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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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und natürlich hatte ich keine Möglichkeit zur exakten Feinabstimmung, konnte sie nicht lokalisieren oder überhaupt irgend etwas dagegen unternehmen - außer: laut zu schreien und nach der Direktorin zu verlangen. Aleytys war auch ziemlich mitgenommen (das erste Mal, daß ich sie so erlebt habe), aber das dauerte nicht lange. Sie zuckte zusammen, als wir ins Zimmer kamen, doch sie sagte nichts, überhaupt nichts, sie grinste mich nur wie ein hungriger Silberpelz an, ging zu einer Couch auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, legte sich hin und schloß die Augen - seht her, wie sie arbeitet, ihr Schnüffler, yaaauuu - seht her, wie sie schuftet, hah!
    Tamris machte sie daran, die Flaschen der gut sortierten Bar zu inspizieren. Sie zog ihre Bluse straff, fühlte sich durch das Jucken unter der Haut, das sich verstärkte, bis es wie das Wimmeln von tausend Flöhen war, schmuddelig, erschöpft, gereizt. Sie sehnte sich nach einem Bad, sauberen Kleidern, mindestens acht Stunden Schlaf, sie wollte ein Fenster öffnen, wollte hinaussehen können, in die Ferne, in einen Himmel, der nicht einmal blau zu sein brauchte, sondern einfach nur etwas anderes als eine Metabetondecke über dem Kopf.
    Genauso still, genauso nervös durchquerte Aleytys das Zimmer, kratzte im Gehen an einer Handfläche, rieb an der Nase, im Genick.
    „Madar”, flüsterte sie. „Lieber bei Windstärke zehn in einem Zelt.”
    Sie streckte sich auf einem Diwan aus, nachdem sie mehrere Dutzend Kissen hinuntergeschoben hatte, wand sich herum, bis ihr behaglich war, steckte sich ein Kissen hinter den Kopf und schloß die Augen.
    Tamris wiegte eine langhalsige Flasche in der Hand und zog die Augenbrauen hoch, als sie das Etikett sah - sie kannte es von einer der Weinproben, in die sie sich während ihres letzten Jahres auf Universität eingeschlichen hatte. Sie fing an, in den Schubladen nach einem Korkenzieher oder etwas ähnlich Brauchbarem zu kramen.
    Ein Gedanke kam ihr in den Sinn, und sie richtete sich auf. „Glaubst du, der hier könnte mit Drogen versetzt sein?”
    Aleytys machte ein gewitztes Gesicht, öffnete die Augen jedoch nicht. Sie rutschte auf dem Diwan hin und her, ihre Lippen zuckten.
    Bei jeder Bewegung in ihrem Gesicht spürte Tamris ein Zwicken der Implantate. Für eine Weile sah und hörte sie nichts, dann bemerkte sie die winzigen blauen Rauchwölkchen und hörte das leise Prasseln und die Quietschlaute. Lächelnd stellte sie zwei Gläser auf die Bartheke vor sich und schenkte bernsteingelben Wein hinein.
    Einige weitere Minuten verstrichen; Aleytys lag noch immer auf dem Diwan, Tamris lehnte an der Bar und beobachtete sie.
    Die Helligkeit und der Luftstrom flackerten, fanden eine neue Intensität. Noch mehr Rauch, grau-lavendelfarbene Wölkchen mit einer bitteren Schärfe darin, waberten aus den Schlitzen der Belüftungsschächte.
    Und das Jucken unter Tamris’ Haut verschwand völlig.
    Aleytys setzte sich auf, rieb an ihrem Genick, streckte die Arme vor sich aus und schüttelte sie. Tamris trug das Weinglas zu ihr hin
    über. Aleytys kostete und lehnte sich zurück, behielt das Glas zwischen den Handflächen bedeckt und nickte schließlich. „Keine Zusätze.” Sie nahm einen zweiten Schluck und lächelte Tamris an.
    „Fühlst du dich besser?”
    „Ein wenig. Kann ich reden?”
    „Wenn du möchtest. Für den Augenblick ist dieser Ort gesäubert.”
    ,,Intaril könnte ein wenig verärgert sein.” Tamris ließ sich in einem Schwebesessel nieder, legte die Füße auf die Fußbank. „Hast du eine Ahnung, wie viele Augen du zum Platzen gebracht hast?” Sie schnupperte an dem Wein, nippte daran und seufzte, als sich die Wärme durch ihren müden Körper ausbreitete.
    „Verflixt zu viele. Aber Intaril wird dieses Thema nicht anschneiden.” Sie gähnte. „Vergiß nicht, eine Notiz darüber in dein Tagebuch einzutragen.” Sie rieb sich die Augen. „Ich bin noch nicht auf Ortszeit. Wenn ich morgen einen frühen Start haben will, dann versuche ich jetzt lieber, etwas Schlaf zu bekommen.”
    Aleytys
    Sie träumte:
    Zuerst sah sie den weißen Haarschopf, diesen Haarschopf, den er nie länger als ein paar Minuten in Ordnung zu halten schaffte. Seinen Rük-ken sah sie als nächstes - er entfernte sich von ihr, schlängelte sich durch eine Menge anonymer Rücken und banaler Gesichter -, Gesichter mit der gezwungenen Fröhlichkeit derer, die entschlossen sind, es sich gutgehen zu lassen, auch wenn sie sich dafür halb umbringen

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