Geht's noch?
aber du bist mein Bruder. Ich würde nie etwas tun, um dir zu schaden. Sobald er es mir erzählte, hatte ich das Gefühl, als
würde mir ein Riesenlicht aufgehen, und mir wurde klar, wie dämlich meine eigene Haltung doch gewesen war.« Ben flehte Roper regelrecht um Verständnis an.
Und Roper bemühte sich. Mensch, er bemühte sich wirklich. Denn schließlich war dies sein kleiner Bruder, und er wollte daran glauben, dass der sich geändert hatte. »Fahr fort.«
»Ich bin ausgezogen. Na ja, er hat mich rausgeschmissen, also bin ich in Moms Hotel gezogen, bis sie nach L. A. zurückkehrt und ich einen Job habe, was hoffentlich nicht mehr lange dauern wird. Aber als diese Bilder auftauchten, wusste ich sofort, dass Dave dahintersteckte.« Ben nahm sein Bier, trank einen langen Schluck und stellte die Flasche zurück auf den Tisch. »Ich hatte ihm meinen Schlüssel noch nicht zurückgegeben, also bin ich heimlich in seine Wohnung, als er gerade arbeitete, hab mir seinen Laptop angesehen und Bingo, Volltreffer.«
»Er war nicht einmal so schlau, das belastende Material zu löschen?«, fragte Roper ungläubig.
»Er ist so überheblich, dass er glaubt, nicht erwischt werden zu können. Aber da hat er sich geirrt.« Ben steckte die Hände in die Gesäßtaschen seiner Jeans. »Bevor ich hierher kam, habe ich der Polizei den Laptop übergeben. Dann rief ich Buckley an und gab ihm einen Tipp.«
Roper schüttelte heftig den Kopf. »Das hast du für mich getan?«
Ben zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hab ich es ja
genauso für mich getan. Als kleine Wiedergutmachung, verstehst du? Damit ich irgendwann morgens wieder in den Spiegel gucken kann und nicht mehr hasse, was ich da sehe.«
Roper versuchte sich den Schock nicht anmerken zu lassen. Trotz all seiner Fehler hatte Ben offenbar doch ein gutes Herz. Und zumindest wie es war, wenn man sich ein wenig hasste, wusste Roper aus eigener Erfahrung. »Ben, ist schon in Ordnung. Ich mach dich nicht für das verantwortlich, was Dave getan hat, und ich bin dir dankbar dafür, dass du mir zur Seite gesprungen bist. Das bin ich wirklich.«
»Bedank dich lieber nicht bei mir, zumindest nicht zu früh. Da gibt es noch eine Sache, die du wissen musst«, sagte Ben und sah wieder auf den Boden, während er sprach. Er holte tief Luft. »Dir ist doch bestimmt aufgefallen, dass Buckley in letzter Zeit so viel über dich weiß, oder? Ich meine, wo und mit wem du so unterwegs bist.«
»Ja«, erwiderte Roper knapp.
»Ich war das. Mom erwähnte solche Dinge beiläufig, wenn wir uns unterhielten, und ich habe sie Buckley gesteckt oder in gawkerstalker.com gesetzt«, sagte er mit Selbsthass in der Stimme.
»Ich werd verrückt.« Amy hatte recht gehabt. Es war jemand aus seiner unmittelbaren Umgebung. Fassungslos schüttelte er den Kopf. »Warum zum Teufel hast du so etwas getan? Hasst du mich denn so sehr?«
Sein Bruder schüttelte den Kopf. »Nein. Zuerst fand ich es witzig. Alles lief bei dir immer so, wie du wolltest, also dachte ich, es wäre lustig, dich auch einmal ein wenig im Regen stehen zu sehen. Inzwischen ist mir aber klar geworden, wie erbärmlich dieses Verhalten war.«
Roper hätte seinem Bruder eine runterhauen können für das, was er ja nicht nur ihm, sondern auch Amy damit angetan hatte. Doch offensichtlich kasteite sich Ben schon genügend selbst. Roper brachte es zwar nicht fertig, seinem Bruder zu erklären, dass alles okay war, aber er würde auch nicht weiter in seinen Wunden herumstochern.
»Was sagte die Polizei zu dem Laptop?«, fragte er und lenkte das Gespräch damit zurück auf Dave und auf das momentan brennendste Problem.
»Sie müssen sich den Computer erst ansehen. Da ich einen Wohnungsschlüssel hatte, werden sie nicht gegen mich wegen Diebstahls ermitteln. Und von den juristischen Details, etwa ob sie ihn als Beweismittel verwenden dürfen, verstehe ich nichts. Aber sie schauen mal, was sie drauf finden, und bauen dann darauf auf.«
Roper atmete tief durch. Er betrachtete Ben und versuchte, in ihm den kleinen Bruder zu sehen, den er immer so geliebt hatte. »Das werden wir wohl auch machen müssen.« Roper ging zu seinem Bruder und legte ihm einen Arm auf die Schulter. »Wir werden hierauf aufbauen«, sagte Roper.
Ben drehte seinen Kopf zur Seite und sah seinen Bruder an. »Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Sag nichts. Wir sind schließlich eine Familie und …«
»Hey, ist das nicht Amy?«, fragte Ben und wies mit dem Finger auf
Weitere Kostenlose Bücher