigt.
Er wollte schon antworten, dass er selbstverständlich noch immer wollte, er es nur einfach nicht mehr konnte, aber das wäre eine Lüge gewesen und er hatte sich und Amy geschworen – obwohl sie von dem Schwur gar nichts mitbekommen hatte –, dass er vollkommen aufrichtig sein würde. Jedem Einzelnen von ihnen zuliebe, auch seiner Mutter.
»Nein, Mom, jetzt will ich nicht mehr. Ich möchte mich ganz auf meine Karriere konzentrieren. Die Zeit in dem Gästehaus hat mir gezeigt, welch große mentale und körperliche Wirkung das Fehlen von Stress auf mich hat.«
»Daran ist bloß diese Frau schuld.«
»Das ist nicht fair, Mom. Und es ist auch nicht wahr. Außerdem dachte ich, dir gefällt Amy. Du hast selbst gesagt, sie sei intelligent genug, um es mit John aufnehmen
zu können, und würde dich nicht so langweilen, wie die Schnepfen, mit denen er vorher herumgelaufen ist.« Sabrina warf ihm einen entschuldigenden Blick zu. »Versteh das bitte nicht falsch«, sagte sie.
»Schon in Ordnung. Und ich bin froh, dass Amy dir gefällt, denn wenn es nach mir geht, werde ich sie noch lange, lange Zeit um mich haben.«
Sabrina stieß ein erstauntes Huch aus, lief zu Roper und umarmte ihn. »Ich hoffe, du findest das gleiche Glück, das wir gefunden haben«, sagte sie mit einem Seitenblick auf Kevin.
Seine Mutter blieb stumm. Sie war eingeschnappt.
Dabei war Roper noch gar nicht zu Ende.
»Danke«, sagte er zu seiner Schwester. »Wir werden sehen. Zwischen uns bleibt noch eine Menge zu klären.« Eine Untertreibung, wie er sie noch selten gehört hatte. »Nun, nur um zu verdeutlichen, was das für jeden von euch bedeutet.«
»Na, sag schon«, meinte Cassandra, die sich in die Ecke der Couch kuschelte und schmollte wie ein bockiges Kind.
Jetzt erkannte er, welchen Bärendienst er seiner Mutter erwiesen hatte, indem er stets auf den leisesten Wink von ihr gehorcht hatte. Er hatte ihr nie die Möglichkeit gegeben, auf eigenen Beinen zu stehen. Hoffentlich würde ihr dies nun gelingen, und sie würde nicht ihre Hilfsbedürftigkeit einfach von Roper auf Harrison übertragen.
»Ich liebe dich, Mom, und ich werde für dich da
sein, wenn du mich brauchst. Ich möchte mich mit dir treffen, möchte mit dir zum Lunch oder zum Abendessen gehen und möchte, dass du mich anrufst, wenn du dich unterhalten möchtest.«
»Aber?«, fragte sie.
»Aber du kannst nicht länger erwarten, dass ich alles stehen und liegen lasse, um irgendwelche Dinge für dich zu regeln oder um dir jedes Mal auf den Rücken zu klopfen, wenn du dich über Harrison geärgert hast. Du bist eine erwachsene Frau mit einer neuen Karriere, und es wird dir letztlich einen Riesenspaß machen.«
Harrison applaudierte.
Roper verzog das Gesicht. »Du wirst nun außerdem in der Lage sein, finanziell für dich selbst zu sorgen, und ich hoffe, die damit verbundene Eigenständigkeit wird dir gefallen. Verschließe bitte nicht die Augen vor neuen, sich öffnenden Möglichkeiten und Rollen. Akzeptiere und bejahe, wer du bist und was du in der Gegenwart vollbringen kannst, nicht was du vor zwanzig Jahren getan hast«, sagte er und hoffte, sie würde die Zuneigung und den Respekt in seiner Stimme hören. »Amerika wird dich für deine Rolle in dieser Serie lieben. Es werden sich dadurch alle möglichen neuen Chancen für dich ergeben. Also sei nicht so dickköpfig, wie du dich gegenüber Harrison verhalten hast. Ich wette, du wirst es in vollen Zügen genießen, was dir
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