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Gehwegschäden

Gehwegschäden

Titel: Gehwegschäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Kuhn
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Schluss und droht, in die kanadische Wildnis zu ziehen. Frantz will Fred hinter Cynthias Rücken den Zwanziger zuschieben. Fred wehrt ab. Als Tanja erfährt, dass Nils keine Psychopharmaka nehmen will, um sein Trauma zu therapieren, ahnt sie, wer ihr das eingebrockt hat: Gitti. Frantz schämt sich. Die Schocksituation ist unterlegt von dramatischer Musik. Cynthia greift blind nach ihrem Glas. Gerade als Frantz seine Hand zurückziehen will, beginnt der neue Vorspann, und Fred schnappt grinsend nach dem Schein.
    »Ich werde gezwungen.«
    »Wieso is Rosalie jetzt im neuen Vorspann?«, fragt Cynthia.
    Frantz schwitzt.
    »Kommt die wieder? Und wieso sieht man das Gesicht des Mannes nich am Ende des Vorspanns?«
    Fred stopft den Schein mit der Linken in die rechte Tasche. Cynthia wendet den Kopf. Sie sieht Fred fragend an.
    »Was fragsch mich? Das Gesicht des Mannes sieht man nicht, weil sich Theresa ja entscheiden muss: Konstantin oder Moritz. Das wär sonst nicht mehr spannend. Obwohl’s derselbe Schauspieler ist, eigentlich unlogisch. Überhaupt. Langsam reicht’s. Vielleicht sollte man einfach die Sendung bei 1396 absetzen und mit einer Wiederholung ab Folge 1 beginnen. Mehr passiert jetzt auch nicht mehr. Doppelgänger und Zwillingsbrüder, jede Menge uneheliche Kinder, und wahrscheinlich taucht Barbara auch bald wieder auf und wird beim Morden unzähliger Personen im Fürstenhof nie erwischt. Gäääähhhn!«
    »Eben deshalb bleib ich ja dran. Ich will wissen, ob sich tatsächlich alles wiederholt.«
    »Ach ja, Barbara hat auch noch ’ne Zwillingsschwester!«
    »Du bist unromantisch. Ich hau dir gleich auf dein’ kaputten Arm.«
    »Tha!«

26. Kombinatorik. Das Glück liegt in Neukölln auf der Straße. Man muss es aber aufheben
    Sie stehen vor Bei Heinz und Inge in der Münzstraße. Sie stehen dort sehr augenscheinlich, lässig, sie lehnen in Biertrinkerhaltung an einem Stromverteilerkasten auf dem Trottoir direkt vor dem Ladenfenster von Bei Heinz und Inge, weil Bei Heinz und Inge die Halbe jetzt 4,70 Euro kostet und Bei Heinz und Inge seit geraumer Zeit von einem Team junger Gastrounternehmer geführt wird, was die seelische Mitte des Schweizers irgendwie beeinträchtigte, und hinzu kommt, dass dem Schweizer seitens der jungen Gastrounternehmergruppe auch noch eine nach Meinung des Schweizers bereits zu faulen beginnende saure Gurke zur Bockwurst gereicht worden war, worauf sich der Schweizer ganz entgegen seiner Natur aufgeregt hatte und ihm durch das junge Gastrounternehmertum Hausverbot erteilt worden war.
    Seither stehen Thomas Frantz, Fred und der Schweizer vor Bei Heinz und Inge auf der Münzstraße. Seit Wochen schon.
    Der Stromverteilerkasten, der Frantz, Fred und dem Schweizer dabei als Tresenersatz dient, befindet sich unmittelbar vor dem Schaufenster von Bei Heinz und Inge, in Sichtweite des Tresens. Das Bier holen sie sich vom Kiosk gegenüber zu 1,20 Euro (0,5 Liter) und die Speisen vom Asia-Imbiss neben dem Kiosk, sechs Frühlingsrollen (1,80 Euro), Chicken Chop Suey (3,50 Euro), chin. Nudeln gebraten (2,80 Euro). Schließt der Kiosk gegen Mitternacht, kaufen sie das Bier (1,80 Euro) im Asia-Imbiss. Dieser hat deshalb länger auf. Das ist ein wunderbarer Flecken Berlin. Der Stromverteilerkastentresen steht nicht nur direkt vor Bei Heinz und Inge, sondern auch gleich an der Ecke Münzstraße / Alte Schönhauser Straße, wo ab Mitternacht die buntesten Vögel der Stadt auf und ab flanieren und nach dem berühmten Münzsalon suchen, der sich jetzt, zu einem großen Gesellschaftssalon gemausert, in einer oberen Etage des Gebäudes von Bei Heinz Inge befinden soll, was aber nur Eingeweihten bekannt ist, weshalb die Suche meist vergeblich verläuft.
    Es ist einer dieser friedlichen, herrlich sinnfreien Abende bei mittlerer Temperatur, man steht in dünner Jacke, leichtem Schal am Stromverteilerkasten vor Bei Heinz und Inge, und die Nacht ist jung. Es werden politische Themen und Tiergeschichten angeschnitten, Historisches, Anatomisches. Der Hochlandgorilla, erklärt gerade Fred, frisst den ganzen Tag Blätter und Wurzelwerk und danach seine eigene Scheiße. Er holt sich die grüne Wurst direkt vom After und beißt herzhaft hinein.
    »Ich meine, da regt man sich heute darüber auf, dass der CO2-Ausstoß von Kühen das Treibgas befeuert und die globale Erwärmung antreibt. Und die Dinosaurier?«
    Der Schweizer greift den Gedanken auf.
    »Wenn ein Tyrannosaurus Rex einen einzigen Furz gelassen hat, dann

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