Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Vater ist.
    Vater kann ich hassen, weil er so oder so alles getötet hat, was mir lieb und teuer war. Doch für Ekeser habe ich nur Verachtung. Er ist ein Schleimer und ein Sadist und ein Feigling.
    Sie war älter als er und konnte es gut genug mit seiner Stärke aufnehmen, über lange Jahre hinweg, so daß er lernte, sie in Ruhe zu lassen, sie zu meiden, sie zu ignorieren, Reaktionen, die sie anfangs mit einem aufreizend selbstgefälligen Lächeln zur Kenntnis nahm später jedoch verbarg sie ihre Verachtung hinter ihrer unterwürfigen Maske, verbarg Entsetzen und widerlichen Ekel, als er seine Taktik änderte und Dinge beschrieb, die er anderen antun würde, und mit verschlagener Gewißheit sicher sein konnte, daß sie ihrem Vater nichts davon erzählen würde. Vor einem Jahr hatte er geglaubt, sie wieder herausfordern zu können, doch sie hob nur kalte Augen und starrte ihn an, bis er den Blick senkte.
    Lilit schrieb:
    Sobald der Schmuggler die Botschaft hierherfunkt, daß die Tejed vernichtet sind, wird Acthon die Bewohner gegen die Burg führen.
    Ekeser ist zu schwach und arrogant. Die Wachen hat er bereits gegen sich aufgebraucht, die meisten jedenfalls, besonders Kaston.
    Dieser Mann verachtet ihn. Ekeser hat seine Lektionen rein mechanisch gelernt - er versteht die Prinzipien hinter den ihm gelehrten Handlungen nicht. Vater ist zu plötzlichen uner- warteten Schlägen fähig, auch zu unerwarteten Großzügigkeiten, doch mein Bruder hat nichts hiervon in sich. Manchmal kommt er mir wie ein Wechselbalg vor. Wie konnten zwei so starke und intelligente Menschen wie Vater und Stiefmutter IHN hervorbringen? Wäre ich der Sohn gewesen, den Vater haben wollte - nein, ich weigere mich ganz einfach, daran zu denken. Oh, Metis, ich brauche dich - ich brauche einen Halt. Ich bin so verzweifelt. Alles bricht auseinander, ich bin so allein und- ich habe solche Angst. Ich will nicht sterben. Ich will diesen Ort verlassen, will ihm irgendwie entkommen, meine Liebste … ich habe nicht gewußt, wie furchtbar ich dich vermissen werde.
    In drei Tagen brechen wir auf. Ich weiß nicht, wie ich diese endlosen Tage überstehen soll. Hilf mir, meine Metis, daß ich keine Dummheit begehe, daß ich uns nicht alle für nichts und wieder nichts verderbe. Wie soll ich diese Tage des Eingesperrtseins auf dem Schiff aushalten - ohne eine Menschenseele, mit der ich reden kann …? Nicht einmal dieses Buch werde ich mehr haben. Acthon wird hier zurückbleiben, anfangs war er sich dessen nicht sicher, doch mittlerweile steht es fest. Vater vertraut Ekeser einfach nicht.
    Acthon möchte bei mir sein, doch er wird mit Vater nicht diskutieren
    - zu vieles steht auf dem Spiel, und Vater darf nicht mißtrauisch gemacht werden. Ich nehme an, Gelana und lanina werden meine Begleiterinnen sein. Ihre Männer sind Vaters ehrgeizigste und tatkräftigste Aufseher, und er ist ein zu umsichtiger Mann, als daß er eine solche Tatsache außer Betracht lassen würde.
    Zur selben Zeit ist er relativ blind, wo es sein eigen Fleisch und Blut betrifft. Es ist, als habe er uns alle in irgendwelche Schubladen gepreßt - und jetzt erwartet er von uns, daß wir uns dem jeweiligen Platz anpassen. Er hat keine Ahnung davon, wie es in Acthon aussieht, obgleich er gut daran tut, ihn zu schätzen. Acthons Mutter Aiela war die erste von Vaters Geliebten. Sie hatte er, bevor er meine Mutter heiratete. Metis und Acthon liebten sie sehr; sie und alle ihre Kinder taten sich zusammen, um sie zu schützen, solange sie lebte, und sie vermissen sie schrecklich, seit sie gestorben ist. Als sie mit Acthon schwanger war, war Vater gezwungen, sie ins Dorf zurückzuschicken, wo er sie mit dem Mann verheiratete, den er für den besten der kürzlich eingetroffenen Kontrakt-Arbeiter hielt, mit Gyoll von Suyak. Großvater wollte keine unehelichen Kinder in der Burg haben, die mit den ehelichen Söhnen um jene Macht kämpften, welche sie darstellte. Vater mußte die Richtigkeit dessen eingestehen, deshalb beruhigte er sich schließlich. Ich glaube, er hat sich selbst zum Trotz niemals aufgehört, sie zu lieben, oder, wenn das, was erfühlt, nicht Liebe genannt werden kann - so ist er niemals bereit gewesen, sie freizugeben. Deshalb wurde Acthon in die Burg geholt, als er 14 war, trotz der Gefahr, die er darstellte. Großvater war inzwischen tot. Deshalb war Metis das Mädchen, das ausgewählt wurde, mich zu hüten, nachdem meine Mutter gestorben war. Aielas Tochter. Gyolls Tochter.
    Gyoll

Weitere Kostenlose Bücher