Geht's noch?
lachte.
»Amy, du besitzt das Beste aus meiner verrückten Art und der Feinfühligkeit deines Vaters. Er hat dich heiß und innig geliebt und wäre niemals von dir enttäuscht gewesen, was auch immer du mit deinem Leben anstellst. Allerdings trifft es sich zugegebenermaßen schon ganz gut, dass diese Bilder nicht wirklich von dir sind. Das hätte er dann vielleicht doch nur schwer verdaut«, meinte Rose kichernd.
Amy sah ihre Mutter an, und ihr Herz war voller Dankbarkeit und Zuneigung. Ebenso wie sie es ihr gegenüber verspürte.
Während sie die Mutter betrachtete, die sie stets geliebt hatte, und die Tante, die ebenfalls stets für sie dagewesen war, wurde sich Amy über eine weitere Sache klar. Es war gar nichts Schlimmes daran, den beiden Frauen zu ähneln, die hier voller Lebensfreude und voller Zuneigung für sie neben ihr saßen.
Sie war zwar froh über die Bemerkung ihrer Mutter, dass der Vater ihre Entscheidungen gutgeheißen hätte, aber im Grunde war sie bereits, während sie hier mit ihrer Mutter und ihrer Tante zusammensaß, zu dem Schluss gekommen, dass dies alles keine Rolle spielte, solange sie nur selbst hinter ihren Entscheidungen stand.
Was war dagegen einzuwenden, ein wenig Spaß zu haben? In Maßen natürlich. Im Unterschied zu ihren
Verwandten wusste Amy genau, wo und wann sie sich wie zu benehmen hatte. Also gut, sie hatte sich zusammen mit Roper vor einer Fensterfront geliebt – in einem abgeschlossenen Raum vor einer einsamen Winterlandschaft, sodass sie nur höchst unwahrscheinlich dabei hätten beobachtet werden können.
Und wenn sie fotografiert worden wären? Hätte es schlimmer sein können als die manipulierten Fotos, die jetzt im Internet standen? Amy schüttelte ihren Kopf und lachte. Seit Ewigkeiten hatte sie sich nicht mehr so befreit gefühlt. Sie schlang ihre Arme um die Knie, schaukelte vor und zurück und dachte an all ihre Versuche, Roper auszuweichen oder ihm zu entfliehen. An all die Ausreden, die sie erfunden hatte.
Denn etwas anderes war es nicht.
Ausreden.
Nach der Entlassung aus ihrem ersten Job hatte sie sich zu Hause vergraben, um ihre Wunden zu lecken – und war dortgeblieben. Es war unkompliziert und angenehm gewesen, und sie hatte sich nie Sorgen über die Meinung anderer Leute machen müssen, denn exzentrisches Verhalten war bei dieser Arbeit in der Seniorenanlage naturgemäß allgegenwärtig gewesen.
Ihr Wechsel nach New York hatte sie stärker als erwartet gefordert und sie war dort nur weiter vor ihren Ängsten davongelaufen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Bis Roper sie heute darauf hingewiesen hatte, und selbst dann war sie noch zu feige gewesen zuzugeben, dass er recht hatte.
»Was ist denn so lustig?«, wollte ihre Mutter wissen. »Erst bist du unglücklich, dass wir hier sind, und jetzt lachst du auf einmal.«
»Ich glaube, ich habe gerade erkannt, was für ein Dummkopf ich gewesen bin.« In so vielerlei Hinsicht.
»Also ist es jetzt gut, dass wir hier sind? Oder nicht so gut?«, fragte Tante Darla.
Amy biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. »Es ist gut, dass ihr jetzt im Moment hier seid …«
»Aber?«, erkundigte sich ihre Mutter.
»Aber vielleicht können wir beim nächsten Mal den Termin für einen Besuch vorher besprechen, damit ich mir genügend Zeit nehmen kann, ja?« Und damit Amy ausreichend Gelegenheit blieb, ein Programm zu organisieren, das dem Tatendrang ihrer Verwandten genügte, auch ohne dass sie dabei in Schwierigkeiten gerieten.
»Können wir machen«, sagte ihre Mutter nickend.
»Und was heute Abend betrifft, da müsst ihr beiden mir versprechen, ganz im Hintergrund zu bleiben und mir das Reden zu überlassen. Einverstanden?«
Sie nickten beide.
»Schön.«
In der kurzen Zeit von Mittag bis jetzt war Amy zu einigen wichtigen Entschlüssen ihr Verhalten und ihr Leben betreffend gekommen. Beide mussten sich ändern.
Und Buckley würde ihr ein Forum bieten, vor dem sie dies tun konnte.
18
ROPER HATTE DAS GEFÜHL, dass dieser Tag nicht mehr schlimmer werden konnte. Nachdem er sich von Amy offensichtlich zum letzten Mal verabschiedet hatte, war er zum Training gegangen, hatte kurz mit seinen Coaches Rücksprache gehalten und war dann nach Hause zurückgekehrt. Beim Anblick seiner Übernachtungsgäste, die gerade ihre Stadtrundfahrt beendet hatten, war ihm sofort klar geworden, dass er sie zu Amy schicken sollte. Entweder benötigte sie deren moralische Unterstützung oder sie würde sich den eigenen Problemen
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