Geisel der Leidenschaft
Genesung.
Hin und wieder führte Brendan lange Gespräche mit Corbin. Wann immer Eleanor sich den beiden näherte, verstummten sie. Neugierig fragte sie, worüber sie redeten. Aber sie gaben vor, es ginge um nichts Wichtiges. Als sie erklärte, sie würde sich um Alfred sorgen, wechselten sie einen kurzen Blick.
Wenn Brendan keine Nachtwache übernahm, lag er neben Eleanor und hielt sie zärtlich im Arm.
Endlich erreichten sie den Hang hinter dem Schloss und stellten fest, dass die Engländer nicht mehr am Waldrand auf der anderen Seite kampierten.
Fitzgeralds Nase war gebrochen und er hatte mehrere Zähne verloren. Immer wieder beschwerte er sich über die »grausamen Bedingungen« seiner Gefangenschaft, doch Eleanor ignorierte ihn.
Im Schlosshof kam ihnen Wallace entgegen und hob sie aus dem Sattel. »Santa Lenora! Gott sei Dank, Ihr seid wohlbehalten zurückgekehrt.«
»In der Tat, William.« Brendan stieg ab und legte einen Arm um ihre Schultern. »Jetzt ist meine Gemahlin wieder zu Hause.«
Lächelnd nickte sie ihm zu. Ja, Schottland war ihr Zuhause geworden. Für Clarin musste sie ihre Unschuld nicht beweisen. Diese Festung würde ihr Vetter Alfred verwalten - wenn er rechtzeitig benachrichtigt werden konnte, um sich vor Isobels Mordanschlag zu schützen. Zweifellos würde seine Schwägerin vermuten, dass Eleanor und Corbin inzwischen gestorben wären.
Nach der Rückkehr fand Brendan keine Zeit, um sich auszuruhen. Er stellte eine Truppe zusammen, die Fitzgerald und die anderen Gefangenen nach England bringen sollte, zu Robert de Bruce. Dann sorgte er für die Bequemlichkeit der verletzten Freunde. Eleanor wollte Margot helfen, Collum und Lars zu pflegen, wurde aber davongeschickt. »Morgen könnt Ihr mir beistehen, Lady. Aber heute solltet Ihr Euch um Euer eigenes Wohl kümmern. Immerhin habt Ihr einiges durchgemacht. Und Ihr müsst an Euer Kind denken.« Inzwischen hatte Margot von Eleanors Zustand erfahren.
Lächelnd ergriff Eleanor die Hand der blonden Frau. »Fühlt doch, wie er sich bewegt!«
»Er?« Margot berührte Eleanors Bauch. »Und wenn's ein Mädchen wird?«
»Sicher wünscht sich Brendan einen Sohn.«
»Viele Söhne, so wie ich ihn kenne. Jedenfalls müsst Ihr Euch jetzt ausruhen. Aber da ist jemand, der Euch vorher sehen möchte.« Margot führte Eleanor aus der Halle in einen Raum, wo die Verletzten gepflegt wurden.
In einer Ecke, neben einem Kaminfeuer, lag ein Mann mit verunstaltetem Gesicht, den Eleanor zunächst nicht erkannte. Und dann stiegen ihr heiße Tränen in die Augen. »Gregory!«, rief sie und kniete neben ihm nieder.
Mühsam bewegte er die Lippen. Obwohl er kaum aus seinen geschwollenen Augen schauen konnte, versuchte er zu lächeln. »Meine Knochen werden heilen«, würgte er hervor. »Und die Fingernägel - die sind kein schwerer Verlust. Glaubt mir, ich wollte Euch nicht verraten, Lady.«
»Armer Gregory! So viel musstet Ihr meinetwegen erleiden!«
»Und Ihr habt Dirk getötet ...«
»Nein, ich schlug ihn mit meinem Schwert nieder. Dazu fand ich nur die Kraft, weil er mir erzählte, was er Euch angetan hatte. Und dann wurde er von Hagar enthauptet.«
»Welch ein Segen, für ganz Schottland ...«
Sie merkte, wie schwer ihm das Sprechen fiel. Voller Mitgefühl küsste sie eine Stelle in seinem Gesicht, die nicht geschwollen war. »Nun müsst Ihr gesund werden, Gregory.«
»Ja, Lady, das will ich.«
Als Brendan in dieser Nacht endlich das Herrschaftsgemach betrat, erwartete sie ihn. Über dem Kaminfeuer hing ein Kessel mit Glühwein, aus der Wanne mit dem geschnitzten Drachenkopf stieg Dampf. Eleanor hatte bereits ein Bad genommen.
Danach war sie im Zimmer umhergewandert, voller
Sorge um Alfred. Außerdem fürchtete sie, Fitzgerald würde Bruce entkommen.
Jetzt war sie daheim, in Brendans Schloss. Aber einmal musste sie noch nach Clarin reiten. Endlich schwang die Tür auf und er trat ein, immer noch vom Staub der Reise bedeckt.
Ohne auf ihr sauberes Seidenkleid zu achten, warf sie sich in seine Arme und er drückte sie ganz fest an seine Brust. Sie spürte sein Zittern. Auch sie selbst bebte am ganzen Körper. »Möchtest du baden?«
»Du nicht, Liebste?«
»Nein, ich habe schon ...« Empört kreischte sie, als er sie hochhob und mitsamt ihrem Kleid ins Wasser setzte. In Windeseile legte er seinen schmutzigen Tartan, das Hemd und den Kilt ab und gesellte sich zu ihr. »Brendan! Du richtest eine verheerende Überschwemmung an. Willst du das Schloss
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