Geisterbucht
Brett, das wohl als Barrikade in die Halterungen vor die Tür gelegt und so den kleinen Schlüssel im Schloss unterstützen sollte. Morton trat als Erster ein und schaltete das Licht ein. Der Raum hatte zwei kleine, dichtmaschig vergitterte Fenster; eigentlich zum Schutz gegen Ratten oder Kojoten, aber stabil genug, um auch Menschen aufzuhalten. Auf dem Boden waren ein paar Decken zu einem armseligen Lager zusammengeworfen worden und daneben stand eine leere Wasserflasche. An der Wand stapelten sich fünf große Umzugskartons. Sie waren mit Klebeband versiegelt; offenbar bewahrte Ismael nichts darin auf, was ihm während seiner Gefangenschaft hätte helfen können.
Angelica wartete, bis ihre vier Gefangenen den Raum betreten hatten, schloss dann rasch die Tür und drehte den Schlüssel um. Ein schwerer Schlag, mit dem das Brett verkeilt wurde, ließ die Tür erzittern. Dann hörten die Gefangenen, wie Angelica die Treppe wieder hinaufstieg. Kurz danach fuhr ein Auto vor. Vier Türen wurden zugeschlagen, der Motor sprang an, das Geräusch entfernte sich und erstarb.
Justus hob die gefesselten Hände und rupfte sich das Tuch aus dem Mund. Dann ging er zur Tür, klemmte das Handgelenk hinter die Klinke und rüttelte versuchsweise daran, aber die Tür bewegte sich keinen Millimeter – was er auch nicht wirklich erwartet hatte.
»So«, sagte Peter, »das war ja wieder mal ein Erfolg auf der ganzen Linie. Was jetzt?«
Arizona bei Nacht
»Erst mal sollten wir unsere Fesseln loswerden«, sagte Justus. Da sie sich bewegen und einander helfen konnten, war das kein Problem. Danach schaute Justus sich in dem Kellerraum um, musterte die beiden Fenster und marschierte zu den fünf Kisten. »Jetzt müssen wir so schnell wie möglich hier raus. Helft mir mal – vielleicht finden wir hier drin etwas, das wir verwenden können.«
Zu viert rissen sie die Kartons auseinander. Im ersten fanden sie eine Sammlung Porzellanteller, im zweiten und dritten Bücher, im vierten einen Haufen alter Ordner und im fünften ein paar alte Kleidungsstücke.
»Können wir nicht ein paar Klamotten zu einem Seil zusammendrehen und damit das Gitter herausreißen?«, schlug Bob vor.
»Versuchen wir es«, sagte Morton. »Ich sage es ungern, aber ich glaube, Mr Holbrook befindet sich in Gefahr. Die Verbrecher können es sich nicht leisten, einen Zeugen freizulassen.«
»Und es ist meine Schuld«, sagte Peter bitter. »Hätte ich ihn nicht Ismael genannt –«
»Es hat keinen Sinn, sich Vorwürfe zu machen«, sagte Justus. »Das mit dem Seil ist eine gute Idee, Bob.«
Sie rissen ein altes Hemd in Streifen und drehten es zu einem Seil zusammen, das sie am Gitter festknoteten. Dann packten sie es und zogen aus Leibeskräften daran. Das Gitter knirschte, lockerte sich, wackelte – und brach so plötzlich aus der Wand, dass sie alle übereinanderfielen. Sie rappelten sich auf, und während Morton den Staub von seiner Uniform klopfte, stürzten die drei ??? zum Fenster. Draußen war es jetzt völlig dunkel und sie konnten nicht sehen, wohin es führte.
»Ich komme nicht durch«, sagte Justus nüchtern. »Peter, was ist mit dir?«
»Zu breite Schultern. Bob könnte es schaffen.«
»Ich versuch’s«, sagte Bob entschlossen. »Hebt mich mal hoch.«
Sie stemmten ihn in die Höhe. Morton kam dazu und half mit. Bob steckte den Kopf und einen Arm durch die Fensteröffnung und tastete nach einem Halt. »Es geht ins Freie, auf den Hof. Ich kann Mortons Auto sehen. Aber hier sind überall nur Pflastersteine, daran kann ich mich nicht festhalten. Es hilft nichts, ihr müsst schieben!« Aber schon nach ein paar Sekunden schrie er auf. »Au! Es geht nicht – ich stecke fest! Lasst mich wieder runter!«
Sie zogen ihn zurück und setzten ihn wieder ab. Justus zupfte an seiner Unterlippe, dann nickte er. »Wir müssen die Tür öffnen. Bob, könntest du einen der Pflastersteine herausbrechen?«
»Nicht ohne Werkzeug.«
»Wir haben Werkzeug.« Justus holte einen der Porzellanteller aus der Kiste und zerschlug ihn auf dem Steinboden. Mit der größten Scherbe kam er zurück. »Kratz damit den Sand aus den Fugen.«
»Wenn du meinst … Aber das wird dauern. Wie lange könnt ihr mich tragen?«
»Das ist gar nicht nötig. Wir schieben einfach die Bücherkartons unter das Fenster, dann kannst du dich daraufstellen.«
Also kletterte Bob auf die Kisten, streckte den Arm nach draußen und fing an, den Sand um einen der Pflastersteine herauszukratzen. Nach einer
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