Geisterbucht
war nicht sicher, ob wir Sie nicht vielleicht abgehängt hatten.«
»Die junge Dame hat es auf jeden Fall versucht«, sagte Madhu und ein kurzes Lächeln blitzte auf. »Aber wer in Indien Auto fahren kann, kann es in Amerika auch. So. Jetzt also zu diesem Schatz. Ihr habt den Schlüssel und den Stein? Dann –«
»Stern«, sagte Nat heiser. »Nicht Stein. Nur der Stern von Kerala kann die Tür öffnen. So hat John Fisher es damals verfügt und so habe ich es gebaut. Harry Shreber war nicht der Einzige, der etwas gutmachen wollte.«
»Ich weiß«, sagte Madhu ganz ruhig. »Aber keine Sorge. Ich weiß auch, was zu tun ist. Kommt!«
Justus, Peter und Bob folgten ihm in das Mausoleum. Nat zögerte, aber dann warf er einen Blick auf den bewusstlosen Mr Mason und blieb draußen. Miss Parker setzte sich neben ihn und er begann mit heiserer Stimme, ihr zu erklären, was hier eigentlich gerade vorging.
Die letzte Tür war eine ganz normale Grabplatte mit der Aufschrift ›John Fisher‹ und seinem Geburts- und Sterbedatum. Es gab nur ein paar kleine Unterschiede zu den anderen Platten: ein Schlüsselloch, eine pflaumengroße Vertiefung mit einem Schalter darin und ein Zahlenschloss.
Justus fischte den Saphir aus der Tasche und setzte ihn in die Vertiefung. Es klickte einmal und der Stein steckte fest. Dann steckte er den Schlüssel ins Schloss, aber er ließ sich nicht drehen. Madhu langte an ihm vorbei und stellte eine Kombination an dem Zahlenschloss ein, und es klickte wieder. Und jetzt drehte sich der Schlüssel mühelos und die Grabplatte fiel den vier Schatzsuchern fast entgegen.
In dem Grab befand sich kein Sarg. Nur eine kleine Urne, aber sie fand kaum Platz zwischen den sechs vollgepackten Säcken, die das Fach fast völlig ausfüllten. Sergeant Madhu öffnete einen davon und holte eine Handvoll Diamanten heraus.
»Wow«, murmelte Peter.
»Ja«, sagte der indische Polizist, »da ist nun euer Schatz. Und jetzt müsst ihr entscheiden, was ihr damit tun wollt. Ihr habt ihn gefunden, er gehört euch.«
»Sind Sie ganz sicher?«, fragte Justus und blickte ihn fest an.
Madhu nickte. »Absolut.«
»Gut. Dann bringen wir ihn jetzt mitsamt Mr Mason zur Polizei und erzählen die ganze Geschichte. Und wenn wir entscheiden können, was weiter passiert, soll Mr Sapchevsky dafür entschädigt werden, dass er sein Haus und seine gesamte Existenz verloren hat. Seine Uhren wird er leider nicht wiederbekommen, aber vielleicht hilft ihm das Geld erst einmal weiter. Der Rest des Schatzes soll dann an die rechtmäßigen Besitzer zurückgehen, also die Erben des Maharadschas.«
Madhu drehte sich zu Peter und Bob um. »Seht ihr das auch so?«
Sie nickten. »Absolut«, sagte Bob.
»Dann … danke ich euch. Ich denke, ich fahre jetzt los und besorge Mr Mason ein Dach über dem Kopf. Und ihr kümmert euch um das hier.« Er schwieg einen Moment lang und sah alle drei der Reihe nach an. »Das habt ihr sehr gut gemacht, ihr Detektive.«
»Wissen wir«, sagte Justus selbstzufrieden.
Madhu grinste, hob die Hand zum Gruß und wandte sich ab. Mr Mason war inzwischen zu sich gekommen, hockte zusammengekrümmt auf dem Kiesweg und starrte voller Hass zu Madhu hoch, als der auf ihn zukam. »Kommen Sie!«, sagte der Polizist. »Diese Jagd ist für Sie beendet.«
»Moment noch!«, rief Justus und lief ihm aus dem Mausoleum nach.
Sergeant Madhu drehte sich um. »Was ist?«
Der Erste Detektiv hielt ihm die Hand entgegen. Auf seiner Handfläche lag der Brennende Kristall, der im Sonnenlicht strahlte wie reines Feuer.
»Geben Sie das bitte Ihrer Mutter«, sagte Justus. »Ich glaube, sie wird sich freuen. Aber vielleicht entschließt sie sich ja auch, nach Hause zu fahren und ihn zurückzugeben.«
Sergeant Madhu sagte gar nichts. Endlich nickte er sehr langsam. »Danke.« Seine Finger schlossen sich so behutsam um den Saphir, als sei er lebendig. Er betrachtete ihn, dann steckte er ihn in die Tasche. »Kommen Sie, Rashura!« Er fasste den alten Mann am Arm und ging mit ihm fort.
Zuletzt …
»Juuuuustus!«, rief Tante Mathilda. »Juuuustus! Peter! Bob! Wo seid ihr?«
»Hier, Tante Mathilda!« Die drei ??? kletterten aus dem Rumpf des Flugzeugs, in dem sie gesessen und Karten gespielt hatten. Das war sozusagen ihr Abschied von der alten Maschine. Am nächsten Tag würden Nat und seine Nichte sie abholen und nach Pima bringen, wo sie ihre verdiente letzte Ruhe finden sollte.
Tante Mathilda sah ihnen entgegen, die Hände in die Hüften
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