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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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gewütet hatten. Das Band würde ausreichen, jeden Beteiligten lebenslang wegzustecken. Ich war sehr stolz, dass ich die Festplatte so lange mit mir herumgeschleppt hatte. Nicht nur John wurde damit gerächt, sondern auch der arme Dickie fand späte Genugtuung.
    Und dann war da noch Cheries Band. Eine digitale Kopie des Videobandes, das sie selbst aufgenommen hatte, als die drei Schweine sie ermordeten. Das war der garantierte Sargnagel. Dafür gab´s die Giftspritze, die im Horrorzuchthaus von San Quentin für solche Fälle noch immer spitz gehalten wird. Paket Nummer Drei war mein Augäpfelchen. Das legte ich mit größter Sorgfalt in die Hände des Pensionsberechtigten hinter dem Tresen.
    Der Postler warf die rot-weiß-blau umrandeten Pakete achtlos in den Korb hinter seinem Arbeitsplatz, was mich unwillkürlich an die französische Revolution erinnerte. Ich nahm die Einschreibquittungen und steckte sie in meine Jackentasche. Dann drehte ich mich um und ging wieder ins warme Sonnenlicht dieser sonnabendlich faulen Steinbeckstadt.
    Der Sinn stand mir nach Barbacoa, die Gonzaleskneipe war nur eine halbe Stunde entfernt, aber ich musste meinen Jeep loswerden. Im Telefonbuch waren einige Verleiher, also fuhr ich zum großen in der Abbott Street und mietete einen schicken Pick-up truck. Meinen Jeep durfte ich auf deren Parkplatz abstellen, was dem Verleiher mehr galt als meine Kreditkarten und sonstige Ausweise. Das Ding konnte er nicht nur anfassen, sondern, wenn´s sein musste, beschlagnahmen, ausweiden und die Teile verscherbeln. Solch solide Sicherheiten liebt die Verleihbranche.
     
    Der Kleinlaster glitt unauffällig über den Freeway nach King City. Als ich in ihren Hof fuhr, war Señora Gonzales gerade dabei, einen gewaltige Schar japanischer Touristen zu füttern. Der Reisebus stand neben dem Haus, auf der Bühne dudelten mexikanische Herren in Torerokostümen und Riesensombreros nordmexikanische Countrymusik, und die gewaltigen Grillroste des Etablissements machten Überstunden. Der verlockend duftende Rauch ihrer Open Air Küche zog bis zum Freeway; ich meinte, ihn am Stoppschild bei der Abfahrt gerochen zu haben.
    Sie hatte beide Hände voller Teller, aber sie grinste mich an und nickte zu einem freien Tisch am Ende ihres Hofes. Ich spazierte an den futternden Asiaten vorbei, wurde mehrmals fotografiert, was vermutlich mit der Gegensätzlichkeit der Motive zu tun hatte, und bestellte beim Kellner ein Bier und die Hausplatte. Beides kam prompt. Ich schien was zu gelten. Es schmeckte bombig.
     
    Frau Gonzales ließ sich auf die Bank plumpsen, atmete tief aus und freute sich, dass es mir schmeckte. „Sie sind unter den Rasenmäher geraten“, stellte sie fest. Gesunder Volkshumor. Ich lächelte pflichtschuldig und strich mir mit der Hand über freigelegtes Kinn und Kopfhaut.
    „Sind Sie zufällig vorbeigekommen?“ wollte sie wissen. Als ich ihr sagte, ich hätte nicht aufhören können, an ihre sagenhafte Grillplatte zu denken, wurde das Lächeln noch breiter.
    „Was macht Señor Rick?“ Gleich mit der Tür ins Haus.
    „Geht ihm gut, soweit ich weiß“, sagte ich ihr. „Ihrem Mann auch. Die sind heute angekommen, nehme ich an, und schauen sich um.“
    Sie wollte wissen, ob ich auch nach Mexiko hinunterziehen wollte. Ich bejahte. „Aber ich weiß noch nicht genau, was ich dort machen werde. Vielleicht ein Barbacoa-Restaurant?“ Neckisch. Sie lachte säuerlich.
    Von Nahem sah sie mitgenommen aus. Komisch, dass mir das kürzlich nicht aufgefallen war. Ich nahm also Abstand von der Jagdabsicht und begnügte mich mit dem Essen. Schade. Ich war gerade so in Stimmung. Aber die Umstände müssen richtig sein.
     
    Weil sich meine Gedanken schon in die Richtung bewegten, und weil es mir schon seit Tagen nicht aus dem Kopf wollte, rief ich spontan Julie an.
    „Seit zwei Wochen warte ich, dass du anrufst.“
    „Ich weiß, aber ich habe dir ja gesagt, dass es dauern kann. Weißt du noch, wo wir uns zum letzten Mal getroffen haben?“
    „Logisch.“
    „Also warte dort in einer Stunde auf mich.“
    Macht sie, und sie freue sich schon, sagte sie vermutlich. Weiß ich nicht so genau. Weil ich mitten im Satz auflegte.
    Der Nachmittag war genauso schön wie der Vormittag. Lindes Lüftchen, eine Temperatur zum Nacktbaden, schmale, kaum sichtbare Wolkenstreifen kamen vom Meer, Überbleibsel irgendeines Alaskasturmes. Über den Feldern waberte die Luft, diesige Berge zeigten, wo das Central Valley begann und die

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