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Geister-Dämmerung

Geister-Dämmerung

Titel: Geister-Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Druck - und trat ins Leere!
    Dann fiel er.
    Die Bestien hatten ihn losgelassen, waren stehen geblieben und schauten dem Körper nach, der von einer gewaltigen Schlucht regelrecht aufgesaugt wurde.
    Er wirkte wie eine Puppe. Er fiel, wurde kleiner, und die Endlosigkeit der Tiefe schien ihn aufzusaugen. Noch ein Schrei hallte durch die Schlucht und verwehte in der klaren Bergluft. Der Körper überschlug sich, taumelte, fiel dann senkrecht hinab. Die Arme breiteten sich aus, der Mann lebte trotz der schweren Verletzungen. Plötzlich empfand er den freien Fall als etwas Herrliches. Noch nie im Leben hatte er sich so wohl gefühlt. Er genoss die absolute Freiheit.
    Ja, er fühlte sich so frei wie ein Vogel…
    Aber die Schlucht kannte keine Gnade. Es gab keine helfenden Hände, die ihn aufgefangen hätten. Der Boden näherte sich ihm mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Er wirkte auf den Fallenden wie ein Magnet, und nichts konnte ihn noch abstoßen.
    In der Tiefe bildeten die Felsen einen Trichter. Und darauf raste er zu, verschwand darin und schlug auf.
    Es war der mit Geröll bedeckte Boden, auf den er krachte. Riesige Steine, manche größer als Menschen, konnten zu gefährlichen Gerölllawinen werden, wenn der Schnee taute. Den Aufprall des Menschen aber nahmen sie einfach hin. Der Mann tickte noch einmal auf, nachdem er in die Höhe geschleudert worden war, dann geriet er ins Rutschen. Ein Körper, der zerschmettert worden war und wie ein Bündel wirkte, in das man Knochen gefüllt hatte. Ein paar Blutspritzer blieben auf dem grauen Gestein und dem Boden der Schlucht zurück, durch die, noch eine Felsetage tiefer, ein wilder Bach über glattes Gestein schäumte.
    Den erreichte der Mann nicht mehr. Er blieb liegen. Ein paar Steine rollten noch nach, mehr geschah nicht.
    Die Stille des Todes überdeckte alles.
    Hoch oben aber standen die beiden Wesen und starrten in die Tiefe. Sie waren zufrieden und drehten ab, um dorthin zu gehen, wo sie und der Mann hergekommen waren.
    Sehr schnell kam die Nacht. Es wurde noch finsterer und auch kälter. Irgendwann fiel Schnee. Er rieselte in gewaltigen Massen aus den tiefhängenden Wolken. Innerhalb kurzer Zeit breitete er sein bleiches Leichentuch über die grandiose Bergwelt aus und bedeckte auch die Leiche des Zerschmetterten.
    Mit dem Schnee kam die Kälte. Das Thermometer fiel noch tiefer. Es begann eine monatelange Eiszeit, und die Leiche blieb auch weiterhin in der Schlucht liegen. Niemand kümmerte sich um sie. Selbst umherstreunende Wölfe ließen sie in Ruhe. Sie trauten sich erst gar nicht in die Nähe, obwohl sie hungrig waren. Irgend etwas hielt sie davon ab, sich an dem Menschen zu laben.
    Die große Decke des Vergessens breitete sich über der Schlucht aus. Es war keiner da, der diese einsame Gegend durchforschte. Die Menschen hatten andere Dinge zu tun.
    Und so vergingen fünfzig Jahre…
    ***
    Kalkutta/Indien!
    Eine Riesenstadt. Ein Moloch, eine Ansammlung aus Hütten und Hochhäusern. Armut und Reichtum lagen dicht nebeneinander. Glaube und Aberglaube reichten sich die Hand, und durch dieses gewaltige Konglomerat wälzten sich träge die Fluten des berühmtesten indischen Flusses, des Ganges.
    Kalkutta brodelte, Kalkutta lebte. Und Kalkutta wollte nicht abseits stehen. So gab es eine Universität ebenso wie wissenschaftliche Forschungsanlagen, die sich mit dem Problem des Umweltschutzes auseinander setzten. Ein großes Stahlwerk produzierte Dreck und Rauch, der sich mit dem Qualm vermischte, der von den am Ufer des Flusses verbrennenden Leichen stieg.
    In Kalkutta wohnten mehrere Millionen Menschen auf engstem Raum. Und einer von ihnen war eine besondere Erscheinung. Er hieß Mandra Korab!
    Ein Bild von einem Mann. Hochgewachsen, intelligent, kräftig. So hatten sich in den fünfziger Jahren die Hollywood-Leute einen Bilderbuch-Inder vorgestellt.
    Es gab ihn also.
    Und Mandra Korab war tatsächlich ein besonderer Mensch. Sehr reich war er durch sein Erbe geworden, aber er hatte gleichzeitig ein schweres Schicksal zu tragen, denn er gehörte zu den wenigen Menschen, die wussten, dass es schwarze Magie gab. Und er wusste außerdem, wie gefährlich sie sein konnte.
    Er hatte hinter die Kulissen schauen können. Er kämpfte gegen die furchtbaren und fleischgewordenen Gestalten einer anderen Welt und Dimension. Er war schon in den Armen der Totengöttin Kali gefangen gewesen, er hatte in einer Schiffsplanke gesteckt, und ihm war Schlimmes auf der Suche nach

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