Geht's noch?
Bescheid?
»Tante Darla und du, ihr beide müsstet für einen Moment von der Bildfläche verschwinden, Mom. Geht
doch ins Kino oder so etwas«, sagte Amy und kramte in ihrer Tasche nach Geld.
»Keine Bange, wir verschwinden schon. Und wir werden heute Abend auch nicht wieder zurückkommen«, erklärte ihre Mutter unverblümt.
»Du und Roper könnt also machen, was immer ihr wollt«, sagte Tante Darla. »Wir gehen nachher in seine Wohnung. Außerdem müssen wir ja noch packen. Wir müssen morgen Früh unseren Flieger erwischen.«
»Ihr müsst was?«, verblüfft drehte Amy sich zu ihren Verwandten um. »Ihr habt mir ja gar nichts davon erzählst, dass ihr nach Hause fahrt.« Trotz all des Durcheinanders, für das sie mit ihrem Überraschungsbesuch gesorgt hatten, tat es Amy zu ihrer eigenen Verwunderung leid, sie gehen zu sehen.
»Fest geplant war nichts, aber nach unserem Gespräch heute Nachmittag ist uns klar geworden, dass du mehr Zeit für dich brauchst und dass wir dich bei unserem nächsten Besuch vorab informieren sollten. Aber zumindest wissen wir jetzt bei unserer Heimkehr, dass zwischen Roper und dir alles in Ordnung ist«, sagte ihre Mutter.
»Es ist doch alles in Ordnung, oder?«, fragte Tante Darla.
Amy wollte ihnen kein Anlass zur Sorge bieten und nickte andeutungsweise. »Es wird schon. Und jetzt raus. Amüsiert euch, aber benehmt euch, und dann treffen wir uns morgen vor eurem Abflug zum Frühstück. Passt das bei euch zeittechnisch noch?«
»Ja.«
Sie öffneten die Wohnungstür und rannten direkt in Roper, der gerade hereinkommen wollte. Es folgten weitere zehn Minuten Unterhaltung, und als Amy endlich die Tür hinter ihrer Mutter und ihrer Tante schließen konnte, war sie ein Nervenbündel. Ihr Magen hatte sich völlig verkrampft, ihre Kehle war trocken und rau.
»So.« Sie breitete die Arme aus und schlug dann die Hände zusammen. »Endlich allein.«
Er blickte sich in dem leeren Apartment um und lächelte. »Allerdings.«
»Hast du das Interview gesehen?«
Er nickte. »Das hab ich. Hat mich zu Tode erschreckt, dich vor der Kamera zu sehen, wie du so über dich selbst sprichst.«
»Kann ich mir vorstellen.« Sie biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. »Ich weiß, dass ich dich ziemlich verrückt gemacht haben dürfte mit meinem dauernden Ich-will-dich-aber-ich-kann-nicht-mit-dir-zusammen-sein-Gerede. «
Er hob einen Augenbraue. »Worauf du dich verlassen kannst.«
»Ich habe versucht, es dir durch das Interview mit Buckley zu erklären. Ich habe immer versucht, die Erwartungen einer idealisierten Version von mir zu erfüllen, von der ich glaubte, dass mein Vater sie sich wünschen würde. Deshalb bin ich Sozialarbeiterin geworden. Ich wollte etwas in der Welt bewegen. In seinem
Sinne. Aber das war nicht wirklich ich. Die Arbeit in der Seniorenanlage lief dagegen eigentlich klasse. Das war ich, bloß ohne Privatleben. Als ich nach New York kam und bei Hot Zone anfing zu arbeiten, fand ich mich wirklich. Ich liebe meinen Job. Ich liebe es, zu organisieren, zu strukturieren, Strategien zu entwickeln und Lösungen für Probleme wie deine zu finden. «
»Und das beherrschst du ausgezeichnet. Sieh dir nur an, wie du mir geholfen hast. Aber fahr fort. Erzähl weiter.« Er musste ihre Erklärung in allen Einzelheiten hören. Er wollte verstehen, was sich hinter ihren Hoffnungen und Träumen, hinter ihren Ängsten und Fehlern verbarg. Alles mit dem Ziel, dass sie anschließend eine gemeinsame Zukunft finden konnten.
»Na ja, du weißt, ich möchte nicht so extrovertiert wie meine Mutter sein. Die Angst davor ist tief in mir verwurzelt. Das würde dir genauso gehen, wenn du Lady Godiva aus dem Knast geholt hättest und dich das deinen Job gekostet hätte.«
Er nickte. »Schätze, da ist was dran.«
»Aber ich will auch nicht mehr ständig so gehemmt reagieren.«
»Soll das heißen, es macht dir nichts mehr aus?« Der unsichere Ton in seiner Stimme sagte ihr, dass er die emotionale Achterbahn nicht mehr würde ertragen können.
Und ihr ging es genauso. »Es macht mir nichts mehr aus. Mir wurde klar, selbst wenn wir in der Lodge erwischt
worden wären, was hätte uns schon Schlimmes passieren können?«
»Keine Ahnung.«
»Irgendein schmieriger Fotograf hätte Nacktfotos von uns in den Zeitungen oder im Internet veröffentlichen können. Das Schlimmste ist also bereits eingetreten, und ich habe es überlebt«, sagte Amy. »Und meine Familie liebt mich trotzdem.«
»Es hat die Sache
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