Geisterbahn
nicht schwer, zu Kreuze zu kriechen, da so viel auf dem Spiel stand.
Der Freak schnüffelte an ihr, wie ein Rüde an einer neuen Hündin schnüffeln mochte. Seine breiten Nasenflü- gel blähten sich auf und zitterten, als er mit zunehmender Erregung schnaubte. »Riecht gut«, sagte der Freak. Liz stellte erstaunt fest, daß er sprechen konnte. »Rieche Frau«, sagte er. Ein Funke der Hoffnung flackerte in Liz auf. »Hübsch«, sagte der Freak. »Will hübsche Frau.« Mein Gott, dachte Liz jetzt fast ausgelassen. Läuft es darauf hinaus? Auf Sex? Ist das der Ausweg für mich?
Warum nicht? Verdammt, ja! Darauf lief es zuvor doch auch immer hinaus. Das war doch schon immer mein Ausweg gewesen.
Der Freak schlurfte näher, hob eine seiner gewaltigen, rattenähnlichen Klauen. Sanft streichelte er ihr Gesicht.
Sie versuchte, ihren Ekel zu verbergen. »Du ... du magst mich, nicht wahr?« fragte sie.
»Hübsch«, sagte er, grinste und zeigte seine schiefen, scharfen, gelben Zähne.
»Willst du mich haben?«
»Wirklich sehr«, sagte er.
»Vielleicht könnte ich nett zu dir sein«, sagte sie mit zitternder Stimme und bemühte sich, wieder in die Rolle der Sexbombe zu schlüpfen, des steilen Zahns, das Partyimage anzunehmen, das sie geputzt und poliert und abgeschliffen hatte, bis es völlig glatt, bequem und splitterfrei war.
Die schreckliche Klauenhand des Dings glitt von ihrem Gesicht hinab zu ihren Brüsten.
Tu mir nur nichtweh, und wir können uns einigen«, sagte sie zitternd.
Das Ungetüm leckte sich über die schwarzen Lippen; seine Zunge war bleich und gesprenkelt, völlig fremdartig.
Es steckte eine Klaue in ihr T-Shirt und zerriß den dünnen Stoff. Ein rasierklingenähnlicher Nagel zog eine lange, flache Wunde über ihre rechte Brust.
Sie zuckte zusammen. »Warte«, sagte sie. »Jetzt warte aber mal.« Erneut stieg Panik in ihr empor.
Der Freak drückte sie gegen die schnurrende Maschine.
Liz wand sich, versuchte, das Geschöpf zurückzuschieben. Es schien aus Eisen zu bestehen. Sie war ihm nicht gewachsen.
Das Ding schien von dem Blutfaden, der ihre nackte Brust schmückte, wesentlich stärker erregt zu werden als von ihrer Nacktheit. Es zerriß ihre Shorts.
Liz schrie.
Das Ding versetzte ihr eine Ohrfeige, raubte ihr mit diesem einen Schlag fast das Bewußtsein und warf sie dann auf den Boden. Als Liz eine Minute später spürte, wie das Geschöpf ihre Beine spreizte und in sie eindrang, fühlte sie auch, wie seine Klauen sich in ihre Seiten bohrten. Als eine kalte, kastanienbraune Dunkelheit sich über sie senkte, wußte sie, daß Sex in der Tat, wie immer, die Antwort war; aber diesmal war er die letzte Antwort.
Amy glaubte, Liz schreien zu hören. Es war ein fernes Geräusch, ein kurzer, scharfer Schrei des Entsetzens und Schmerzes. Dann vernahm sie nur noch die üblichen Geräusche der Geisterbahn.
Einen Augenblick lang lauschte Amy ihnen weiterhin, doch als sie nur die unheimliche Musik und den lachenden Clown hörte, wandte sie sich wieder Joey zu. Er stand links vom Leichnam des Ausrufers und versuchte, ihn nicht anzusehen. Amy hatte den Jungen losgebunden. Obwohl Tränen sein Gesicht hinabrollten und seine Unterlippe zitterte, versuchte er, ihr zuliebe tapfer zu sein. Sie wußte, daß ihre Meinung ihm wichtiger war als die eines jeden anderen; und sie sah, daß er selbst jetzt, unter diesen Umständen, befürchtete, sie würde schlecht von ihm denken. Er schluchzte nicht. Er war nicht in Panik geraten. Er würde nicht völlig zusammenbrechen. Er versuchte sogar, unbekümmert zu wirken; er spuckte auf die von den Fesseln aufgescheuerten Handgelenke und schmierte den Speichel sanft über die rauhen, roten Stellen, um die gereizte Haut zu beruhigen.
»Joey?«
Er schaute zu ihr hoch.
»Komm, Schatz. Wir müssen hier raus.«
»Okay«, sagte er, und seine Stimme versagte zwischen den Silben. »Aber wie? Wo ist die Tür?«
»Keine Ahnung«, sagte Amy. »Aber wir werden sie finden.«
Amy verspürte noch immer das Gefühl, behütet und beschützt zu werden, und es hielt sie aufrecht.
Joey ergriff ihre linke Hand.
Die Pistole des Ausrufers in der rechten haltend, führte Amy den Jungen durch die dunkle Geisterbahn, vorbei an mechanischen Monstern vom Mars, an Zombies aus Wachs, hölzernen Löwen und Seeungeheuern aus Gummi.
Schließlich sah sie einen Lichtstrahl aus dem Boden kommen, in der Dunkelheit links von der Fahrspur, in die der Schein der Arbeitsbeleuchtung nicht vordrang. In
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