Geht's noch?
Hosentasche.
»Wer ist es?«, fragte Amy, bevor er das Gespräch noch annehmen konnte.
Er warf einen Blick auf das Display. »Mein Bruder.«
Zu seiner völligen Überraschungen streckte Amy ihren Arm aus und riss ihm das Telefon aus der Hand. Im nächsten Moment hatte sie bereits das Fenster geöffnet und sein Handy nach draußen geworfen.
»Hey, was zum Teufel …?!?«
Amys Herz raste auf Hochtouren. Schon die Auseinandersetzung selbst hatte bei ihr einen Adrenalinschub
verursacht, denn sie konnte ihm in Wahrheit nicht verübeln, dass er wütend war. Aber sein Handy aus dem Fenster zu schleudern, hatte ihr das Herz noch schneller und heftiger in der Brust hämmern lassen. Sie war von ihrem eigenen Tun erschrocken, während sein Gesicht vor Zorn rot anschwoll.
»Hot Zone wird es dir ersetzen«, sagte sie und wiederholte damit, was am Abend zuvor Micki gesagt hatte, als diese ihr am Telefon ihre Unterstützung für Amys Plan zugesichert hatte.
Sie waren beide der Meinung, dass Roper, wenn er die Gelegenheit dazu hätte, sich über sein Handy erkundigen würde, wie es seiner Familie geht, oder ihnen mitteilen würde, wo er sich befindet. Beide Frauen waren andererseits überzeugt davon, dass er freiwillig ihrem Plan folgen würde, wenn er nur erst die Zeit gefunden hatte, sich zu entspannen und zu sehen, wie konzentriert er hier an seiner Karriere arbeiten konnte.
»Ich glaube das einfach nicht.« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
»Glaub es ruhig.« Amy wandte sich wieder dem Fenster zu, um ihn nach Möglichkeit zu ignorieren.
Hoffen auf eine Trotzreaktion. Einen anderen Weg, Ropers Wut zu begegnen, sah sie im Moment nicht. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und sah aus dem Fenster, ohne die vorbeihuschende Landschaft wirklich wahrzunehmen.
»Was soll mich daran hindern, in der Lodge das erstbeste
Telefon zu nehmen und jemanden anzurufen, der mich abholen kommt?«, fragte er.
»Nichts, außer deinem eigenen gesunden Menschenverstand. Ich vertraue darauf, dass du diesem Experiment zumindest eine Chance gibst. Sieh dir doch erst einmal an, welche Auswirkungen eine erholsame Atmosphäre ohne Stress von außen auf den Heilungsprozess und deine psychische Verfassung hat.«
Schon bald würde er entdecken, dass aus seiner Suite das Telefon entfernt worden war und dass man dem Personal eingeschärft hatte, ihm keinen Zugang zu hauseigenen oder privaten Mobiltelefonen zu gewähren. Wenn er es unbedingt darauf anlegte, konnte er zwar einen Weg abzuhauen oder zu Hause anzurufen finden, aber leicht würde es nicht sein. Und bis er diese Wege erkannt hatte, würde er, so hoffte Amy, gar nicht mehr die Absicht verspüren, flüchten zu wollen.
Sie atmete tief durch, um ruhiger zu werden. »Ich wette, in ein paar Tagen wirst du mir dankbar für diesen Schritt sein.«
»Äußerst unwahrscheinlich«, knurrte er.
»Um deine Familie musst du dir keine Sorgen machen«, versuchte sie ihn zu beruhigen. »Micki stellt sich jedem von ihnen persönlich als Ansprechpartnerin zur Verfügung für den Fall, dass es dringliche Probleme gibt. Du traust doch Micki zu, mit ihnen fertigzuwerden, oder?«
Er erwiderte nichts. Stattdessen rutschte er erneut nervös auf dem Sitz neben ihr herum und atmete
schwer schnaufend aus. Hoffen auf eine Trotzreaktion, ermahnte sich Amy selbst und verdrängte alle nagenden Schuldgefühle.
Dann folgte sie seinem Beispiel und strafte ihn für den Rest der langen Fahrt nach Norden mit Nichtbeachtung.
Eine Frau, die sich als Lisa in der Funktion des Assistant Manager vorstellte, führte Roper in seine Suite. Es überraschte ihn nicht, den Kleiderschrank und die Schubladen dort mit seiner Lieblingsmarke an Trainingssachen und T-Shirts vollgestopft vorzufinden zusammen mit einer Nachricht, der zufolge ihm alles, was er sonst noch benötigte, von der Concierge besorgt werden würde – wozu er allerdings nach unten laufen musste, da er kein Telefon in seinem Zimmer hatte.
Die Suite verfügte über eine komplett eingerichtete Küche inklusive Kühlschrank und Vorratskammer sowie umfassendes Ess- und Kochgeschirr. Ein kurzer Blick auf die Kaffeemaschine genügte, und er wusste, dass es sich um ein hochmodernes Gerät handelte. Neben dem Apparat lag eine Packung seines Lieblingskaffees und ein Kärtchen – Ruhe Dich aus und genieße es. Du brauchst es ebenso wie Deine Karriere. Mit besten Empfehlungen Athletes Only und The Hot Zone. Er nahm an, dass damit Micki, Yank und Amy gemeint waren.
Auf
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