Geisterbucht
nichts. Ich hatte ja nur ein paar Gerüchte gehört. Angeblich war sie eine verstoßene Prinzessin und eine Geheimagentin der Regierung.« Er lachte. »Aber in Wirklichkeit war sie eine der gerissensten Juwelendiebinnen ihrer Zeit.«
Wer lügt?
Zu Hause gab es wie erwartet Ärger, keinen Nachtisch und längere Debatten über die Aufgaben eines Detektivteams, die nicht, wie Tante Mathilda sagte, darin bestanden, James Bond zu spielen und ständig von der Nationalgarde aus Todesgefahr gerettet zu werden. Damit hatte sie zweifellos recht und Justus verzichtete darauf, sie an das Motto der drei ???, »Wir übernehmen jeden Fall«, zu erinnern. Wenn es nach Tante Mathilda gegangen wäre, hätte er dieses Motto nämlich sofort in »Wir übernehmen jeden Fall, der nicht gefährlich ist, durch ein bisschen Knobeln in der Zentrale gelöst werden kann und uns nicht vom Arbeiten abhält« ändern müssen.
»Wart ihr nicht mal ein Rätselclub?«, bohrte sie nach. »Was ist aus euren Tüfteleien und kleinen Abenteuern geworden? Warum müsst ihr euch ständig in neue Gefahren stürzen?«
»Das ist ungerecht«, sagte Justus, aber er sagte es erst am nächsten Tag zu Peter und Bob, als sie sich in der Zentrale trafen. »Unsere Fälle waren noch nie ungefährlich, aber das konnte ich ihr nicht sagen. Sie war nicht in der Stimmung für rationale Argumente.«
»Aber wir machen doch weiter, oder?«, fragte Bob. »Wir sind jetzt schon so weit gekommen, da schmeißen wir doch nicht einfach alles hin!«
»Sehe ich genauso«, sagte Peter. »Was kann denn schon noch passieren? Wir haben unseren Vorrat an lebensgefährlichen Situationen längst aufgebraucht.«
Bob grinste. »Meine Damen und Herren, Sie hörten das Neueste aus der Abteilung ›Berühmte letzte Worte‹.«
»Es kann tatsächlich noch eine ganze Menge passieren«, sagte Justus. »Wenn wir nämlich nicht endlich herausfinden, was hier in Wirklichkeit gespielt wird, nützt es uns überhaupt nichts, den Stern von Kerala wiederzufinden.«
Verblüfft sahen Peter und Bob ihn an. »Wie bitte?«, fragte Bob. »Aber wir haben doch schon alles herausgefunden!«
»So? Dann sag mir mal, was.«
»Mr Shreber hat uns angeheuert, um den Stern von Kerala zu finden und einen Fehler wiedergutzumachen.«
»Welchen Fehler?«
»Dass er und Samuel Maruthers damals nicht zur Polizei gegangen sind und John Fisher angezeigt haben.«
»Und wie sollen wir das wiedergutmachen?«
»Indem wir zur Polizei gehen, oder?«
»Und was passiert, wenn wir zur Polizei gehen und drei Männer beschuldigen, die alle schon gestorben sind?«
»Äh … sie werden nach einem Beweis fragen.«
»Haben wir einen Beweis?«
Bob dachte eine Weile nach und musste schließlich zugeben: »Nein.«
»Das ist eins unserer Probleme. Dann das nächste: Wer ist Rashura und was will er?«
»Justus, ich dachte, das ist längst klar!«, sagte Peter. »Rashura will den Schatz!«
»Und wer ist er?«
Peter zögerte. »Nat?«
»Das sagst du nur, weil du wütend auf ihn bist. Aber denk mal logisch nach. Nat hätte sich die Juwelen aus dem Safe schon vor Jahren holen können, und glaubst du wirklich, er würde sich zwei Tage lang von Smith, Taylor und Angelica misshandeln lassen, wenn sie für Rashura arbeiten und er selber Rashura ist? Und warum hätte Angelica dich zwingen wollen, ihnen Nat auszuliefern, wenn er ihr Boss ist? Nein, das passt einfach nicht.«
»Na ja, wenn du das so sagst …«
»Dann noch etwas. Wer hat den Schatz gestohlen?«
»John Fisher! Justus, wir wissen doch –«
»Ein amerikanischer Marinesoldat schleicht sich heimlich in einen indischen Palast, plündert die Schatzkammer aus und verschwindet, ohne dass es jemand merkt?«
»Sergeant Madhu sagte doch, dass jemand aus dem Palast daran beteiligt gewesen sein muss.«
»Und wer zum Beispiel? Etwa eine berüchtigte Juwelendiebin, die sich selbst als Prinzessin bezeichnete?«
»Aber Nat sagte doch, sie sei Geheimagentin!«
»Ja, genau. Sergeant Madhu sagte dies, Nat sagte jenes, Mrs Maruthers erzählte uns etwas, Mr Mason erzählte uns auch etwas, Kapitän Murphy sagte wieder etwas anderes und John Fisher hinterließ ein versiegeltes Geständnis. Aber das alles passt nicht zusammen, Kollegen! Es gibt nur eine Möglichkeit, und zwar die, dass uns jemand systematisch und gezielt falsche Informationen gegeben hat. Irgendjemand lügt. Möglicherweise sogar mehrere Jemande.«
Bob und Peter starrten ihn an.
»Und wer?«, fragte Peter
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