Geht's noch?
Die Perfektion eines VIP. Alles an ihr wirkte bekannt, aber er kam nicht auf ihren Namen.
»John Roper, freut mich Sie kennenzulernen.« Er streckte seine Hand zur Begrüßung aus.
Sie ergriff sie zu einem überraschend kräftigen Handschlag. »Hannah Gregory«, sagte sie.
Er schnippte mit den Fingern in der Luft. »Lies Lost« , sagte er, da ihm plötzlich ihr Top 40-Hit einfiel. »Hat mir gut gefallen.«
Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Vielen Dank. Da ich drei Brüder habe und in New York geboren und aufgewachsen bin, zähle ich natürlich zu den beinharten Renegades-Fans. Freut mich auch, Sie kennenzulernen«, sagte sie. Sie lehnte sich nach hinten und machte es sich im Wasser gemütlich.
Er wartete auf einen negativen Kommentar zu seiner Saison, aber er blieb aus.
»Und was machen Sie hier in diesem Gästehaus?«, fragte er.
»Die Band wollte mal eine Auszeit, so bin ich hier gelandet.« Sie winkte mit einem Arm durch die Luft. »Sie sind zum Skilaufen. Brrr«, sagte sie und ließ keinen Zweifel an ihrer Abneigung für Wintersport im Freien. »Und wie steht’s mit Ihnen? Was hat Sie nach Greenlawn verschlagen?«
Er überlegte, wie er seine Entführung diplomatisch umschreiben konnte. »R & R«, erklärte er schließlich und blieb damit völlig unverfänglich.
»Dafür scheint dieser Ort ja berühmt zu sein.«
»Das hat man mir gesagt.«
Sie begann zu summen, ein höchst angenehmes Hintergrundgeräusch, das ihn keineswegs störte, und so schloss er seine Augen erneut.
Nach ein paar Minuten unterbrach ihre Stimme ein zweites Mal die Stille. »Wie wär’s, ich treff mich heute Abend mit den Jungs in unserer Suite. Hätten Sie nicht Lust dazuzustoßen?«, fragte sie. »Sie würden Sie bestimmt gerne kennenlernen. Besonders Mike, mein Drummer. Er ist auch ein großer Fan.«
Roper öffnete die Augen und stellte fest, dass sie ihn nicht einmal ansah. Ihre Augen waren vielmehr geschlossen, während sie das sprudelnde Wasser genoss. Sie beabsichtigte ganz offensichtlich nicht, mit ihm zu flirten, sondern wollte nur eine freundliche Einladung aussprechen. Eine Einladung, für die er ihr sehr dankbar war, da er ein wenig Gesellschaft mit anderen
Menschen hier in Greenlawn inzwischen gut gebrauchen konnte.
Die eigene Erleichterung darüber, dass die schöne Hannah an ihm kein Interesse zeigte, überraschte ihn allerdings. Zwar mochte es einst eine Zeit gegeben haben, in der er von diesen üppigen Brüsten und diesem hübschen Gesicht, an deren Formen durchweg ein Schönheitschirurg letzte Hand angelegt haben dürfte, höchst angetan gewesen wäre, doch inzwischen galt sein Interesse ausschließlich einem leicht sommersprossigen Floridamädchen. Und das trotz der Tatsache, dass sie ihn mit einem Trick hierher geschleppt hatte.
Verfluchte Amy, selbst wenn er sie nicht sah, ging sie ihm nicht aus dem Kopf. Ihretwegen hatte er sein Interesse an anderen verloren, was ihn nur noch stärker davon überzeugte, dass er seinen Gefühlen entsprechend zu handeln hatte.
Und wie ließe sich nach einer Woche wechselseitigen Schweigens das Eis besser brechen als mithilfe einer kleiner Party? »Klar. Ich komme gerne«, sagte er Hannah. Wohin sonst hätte er heute Abend schließlich gehen sollen? Er war ganz auf sich allein gestellt in diesem kleinen abgeschiedenen Flecken.
»Wunderbar.« Sie hielt ihre Augen immer noch geschlossen. »Ich lass uns das Essen aufs Zimmer bringen. Das gefällt mir am besten an diesem Haus hier. Man kann wirklich mal ungestört unter sich bleiben.«
Er nickte. Ihm sollte das nur recht sein. Er blickte
an die Decke und stellte Hannah dann die Frage, die ihm im Kopf herumging. »Etwas dagegen, wenn ich heute Abend eine Freundin mitbringe?«
Sie schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Je mehr, je lustiger.« Sie rasselte ihre Zimmernummer herunter und begann sich dann mit ihm über die vergangene Saison zu unterhalten, aber in einer Art, an der er erkannte, dass sie zu jener Minderheit verständnisvoller Fans zählte, die auch einem millionenschweren Spieler einmal ein Formtief zugestand.
Als er wenig später aus dem Becken kletterte, hatte er die Überzeugung gewonnen, dass Hannah trotz ihrer Prominenz ein völlig ungekünstelter, bodenständiger Mensch war. Sie erinnerte ihn sogar ein wenig an Amy.
Er schlang sich ein Handtuch um die Hüfte und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Ich seh Sie also gegen acht?«, fragte er.
Hannah, die ebenfalls aus dem Whirlpool gestiegen war
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