Geisterbucht
Silbernes und etwas Rotes an sich vorbeifahren. Curtis schien nichts bemerkt zu haben. Justus blieb liegen, bis er ganz sicher war, dass die drei Autos weit weg waren, dann stand er auf und klopfte sich unter den missbilligenden Blicken eines ältlichen Spaziergängers den Staub von der Hose. Dann trabte er los.
Als Bob in die Sunrise Road einbog, an der das ›Gebrauchtwarencenter T. Jonas‹ lag, kam ihm Peter in seinem roten MG schon entgegen. Unmittelbar vor ihm fuhr er durch das Tor, und als Bob den Käfer neben dem Schrottberg anhielt, war Peter schon dabei, das große schmiedeeiserne Hoftor zu schließen. Bob sprang aus dem Wagen und half ihm dabei und das Tor knallte unmittelbar vor Curtis’ Auto zu. Er bremste abrupt, stieg aus und brüllte: »He! Macht das Tor auf, ihr feiges Pack!«
Bob grinste ihn an. »Versuch mal, uns zu zwingen. Schon mal was von Hausfriedensbruch gehört?«
»Ich hör wohl nicht recht?«, zischte Curtis. »Sag mal, du Wurst, weißt du eigentlich, mit wem du es hier zu tun hast?«
Bob nickte. »Klar, das weiß ich ganz genau. Mit jemandem, der draußen vor dem Tor steht.«
»Und wo ist der Dicke hin? Hat sich wohl – hähä – dünnegemacht? Versteckt sich hinter seinen Freunden?«
Bob überlegte gerade, was er darauf antworten sollte, als hinter ihm eine verärgerte Stimme sagte: »Was soll der Quatsch? Was haben die Autos auf dem Hof zu suchen? Du da – Bob, richtig? –, mach sofort das Tor auf! Und schafft die Karren hier raus! Das hier ist ein Firmengelände und kein Abenteuerspielplatz!«
Peter und Bob drehten sich um. Vor ihnen stand Jim im blauen Arbeitsanzug mit einer Motorsäge in der Hand und starrte sie wütend an. »Äh …«, begann Bob.
»Habt ihr nicht gehört? Macht das Tor auf!«
Curtis trat einen Schritt zurück und grinste. »Eben, Kinderchen – macht das Tor auf, wie der nette Herr gesagt hat. Ihr wollt doch wohl keine Kunden vergraulen, oder?«
»Du bist kein Kunde, Curtis«, sagte Bob mutig. »Du bist nichts als ein kleiner Halunke, der sich hier groß aufspielt! Jim, wir machen das Tor erst wieder auf, wenn diese Kerle weg sind!«
»Sagt wer?«, höhnte Curtis. »Mister, lassen Sie sich wirklich von so einem Knirps sagen, wo es langgeht?«
»Hören Sie nicht auf ihn, Jim!«, rief Peter beschwörend. »Der will Sie doch nur einwickeln!«
»Macht das Tor auf, Peter und Bob.« Jims Gesicht war so finster wie eine Gewitterwolke. »Sonst mache ich es.«
»Nein!«, rief Bob. »Hören Sie, die Kerle haben Justus und mich auf dem Schulgelände angepöbelt. Sie wollen uns zwingen, etwas herauszugeben, das sie überhaupt nichts angeht!«
»Ach ja?«, zischte Curtis. »Der Schlüssel geht uns nichts an, ja? Hör mal, du Wicht: der Schlüssel gehört mir, kapiert? Meiner Familie! Schon mal von Lieutenant John Fisher gehört, meinem Onkel? Der etwas hinterlassen hat, das man nur mit diesem Schlüssel finden kann? Das geht mich nichts an, ja?«
Bob schluckte. Diese Behauptung hatte er nicht erwartet, und was er darauf antworten sollte, war ihm schleierhaft. Wenn es stimmte, was Curtis da sagte, gehörte der Schlüssel ja vielleicht wirklich ihm!
Aber Peter ließ sich nicht einschüchtern. »Selbst wenn es so wäre: Erstens hat Mr Shreber, den du ja auch bestens kennst, da du ihn beklaut hast, uns beauftragt, es zu finden! Und zweitens haben wir den Schlüssel überhaupt nicht – Justus hat ihn. Also können wir ihn dir gar nicht geben!«
»Schluss jetzt mit dem Blödsinn!«, bellte Jim. »Aus dem Weg da!« Er wischte Bob und Peter beiseite, packte den Riegel am Tor, schob ihn zurück und zog die Torflügel auf.
Ohne zu zögern, warfen sich Peter und Bob nach vorne und drückten die Flügel wieder zu.
Jim trat einen Schritt zurück und maß sie mit einem so wütenden Blick, dass ihnen mulmig wurde. Dann legte er die Motorsäge auf den Boden, fasste Bobs linken und Peters rechten Arm und machte sich mit ihnen auf den Weg zu Titus Jonas’ Büro. Sie stemmten die Füße in den Boden und wehrten sich, aber er hatte Kräfte wie ein Ochse und kümmerte sich überhaupt nicht um ihren Widerstand. Bob verdrehte den Hals und blickte zurück: Curtis und seine Freunde stießen das Tor auf und betraten grinsend den Hof.
Justus’ Onkel, der gerade stirnrunzelnd vor dem Bildschirm seines altersschwachen Computers saß, blickte auf, als Jim die Tür mit dem Fuß aufstieß und die beiden Jungen vor ihn hinstellte. »Was ist denn los?«, fragte er irritiert.
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