Geht's noch?
Zukunft fest angelegt. Für meine Zukunft.« Er richtete sich entschlossen
auf und sah dem Bruder, dem er selten eine Bitte abschlug, direkt in die Augen.
Dieses Fitnesscenterprojekt dürfte die einzige Sache gewesen sein, die Roper bereits von Beginn an abgelehnt und sich zu besprechen geweigert hatte – was bewies, dass er schon vor Amys Auftauchen versucht hatte, seinen Standpunkt zu vertreten.
»Und was ist mit mir? Was kann ich dafür, dass mir das Talent fehlt, es so weit wie du zu bringen?« Bens Stimme wurde weinerlich, und sein Gesicht nahm einen beleidigten Ausdruck an.
»Genau darüber wollte ich ja hier mit dir und den anderen sprechen. Selbst wenn ich das Geld flüssig hätte, würde ich es dir nicht geben. Es wird Zeit für dich, auf eigenen Füßen zu stehen. Du magst dich vielleicht nicht in den Majors durchsetzen können, aber du hast genügend andere Talente und Fähigkeiten. Allemal genug, um zu arbeiten und für dein eigenes Auskommen sorgen zu können. In Wahrheit sogar weit mehr als nur für dein Auskommen.«
Ben verzog das Gesicht. »Oje, jetzt geht das wieder los. Die ewige Warum-übernimmst-du-nicht-einen-Coaching-Job-an-der-Highschool-Ansprache. «
»Und warum übernimmst du ihn nicht?«
»Weil ich mir dafür zu schade bin. Aber du kannst natürlich nicht verstehen, wie es ist, wenn sich jeder Traum zerschlägt oder wenn man einfach scheitert, wie denn auch?«
Darüber musste Roper lachen. »Das versteh ich besser,
als du denkst. Ich weiß genau, was es heißt, zu scheitern. Ich weiß, was es heißt, seine Familie und seine Mannschaftskameraden zu enttäuschen. Ich weiß, was es heißt, wenn die Fans einen ausbuhen und einen auf dem Feld mit irgendwelchen Dingen bewerfen. Ich werde von dem Mann auf der Straße ständig genauso kritisiert wie von den Presseleuten in Funk und Fernsehen. Ich könnte dir nicht eine Seite nennen, die nicht auf mir herumhacken würde, also erzähl mir nicht, ich wüsste nicht, was Scheitern oder Rückschläge erleiden bedeutet. Der Unterschied zwischen uns besteht nur darin, dass ich keine Angst habe, wieder in den Ring zu steigen. Um welche Herausforderung es auch immer gehen mag. Wenn ich meine Karriere heute beenden müsste, wäre ich verdammt froh über einen Coaching-Job an einer Schule, Ben. Und das ist kein Witz.« Ein heftiges Schnaufen entfuhr ihm. Er war verblüfft, wie unverblümt und entschieden er mit seinem Bruder umging.
Er musterte Ben, der ebenso verblüfft schien.
»Das lässt sich bestimmt leichter sagen, wenn man genügend Kleingeld auf der Bank hat«, brummte Ben.
Hatte er seinen Standpunkt noch immer nicht verstanden? Oder ignorierte er ihn bloß absichtlich, überlegte Roper.
»Ich habe dieses Geld auf der Bank eingezahlt.« Er stieß sich mit dem Daumen gegen die Brust. »Ich habe es verdient. Als dein Vater abgehauen ist und meiner nirgends zu finden war, hab ich mir ständig den Kopf
darüber zerbrochen, wie ich Verantwortung übernehmen und dafür sorgen konnte, dass die Familie über die Runden kommt. Also habe ich Rasen gemäht, während Mom arbeitete. Ich hab getan, was ich tun musste, und nie eine Gegenleistung erwartet. Aber jetzt erwarte ich sie. Nein, jetzt verlange ich sie von dir. Werd endlich erwachsen! Nimm dir einen Job und hör endlich auf, ständig mit hängendem Kopf herumzulaufen«, sagte Roper, und das Herz raste bei diesen Worten in seiner Brust.
Ben warf Roper einen Blick zu, als hätte dieser ihn geohrfeigt.
»Was ist denn hier drin los?«, fragte Cassandra und trat zu ihnen in die kleine Küche.
Roper sah seinen jüngeren Bruder an. »Nichts. Lass uns bitte noch eine Minute allein, ja, Mom?«
Cassandra nickte. »Sprecht nur ein wenig leiser, sonst werfen sie mich nämlich hier raus und dann …« Ihre Augen leuchteten auf. »Dann kann ich mir etwas suchen, wo Harrison mich nie vermuten würde!«, fuhr sie fort, an der spontanen Idee offensichtlich Gefallen findend.
Roper schüttelte seinen Kopf und stöhnte auf. »Denk an deinen Vertrag, Mom. Wir unterhalten uns in fünf Minuten darüber. Unternimm nichts bis dahin«, warnte er sie.
Sie ging lachend hinaus und schmiedete wahrscheinlich bereits Pläne.
Roper wandte sich seinem Bruder zu. »Ben …«
»Nicht jetzt. Du hast schon genug gesagt.« Mit vor der Brust verschränkten Armen sah er ganz wie der gekränkte kleine Junge aus, den Roper so gut in Erinnerung hatte. Er musste alle Kraft aufbringen, um sich nicht erweichen zu lassen.
»Hör mal,
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