Geisterbucht
kam sie mit einem Stück Tuch zurück, mit dem sie Justus trotz seiner überraschten Gegenwehr fachgerecht knebelte. Dann setzte sie sich ganz ruhig wieder hin.
»So«, sagte der grauhaarige Mann. »Jetzt kann ich vielleicht endlich in Ruhe weitermachen.« Abrupt drehte er sich zu Peter und Bob um. »Oder wollt ihr vielleicht auch noch etwas fragen?«
Hastig schüttelten sie die Köpfe, während Justus ihn mit einem wütenden Blick durchbohrte. Der Mann schaute ihn gelassen an.
»Aber deine Frage werde ich trotzdem beantworten. Nein, ich bin nicht Rashura. Überrascht dich das? Das schmeichelt mir zwar, ändert aber nichts an den Tatsachen. Du kannst mich Smith nennen – das heißt, du kannst es natürlich nicht, weil du ja geknebelt bist und nur dumpf grunzen kannst, aber du darfst es denken .«
»Aber wer –«, begann Peter und verstummte sofort, als Mr Smith ihn anschaute.
»Wer Rashura ist? Das braucht euch nicht zu interessieren, da wir nach dem heutigen Tag aus eurem Leben verschwinden werden. Oder ihr aus unserem – was für euch unangenehmer sein dürfte als für uns.« Er drehte sich zu Ismael um und seine Stimme veränderte sich. Jede Spur von Freundlichkeit verschwand und er schlug mit den Worten zu wie mit einer Peitsche. »Holbrook, wenn Sie nicht innerhalb von fünf Sekunden meine Frage beantworten, lege ich einen dieser Jungen um. Wo ist der Stein? «
Ismael warf den drei ??? einen kurzen, harten Blick zu, als überlegte er wirklich, ob er es riskieren sollte, weiter zu schweigen. Sie starrten ihn angstvoll an – was würde er tun? Schließlich wussten sie noch immer nicht, was er eigentlich geplant hatte. Aber dann schaute er zu Smith und nickte kurz. »Lassen Sie die Jungen in Ruhe. Der Stein ist in einem Lagerraum an Bord der USS Leviathan .«
» Leviathan «, wiederholte Smith und ein hässliches Lächeln breitete sich auf seinem kantigen Gesicht aus. »Deshalb das alberne Spielchen mit dem Namen Ismael? Und wer war Harry Shreber – Ahab persönlich? Egal. Wo ist das Schiff?«
»Im Militärhafen von San Diego.«
»Wie kommt man da rein?«
»Als Zivilist überhaupt nicht.«
»Aber Sie sind kein Zivilist, richtig? Sie gehören noch zur Navy.«
Ismael schien sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. »Ja. Aber Sie müssen den Hafen gar nicht betreten. Die Leviathan läuft morgen aus.«
»Ach ja?« Smith zog eine Augenbraue hoch. »Und Sie denken, wir sind so dumm und legen uns mit einem ganzen Schiff voller Navysoldaten an?«
»Auch das ist nicht nötig. Das Schiff ist außer Dienst, es wird nur eine Minimalbesatzung an Bord sein.«
Smith überlegte kurz, nickte und stand auf. »Gut. Angelica, sperr die Jungen und ihren Herrn Chauffeur in den Keller. Holbrook, Sie kommen mit uns und holen den Stein aus dem Schiff.« Er schaute die drei ??? an und schüttelte den Kopf. »Nicht zu fassen, was drei halbwüchsige Bengel für einen Ärger machen können. Ich hoffe wirklich, dass ich euch drei Plagezeichen –«, er lachte hämisch über seinen Einfall, »– nie wiedersehe.«
»Wir sind Detektive«, sagte Bob halsstarrig. »Wenn Sie nicht damit leben können, dass man Ihnen auf die Schliche kommt, hätten Sie nicht die Verbrecherlaufbahn einschlagen dürfen.«
Smith und Taylor starrten ihn entgeistert an und brachen dann in Gelächter aus. Als Smith sich wieder beruhigt hatte, grinste er. »Das war wirklich gut. Mach, dass du rauskommst, du kleiner Klugscheißer!«
Angelica, die nun ebenfalls eine Pistole in der Hand hielt, trieb die drei ??? und Morton hinaus in den Flur und dann die Kellertreppe hinunter. Auf halbem Weg kam sie Morton ein wenig zu nahe und er spannte sich – aber sie bohrte ihm die Pistole in den Rücken und sagte: »Vergessen Sie’s. Ich kann mit dem Ding hier genauso gut umgehen wie mit einer Giftspritze. Gehen Sie einfach ganz ruhig nach unten, dann passiert Ihnen und den Jungen nichts.«
Morton fügte sich, sagte aber beschwörend: »Hören Sie, Sie haben noch eine Chance, heil aus der Sache herauszukommen. Wenn Sie –«
»Gehen Sie weiter, Sie Chauffeur«, befahl sie kalt. »Oder ich drücke ab.«
»Geben Sie auf, Morton«, bat Bob. »Das hat keinen Sinn.«
»Kluger Junge«, höhnte Angelica. »Geht da links rein.«
Der Kellerraum auf der linken Seite des Flurs war offenbar in den vergangenen zwei Tagen als Gefängnis für Ismael benutzt worden. Links und rechts der Tür waren schwere eiserne Halterungen angebracht und auf dem Boden lag ein dickes
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