Gehwegschäden
Frage nach Cynthias Einkommen. Sie gehe keiner beruflichen Tätigkeit mehr nach, weil sie sich nicht mehr um einen Job bemühe, sagt Cynthia. Debbie weint. Einen Job bekomme sie nicht, weil sie nicht richtig lesen könne, sagt Cynthia. Würde sie das zugeben, nähme man ihr das Auto weg.
»Also stellt sich für mich die Frage: Job oder Mobilität? Ganz einfach.«
Frantz schüttelt den Kopf. Fred zuckt mit den Schultern. Jetzt wird es kniffelig: Werner glaubt, Moritz im Hotelpark gesehen zu haben. Es war aber Moritz’ Zwillingsbruder Konstantin. Dieser hat eine weitere Begegnung als »Moritz« im Alten Wirt: Michael schüttet ihm sein Herz aus und lässt ihm keine Gelegenheit, die Verwechslung aufzuklären. Fred stöhnt. Cynthia ist entzückt.
»Endlich sieht man mal Bilder vom neuen Hotel. Ich finde den Fürstenhof jetzt irgendwie viel schöner.«
Kurz darauf trifft Theresa auf Konstantin. Überrascht, »Moritz« zu sehen, fällt sie ihm küssend um den Hals. Xaver rechnet sich unterdes mit Gitti beim Laiendarstellerwettbewerb gute Chancen aus.
»Eigentlich darf’s keiner wissen. Auch die Ärzte foppt se immer. Sonst dürft se nicht Auto fahren. ’s isch, wie’s isch. Fährsch lieber Auto, auch wenn se am Anfang alle Leute, die links liefen, gnadenlos umgemäht hätte, wenn ich nicht dabei gewesen wär«, sagt Fred.
»Na ja, manchmal seh ich eben nur die Hälfte. Ich ahne aber immer, wo’s langgeht.«
Fred, Frantz und Cynthia lachen. Das Lachen hat für Frantz etwas Befreiendes. In der neuen Folge suggeriert Michael Debbie, dass ein Leben mit Jacob in Italien schwere Arbeit als Bäuerin bedeute. Debbie will jedoch bei Jacob bleiben. Michael ist außer sich: Debbie will ihr Studium jetzt hinwerfen. Cynthia runzelt die Stirn. Jacob ist verzweifelt: Debbie zeichnet weitere Pläne für den Umbau des Hofes, und er erkennt, dass sie von ganzem Herzen Architektin und nicht Bäuerin ist. Fred öffnet ein Bier. Es Letschte, wie er seufzt. Da wirft der Sommernachtstraumlaiendarstellerwettbewerb seine Schatten voraus: Gitti ist von Xaver genervt. Sie nimmt eine Beruhigungstablette.
»Also kriegst du Hartz IV?«
»Ich kriege Hartz fünf.«
Frantz versteht nicht.
»Worüber regt sich Michael auf? Debbie ist erwachsen! Außerdem gibt es auch in Italien Unis!«
Cynthia echauffiert sich.
»Jep!«, sagt Fred. »Ihre Bezüge sind um 73 Euro vom Regelsatz gekürzt worden. Behinderte erhalten nur noch 291 Euro monatlich, wenn sie das 25. Lebensjahr überschritten haben und mit anderen Erwachsenen in einem Haushalt leben. So heisch’s. Krüppel sind Schmarotzer zweiter Klasse.«
»Warum, weiß ich nich.«
Fred justiert seine Brille auf der Nase.
»Sicher gibt’s in Italien Unis, aber kein Stipendium. Und Papa will ja nich mehr zahlen.«
Fred grunzt.
»’n Mietzuschuss kriegt se auch nicht, solang ich selbst nicht auf Hartz IV bin. Aber wenn ich mir so meine letzten Umsätze anschau, ähem, wir sind jetzt mit vier Mieten im Verzug. Immer wenn ich was reinkrieg, zahl ich halt wieder was. Uns steht’s Wasser bis zum Hals. Aber so schnell kriegen die uns nicht raus. Stell dir bloß mal vor: Auf der einen Seite der gierige Anwalt der Hausverwaltung, auf der anderen Seite rollt eine tränenüberströmte Cynthia in den Gerichtssaal. Und dann hasch ’ne Richterin … Tha!«
»Das versteh wieder, wer will. Seit der Renovierung wirkt der Fürstenhof allerdings wie ’ne Klinik und nich mehr wie das Wohlfühlhotel vorher. Vielleicht bin ich die Einzige, aber die Wärme und Herzlichkeit fehlen mir …«
»Ich muss mich auch erst dran gewöhnen. Wahrscheinlich liegt’s daran, dass es sich beim Fürstenhof jetzt nicht mehr um ein Land-, sondern um ein Romantikhotel handelt, gell?«
»Ich bin leider Gott sei Dank der Meinung, dass Romantik und Wärme zusammengehören.«
»Wobei ich sagen muss, die Holzvertäfelung in der Lobby in diesem Honigton macht’s irgendwie gemütlicher. Isch halt Geschmacksache.«
Die Ereignisse überschlagen sich: Das erste Zerwürfnis der jungen Liebe wirft Theresa und Moritz aus der Bahn. Tanja weigert sich, Debbie mit Hilfe der Karten eine offenbar düstere Beziehungszukunft zu prognostizieren. Cynthia rutscht auf dem Rollstuhl hin und her. Frantz überlegt, wie er Fred diskret einen Zwanziger zustecken kann. Michael brüllt Debbie an. Debbie verlässt, wutentbrannt, den Fürstenhof. Frantz geht auf die Toilette. Cynthia rückt näher an den Apparat. Debbie dreht durch: Sie macht mit Jacob
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