Geht's noch?
dabei verspürt hatten, war verschwunden. »Was macht deine Familie?«, fragte sie schließlich, als sie die unangenehme Stille zwischen ihnen nicht länger ertrug.
»Gut, eigentlich.« Er wurde richtig munter bei der Frage. »Ich bin froh, dass du mich danach fragst, denn es hängt damit zusammen, weshalb ich mit dir sprechen wollte. Meine Mutter hat alle Hände voll zu tun mit Harrison und …«
Die plötzliche Melodie ihres Handys unterbrach ihn. Sie griff in ihre Manteltasche und nahm das Mobiltelefon heraus. »Entschuldige«, sagte sie, blickte auf das Display und sah eine 718er-Nummer, die sie nicht erkannte.
»Hallo?«
»Amy, hier ist Onkel Spencer«, sagte seine warme Stimme.
»Hi, Onkel Spencer«, erwiderte sie mehr für Roper, damit er wusste, mit wem sie sprach. »Was gibt’s?«, fragte sie.
Roper schob die Hände in seine Manteltaschen und wartete geduldig.
Ihr Onkel begann den Grund für seinen Anruf zu erklären und eine vertraute Panik fuhr ihr in die Knochen. »Mom ist wo ?«, schrie Amy.
Ein junges Pärchen, das gerade auf der Straße vorbei kam, drehte sich um und starrte sie an.
Roper trat sofort an ihre Seite und legte eine Hand auf ihre Schulter, eine freundschaftliche Geste, die sie zu schätzen wusste.
Gott, das durfte doch nicht wahr sein. Nicht hier, wo sie sich gerade ein perfekt abgesichertes, normales Leben aufgebaut hatte. Sie schloss einen Moment lang die Augen, bevor sie ihre Fassung wiedergewann.
»Ich komme sofort hin«, erklärte sie ihrem Onkel, dann wandte sie sich an Roper. »Meine Mutter und meine Tante werden am JFK-Flughafen vom Sicherheitsdienst festgehalten.«
Sie trat vom Bürgersteig hinunter auf die Fahrbahn und blickte sich nach einem freien Taxi um, das sie zum Flughafen bringen würde.
Roper fasste ihre Hand. »Ich habe meinen Wagen bei euch in der Tiefgarage stehen. Ich bring dich hin. Das ist billiger und geht schneller. Komm.«
Sie atmete tief ein und sah ihn an. »Danke«, sagte sie, erneut beeindruckt davon, wie er ohne langes Nachfragen half.
Er führte sie zum Bürogebäude von Hot Zone zurück, und sie nahmen den Fahrstuhl zur Tiefgarage.
»Ich wusste nicht einmal, dass meine Mutter in die Stadt kommen wollte. Offenbar sollte es eine Überraschung werden.« Und sie hatte auch nichts davon geahnt, dachte Amy. »Onkel Spencer hat einen Termin, den er unbedingt wahrnehmen muss, und deshalb hat er mich gebeten, sie da rauszuholen.«
»Und das werden wir auch«, beruhigte Roper sie.
Daran zweifelte auch Amy nicht. So gut ihre Mutter und ihre Tante darin waren, in Schwierigkeiten zu geraten, sie besaßen ebenso viel Talent darin, sich wieder herauszureden. Oder sich von Amy herausreden zu lassen. Dabei war sie sich ihres neuen Lebens hier so sicher gewesen, dass sie ihre Mutter in Florida nicht weiter im Blick behalten und diese damit einmal mehr gründlich unterschätzt hatte.
Roper reichte dem Parkwächter sein Ticket und wenige Minuten später waren sie auf dem Weg zum Flughafen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Amy das Gefühl, dass ihre Atmung wieder einsetzte.
»Fast hätte ich den Porsche genommen, aber ich dachte mir, es würde bei dem zähflüssigen Stop-and-Go-Verkehr keinen Sinn machen. So haben wir wenigstens Platz, sie auf der Rückbank unterzubringen. «
Sie nickte dankbar. Selbst in ihrer größten Aufregung war ihr nicht entgangen, wie schnell, ruhig und überlegt er zu reagieren vermochte. Welch ein Mann.
»Warum werden sie denn festgehalten?«, fragte er.
»Das hat mir Onkel Spencer nicht so richtig sagen wollen, was bei meiner Mutter und meiner Tante keine große Überraschung ist, aber ich bin sicher, wir werden den Grund früh genug erfahren.«
Trotz des dichten Verkehrs kamen sie stetig voran, und schon bald bogen sie in den Flughafen ein.
»Ich setz dich ab, parke den Wagen und treffe dich dann dort«, sagte er und hielt vor dem Terminal, deren Nummer ihr Onkel genannt hatte.
Sie biss sich auf die Unterlippe. »Du kannst mich ruhig absetzen und wieder fahren. Du wirst bestimmt noch etwas Wichtigeres vorhaben, da bin ich mir sicher, und …«
Er legte seine Hand auf ihre, und nichts hätte sie stärker beruhigen können als diese Berührung. »Es kann doch jetzt nichts Wichtigeres geben, als dir hier beizustehen«, versicherte er ihr.
Stark, beschützend und ermutigend. Roper musste einfach der perfekte Mann sein.
Zum ersten Mal wurde ihr aus eigener Anschauung bewusst, wie und warum es dazu hatte kommen können, dass
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