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Geier (German Edition)

Geier (German Edition)

Titel: Geier (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter J. Kraus
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immer für den schönsten Fleck der Welt hielt. Und das Meer! Nicht zu fassen, wenn die Sonne untergeht und die Wale ganz nah an den Strand kommen und die Delfine durch die riesige Brandung springen, allein und in der Gruppe, also nein……”
    “Misty. Liebe Misty. Nun beruhige dich doch erst mal. Ich freue mich ja auch schon drauf, da unten zu sein und den ganzen Dreck hier oben vergessen zu können. Aber ich wollte dir eigentlich nur Hallo sagen, und sagen, dass du mir fehlst.”
    “Ach, du mir doch auch, Schatz. Du mir doch auch.”
    “Und wie kommst du mit den beiden Männern aus?”
    “Rick ist ein Schat… Rick ist ein lieber Mensch, und Gonzales, na ja, Gonzales riecht Geld. Aber er ist ganz okay, hilft uns wirklich, hier durchzublicken, und natürlich die Sprache. Ach, Jon, das wird schön, wenn wir drei endlich hier unten wohnen und unser Hotel läuft.” Sie schwärmte. Hmm. Dass wir zu dritt sein werden, stimmt ja, aber man braucht es ja nicht so auszusprechen, dass man eheähnliche Verhältnisse vermuten könnte. Rick wird doch nicht? Mir wurde unterm Kragen heiß.
    “Misty, du wirst dich doch benehmen und den Rick in Ruhe lassen, oder?”
    Und wieder wurde sie fuchsteufelswild. So hatte ich sie ja kennengelernt. Die Stimme, dieses Gift. “Meinst du, ich werfe mich an jeden, nur weil du nicht da bist? Meinst wohl, ich bin so´ne Nutte wie die Blonde, die du vor ihrem Wohnwagen immer mit den Augen verschlungen hast. Nachts am Fenster gestanden, wie ein alter Sack, und sich Appetit geholt. Meinst du, ich habe das nicht gemerkt? Meinst wohl, du bist Mister Zauberschwanz, was? Du mieses Stück Scheiße, du meinst wohl, du bist was Besseres? Und Misty, die alte Puffmutter, kann den Schlitz nicht schnell genug aufmachen, wie?”
    Mann. So was ging mir ganz ordentlich auf den Nerv. “Natürlich nicht, Süße, aber ich meinte, dass…..”
    “Du meintest? Du meintest? Du Drecksack, du meintest, du könntest mich genauso verarschen wie die dämlichen Weiber, die sich für dich hinlegen, was? Ich weiß verdammt genau, was du alles gevögelt hast, während ich nichts ahnend in der Wüste saß und mich grämte! Ich weiß verdammt genau, dass du ein Riesenschwein bist. Du Riesenschwein.” Und dann heulte sie los.
    Das macht mich immer ganz fertig – das trifft mich mitten im Leben. Ich kann niemanden weinen sehen. Oder hören, wie jetzt. Ich machte also Verzeihmirgeräusche, versuchte, ihr Entschuldigungen ins Ohr zu flüstern, aber sie ließ mich nicht an sich ran.
    Rick nahm wieder das Telefon, und ich sagte ihm noch geschwind, dass alles in Ordnung sei und ich morgen früh noch mal schnell anriefe, ehe eslosgeht. Dann legte ich den Hörer auf und holte mir ein Bier.
     
    Dann erst kam der Gedanke, der mich während des Gespräches unterschwellig gestört hatte, ans Tageslicht. Was machte Misty in Ricks Zimmer? Während der auf dem Klo war?
     
     
     
     
     
     
     

40 Sammy und viel Geld
     
     
    Mein Frühstück schmeckte mir nicht. Ich war nervös, das Gespräch mit Misty lag mir schwer im Magen und die Vermutung, dass ich gerade kräftig gehörnt wurde, wollte sich auch nicht bei Licht verflüchtigen. Ich stopfte mir also eine Scheibe Käsebrot unter die Nase, spülte es mit viel schwachem, bitterem Kaffee hinunter und war heilfroh, als ich die schlecht gelaunte, pampige Señora Gonzales nicht mehr sehen musste.
    Der Pick-up lief prima, der Morgen war noch recht frisch, wie es unsere ersten Stunden des Sommertages oft sind, und der leere Freeway verlockte zum Schnellfahren. Mir war klar, dass ein Strafzettel heute fatale Folgen haben könnte, also hielt ich mich sehr penibel an die Höchstgeschwindigkeit, blieb in meiner Fahrspur und ließ meinen Vorderleuten viel Platz.
    Um halb acht war ich schon in San Miguel. Ignacio hatte gerade gefrühstückt und lud mich ein, mit ihm ein Viertelstündchen durch den Missionsgarten zu gehen. Warum nicht? Vor halb eins brauchte ich gar nicht anfangen. Also gingen wir durchs Tor und in den sonnenbeschienenen Garten.
    „Bist du nervös?“
    Der hatte gut lachen. Bin ich nervös? „Logisch, bin ich nervös. Heute kann der ganze Plan zum Teufel gehen – die Post kann sich verspäten, das Internet kann am Infarkt zerbröseln, die drei Hauptziele können ihre Mitteilungen nicht lesen, hören oder sehen, die Banken pleitegehen und ich mir ein Bein brechen. Bin ich nervös? Ja. Ich bin etwas aufgeregt.“
    Er lachte, streckte den Zeigefinger zu den Wolken und

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