Geister-Canyon
er sich vor wie ein Schwein. »Ist toll mit euch hier. Echt nett. Coole Europäer. Ich hoffe, ihr bleibt noch ein bisschen bei mir hocken und quatscht mit mir. Wisst ihr, was voll öde ist? Ich habe nämlich mein Futter vergessen. Habt ihr was für mich dabei? Vielleicht Erdnussbutter? Erdnussbutter mag ich am liebsten!« Er beugte sich zu dem Rucksack der beiden, um darin nachzuschauen. »Richtig fette Erdnussbutter â¦Â«
Mit einer schnellen Bewegung riss der Mann sein Gepäckstück an sich. »Ich glaube nicht, dass da Erdnussbutter drin ist«, sagte er und zog angewidert Justusâ Socke heraus. »Flora, wir wandern weiter!«
Die Frau stand auf und suchte schnell ihre Sachen zusammen. Sie nahm sich noch nicht mal die Zeit, ihre Schuhe überzustreifen, sondern blieb barfuÃ. »Angenehmen Tag noch«, sagte sie und warf sich ihren Rucksack um. Schon machten sich die beiden auf den Weg.
»Bleibt doch noch!«, rief Justus ihnen hinterher. »Isâ doch nett hier â¦Â«
Im Eilschritt und ohne sich noch einmal umzusehen, verschwanden Benjamin und Flora um den nächsten Felsvorsprung.
Geschafft! Justus schnaufte erst einmal durch.
Aber jetzt drängte die Zeit. Es war zehn Minuten nach elf.
Genau an der Stelle, wo der Mann gesessen hatte, sah man jetzt die Farbmarkierung des Erpressers. âºSIEH DIR DAS GESICHT AN!â¹ hatte er in roter Schrift hingemalt. Justus untersuchte die Stelle, ob es vielleicht noch einen weiteren Hinweis gab, doch da war nichts. Nur dieser merkwürdige Satz.
Justus blieb nichts anderes übrig, als dem Befehl zu folgen. Sieh dir das Gesicht an . Welches Gesicht bloÃ? Da war kein ⦠Gesicht. Doch! Der Erpresser musste diesen wie einen Kopf geformten Stein meinen, der sich unterhalb der Bruchstelle eines massiven Felsens gegen den Himmel abhob! Justus setzte sich um und starrte den Fels an. Seine Form erinnerte ihn an einen guten Bekannten. Ein groÃer Kopf mit Halbglatze, herunterhängenden Wangen und Augenlidern ⦠Doch was sollte es da zu entdecken geben? Enthielt der Fels irgendeine Botschaft?
Nachdem Justus eine Weile gerätselt hatte, kam er auf die Lösung. Sie war denkbar einfach. Der Mann wollte, dass Justus in eine bestimmte Richtung blickte. Damit er sich unbemerkt anschleichen konnte. Plötzlich hatte Justus das drückende Gefühl, dass der Erpresser bereits hinter ihm wartete. Das Phantom war da!
Der Mann in Schwarz
»Bleib sitzen, Junge!«
Die Stimme klang dumpf. Undeutlich, vernuschelt, als würde sie durch irgendetwas aufgesaugt. Wahrscheinlich trug der Erpresser eine dicke Maske. Justus wagte nicht, sich umzusehen.
»Ja, Sir.«
»Das Geld?«
Justus deutete auf die beiden Rucksäcke, die links und rechts neben ihm standen. Er fragte: »Die Geige?«
»Hier.«
»Darf ich mich umdrehen?«
»Aber langsam, Junge.«
Justus setzte sich vorsichtig um. Der Mann war ganz in Schwarz gekleidet. Turnschuhe, Jeans, Jacke. Ãber den Kopf hatte er sich eine schwarze Kapuze gestreift. Aus zwei engen Schlitzen funkelten seine Augen. In der linken Hand hielt er ein Messer, in der rechten einen Geigenkoffer. Der Mann stand etwa zehn Meter von Justus entfernt. Offenbar hatte er sich zuvor auf dem Weg versteckt, den Justus gekommen war. Damit versperrte er dem Ersten Detektiv jetzt den Fluchtweg.
»Es ist alles vorbereitet, Sir«, sagte Justus. »Ganz wie Sie es gewünscht haben. Für den kleinen Zwischenfall mit den Touristen konnte ich nichts, Sir! Ich habe sie vertrieben!«
»Das Geld!«
Justus räusperte sich. »Sie bekommen es, Sir. Aber wer gibt mir die Garantie, dass ich dann auch die Geige erhalte?«
»Niemand!«
»Ja, aber ⦠Sollen wir nicht gleichzeitig die Ãbergabe vollziehen?« Justus wollte aufstehen. Es wurde schwieriger, als er gehofft hatte.
»Sitzen bleiben!«
»Ja, Sir. Aber verstehen Sie mich doch bitte! Ich brauche eine Sicherheit. Schauen Sie, das Lösegeld ist da!« Justus öffnete einen Rucksack und zog eins der vorbereiteten Dollarbündel hervor. Mit dem Daumen blätterte er das Bündel durch, so dass die einzelnen Dollarscheine sichtbar wurden. »Es ist alles in Ordnung, Sir! Ich nehme jetzt Geld aus dem zweiten Rucksack!« â Justus zog ein ebenfalls vorbereitetes Bündel heraus, das seitlich und tiefer steckte â »sehen Sie, ich blättere es für Sie durch.
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