Geister-Dämmerung
Professor zur Seite als er in den Raum hineintrat.
»Bleib du zurück!«
»Aber gib acht, der ist…«
»Schon gut.« Korab wollte keine Diskussion mehr. Ihn interessierte dieses aufgetaute Wesen, das eine Mischung aus Mensch und Raubtier war. Eine Mutation…
Es hockte in der Ecke. Seine Kleidung war zerfetzt, eingerissen, und auf den Schultern wuchs tatsächlich der Schädel eines Raubtiers. Er gehörte zu einem Panther. Mandra knöpfte sein Jackett auf. Wenn es sein musste, wollte er blitzschnell an seine Dolche herankommen. Aber noch unternahm er nichts, sondern ging auf den anderen zu. Der rührte sich nicht vom Fleck, obwohl zu sehen war, wie sehr er unter Spannung stand. Sein Körper vibrierte. Die Raubtieraugen leuchteten wie blasse Monde. Das Maul hatte er aufgerissen, und das Fell auf seinem Kopf glänzte.
Arme und Beine waren menschlich. Auch der Oberkörper, aber irgendwie stimmten die Proportionen nicht mehr bei ihm. Dieser Mutant sah aus, als säßen die einzelnen Knochen in seinem Körper an ganz anderen Stellen als dort, wo sie eigentlich hingehörten. Konnte er überhaupt springen?
Mandra ging trotz dieser unnatürlichen Haltung davon aus, denn nicht umsonst zeigten die Assistenten des Professors diese schweren Verletzungen. Es war stiller geworden. Nur der keuchende Atem der Bestie durchwehte den Raum.
Und die Mutation bewegte sich.
Was der Grund dafür gewesen war, konnte Mandra nicht sagen, jedenfalls glitt sie zur Seite, und bei dieser Bewegung sackte sie ein, weil sie einfach den Halt nicht mehr bekam. Wie ein waidwund geschossenes Tier kroch sie über den Boden.
Mandra war klar, dass ihr Knochengerüst nicht mehr in Ordnung war. Der Professor hatte von einer tiefen Schlucht gesprochen. Wahrscheinlich war die Bestie dort hineingefallen und hatte sich die Knochen gebrochen. Aber getötet hatte sie so nicht werden können, dazu brauchte man andere Waffen, geweihte, magisch aufgeladene, z.B. die beiden Dolche, die Mandra sein eigen nannte.
Die Bestie kroch auf den Inder zu. Jede ihrer Bewegungen glich einem Schaukeln. Unter der Kleidung bewegten sich die einzelnen Knochen. Sie schienen auseinander zu fließen und wirkten so, als würden sie nur von dünnen Fäden gehalten.
In den kalten Augen der Mutation stand das zu lesen, was Mandra von ihr erwartete. Tod und Verderben!
Der Inder griff in seine Schärpe und zog einen der beiden Dolche heraus.
Witterte das Monstrum die Gefahr? Wenn ja, kümmerte es sich nicht darum, denn es nahm unverändert Kurs auf Mandra Korab. Mit schleichenden, trotzdem zuckenden Bewegungen schob es sich näher heran. Der Inder glaubte sogar, das Klappern der Knochen zu vernehmen, aber was er hörte, war das Fauchen aus dem weit aufgerissenen Maul dieser Mutation.
Mandra sah hinein in den rosigen Schlund. Drohend wirkten die gelben Zahnreihen; sie waren mindestens so gefährlich wie die eines Krokodils. Zwei Schritte betrug die Distanz zwischen ihnen. Jetzt hätte ein Raubtier eigentlich springen müssen.
Auch die Mutation versuchte dies. Sie wollte sich auf ihre normalen Hände aufstützen, aber kaum hatte sie einen gewissen Druck ausgeübt, da brach sie wieder zusammen.
So nicht…
Und Mandra holte aus.
»Willst du ihn tatsächlich töten? Vielleicht könnten wir ihn nur bewusstlos…« Der Professor wirkte unsicher bei seinem Rat.
»Schau dir deine Mitarbeiter an. Die Bestie kennt keine Gnade. Sie würde alle Menschen zerreißen, die sich in ihre Nähe wagen. Deshalb muss ich es tun.«
»Aber Informationen…«
»Werden wir von ihr kaum bekommen, das lass dir gesagt sein.« Mandra schaute noch einmal hin, entdeckte die Kälte in den Augen der Mutation und schleuderte die Waffe.
Sie löste sich glatt und sicher aus seiner Hand. Wie ein geölter Blitz raste sie auf das Ziel zu und traf haargenau.
Die Klinge bohrte sich wuchtig durch die Kleidung und durch das, was unter ihr steckte. Mandra hatte mit diesem Wurf auch testen wollen, ob es sich bei dem Fund um ein magisches Wesen gehandelt hatte.
Das war der Fall. Als der Dolch in den Körper raste, wurde die Bestie durchgeschüttelt. Genau dort, wo die Klinge steckte, leuchtete es unter der Kleidung rötlich auf. Als sammelte sich dort Blut. Und dann platzte die Wunde auf. Aber kein Tropfen Blut drang aus der Wunde, dafür brach die Mutation zusammen. Schwer klatschte der Pantherkopf mit der Stirn zu Boden, das Fell begann zu zittern, Haare stellten sich hoch, nahmen aber bereits nach diesem Vorgang
Weitere Kostenlose Bücher