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Geisterblumen

Geisterblumen

Titel: Geisterblumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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geschlungen und drückte mich fester, als ich es je für möglich gehalten hatte. »Mein liebes Mädchen. Meine liebe Aurora. Ich liebe dich, mein Mädchen.«
    »Ich liebe dich auch, Großmutter«, sagte ich. Dann verschwamm alles, und ich verlor das Bewusstsein.
    Ich träumte, dass N. Martinez in seiner schicken Uniform neben mir stand, mir das Haar aus der Stirn strich und mich auf die Wange küsste.
    Als ich die Augen öffnete, saß er auf einem Stuhl an der Wand, in Uniform, und döste. Mein Herz machte einen Sprung, und eine Stimme in meinem Inneren flüsterte:
Warte ab, vielleicht.
Er saß ein bisschen krumm da, das Haar zerzaust und runzelte im Schlaf ausnahmsweise nicht die Stirn.
    Er öffnete die Augen und wirkte einen Moment lang so freundlich und aufgeschlossen wie in meinem Traum. Dann kehrte das Stirnrunzeln zurück, und ich wusste, dass es nicht wirklich gewesen war.
    Sag ihm, was du empfindest
, schoss es mir durch den Kopf.
Sag ihm, dass du dich ihm gerne anvertrauen möchtest, dass du noch niemandem wie ihm begegnet bist, dass du dich bei ihm sicher fühlst, dass du mit ihm Drachen steigen lassen und Eis essen und nichts tun und alles tun und zu den Sternen hochblicken und deine eigenen Sternbilder suchen möchtest. Sag ihm, dass du von ihm träumst. Dass du ihn noch nie lächeln gesehen hast.
    Dann sagte ich: »Es tut mir leid, dass ich die Geburtstagsparty deiner Schwester verpasst habe.«
    »Du hättest wenigstens anrufen können.«
    Ich schaute auf meine Hände. »Das stimmt.«
    Er starrte mich an. Und dann, als hätte er meine Gedanken gelesen, lachte er ein wunderbar tiefes Lachen und schloss es mit einem Lächeln ab. »Du machst mich verrückt.«
    »Ich weiß.«
    »Warum weinst du?«
    Ich zuckte mit den Schultern. Wie konnte ich ihm sagen, dass ich weinte, weil sein Lachen und sein Lächeln noch viel schöner waren, als ich es mir vorgestellt hatte?
    Das Lächeln verschwand, er runzelte wieder die Stirn und raufte sich die Haare, als wüsste er nicht, was er machen sollte. Er öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Saß mit zusammengepressten Lippen da.
    Schließlich räusperte er sich, setzte sich gerade hin und sagte in offiziellem Ton: »Du hast verdient, es zu erfahren. Es wird nicht öffentlich bekanntgemacht. Es könnte mich meinen Job kosten, es dir zu sagen.«
    »Ich verrate dich nicht.«
    »Ich dachte nicht …« Er schüttelte den Kopf. »Das weiß ich doch. Der Hammer war die Waffe, mit der man Grant den Schädel eingeschlagen hat. Die Mordwaffe. Du hattest recht.«
    Ich saß ganz still da und wartete, dass er weitersprach.
    »Wir haben Fingerabdrücke darauf gefunden.«
    Ich wusste, was als Nächstes kommen würde. »Lizas Abdrücke.«
    Er nickte.
    Dann räusperte er sich wieder: »Ich glaube, äh, ich muss mich bei dir entschuldigen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich konnte es selbst kaum glauben. Es kam mir alles … Ich meine, keiner bringt einem bei, an Geister zu glauben. Aber …«
    »Aber«, stimmte er mir zu. Wir schauten einander an. Lange Zeit. Das Schweigen dehnte sich aus wie Karamell, wurde dick und gespannt und viel zu klebrig, um angenehm zu sein.
    »Ich scheine einen sehr schlechten Einfluss auf dich zu haben. Wenn ich dich mit anderen Leuten erlebe, bist du … ganz anders.«
    »Ja.« Ich schluckte. »Das beruht wohl auf Gegenseitigkeit.«
    »Ja. Ich meine, nein, aber …« Sein Stirnrunzeln wurde tiefer. »Ich weiß nicht, wie ich es sonst ausdrücken soll. Mit dir zusammen zu sein ist wirklich schwer. Ich … ich verstehe das nicht. Es macht mich verrückt. Bei dir komme ich mir vor wie ein Idiot.«
    »Verstehe.«
    »Das glaube ich nicht.«
    »Idiot. Schlecht. Verrückt. Schon kapiert.« Ich wandte mich ab. »Ich möchte lieber allein sein.« Es war nicht leicht, seine Nähe zu ertragen, wenn er so ungern in meiner Nähe war.
    Ich hörte, wie er den Stuhl zurückschob. Ich spürte sein Zögern, dann bewegte er sich zur Tür. Blieb stehen.
    Und tat das Schlimmste überhaupt. »Napoleon. So heiße ich mit Vornamen.« Seine Schritte verklangen.
    Ich wollte die Schwester rufen und sagen, dass ich Schmerzen hätte, aber gegen diese Schmerzen gab es keine Medizin. Er hatte mir seinen Vornamen gesagt. Den Namen, den er nur Leuten sagte, die er nicht wiedersehen würde.
    Ich drückte mein Gesicht ins Kissen und weinte.
     
    Ich schlief ein und hatte einen seltsamen Traum, in dem die Prinzessinnen vertauscht waren, Liza war Aschenputtel und ich

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