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Geisterjagd

Geisterjagd

Titel: Geisterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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der Rebell, in schwach getarnte Sklaverei verkauft, ein Mann von kalter und vorsichtiger Gewalttätigkeit, ein sanfter Mann, ein liebevoller Mann, der Vater von Metis und Elf und Kedarie und Kleinem Wurm, der in der Wildnis lebt.
    Kleine Schwester. Kedarie. Je älter sie wurde, desto ähnlicher sah sie Aiela, hat mir Metis erzählt. Vater ließ Kedarie zu sich bringen, als sie 14 Jahre alt war. Manchmal frage ich mich, ob er hinsichtlich Aiela ganz bei Verstand war - wenn er versuchte, sie in ihrer Tochter wiederzufinden. Ich hasse ihn mit der ganzen Leidenschaft, der ich fähig bin, doch in aller Ehrlichkeit gesagt, sind wir einander sehr ähnlich. Und ich bin ziemlich stolz darauf. Blinder Mann, wenn du nur sehen könntest. Wenn du nur hinter mein Frauengesicht schauen und mich sehen würdest.
    Nachdem mir von Acthon erzählt worden war, daß mich Vater verkauft hatte, nachdem er zurückgekommen und meine Antwort erhalten hatte, brachte er Gyoll in die Höhle unter der Burg. Gyoll glaubte mir mein Engagement beileibe nicht aufs Wort. Ich mußte ihn überzeugen - er hört mir wenigstens zu, er respektiert mich. Ich glaube, Acthon hat damit gerechnet, daß er mich davon abzubringen versuchen würde, doch er horte mir nur zu.
    Rings um sie her summten die Maschinen, welche Luft und Wasser reinigten, ihr tiefes, grollendes, zweitöniges Lied, und die isolierten Leitungen waren ein Schnurspiel, in und aus dem Dunkel gewoben. Lilit saß reglos da, den Rücken gegen die Wand aus tristen, grobkörnigen Isolierziegeln gelehnt, die Beine zu sich herangezogen, die Arme um die Knie geklammert, ihr Gesicht beleuchtet von der Laterne am Boden neben den Zehen. Acthon kauerte stumm und finster dreinblickend links von ihr, sein schmales Gesicht mit den hoch angesetzten Wangenknochen eine männliche Version des ihren.
    Gyoll saß rechts von ihr. Sein Schädel war mittlerweile völlig kahl, doch seine Augen leuchteten von der Leidenschaft, die nach wie vor in seinem sterbenden Körper lebte. Er war nicht mehr schlaksig, sondern nur mehr ein Etwas aus Haut und Knochen, zittrig vor Schmerzen und zunehmender Körperschwäche. Seine Haut saß locker auf den Knochen, war in Falten über Falten zerknittert, und nicht einmal die dunkle Bräunung konnte die darunter lauernde kreidige Blasse verbergen. Sein rascher Verlall entsetzte Lilit.
    Acthon war dies vertrauter, und vielleicht fühlte er sich deshalb auch weniger traurig.
    Gyoll richtete seinen Blick auf Lilit. „Sobald dieses Unternehmen begonnen ist, bist du verpflichtet, Mädchen … Glaubst du wirklich, du kannst es durchstehen? Mehr als nur dein Leben werden von deinem Entschluß abhängen.”
    „Aretas letzte Frau hat sich selbst getötet.” Lilit zuckte mit den Schultern. „Ich nehme das Unvermeidliche nur vorweg.”
    „Hör auf, mit Worten herumzuspielen, Mädchen - du redest von Menschenleben.”
    „Euer aller Leben habe ich jahrelang in meinen Händen gehalten”, erwiderte sie. „Ich werde es auch jetzt nicht fallen lassen.”
    „Worte.”
    „Also gut, werter Anführer, welche Wahlmöglichkeiten hätte ich?
    Wie lange würde ich in der Wildnis bestehen können? Und sollte ich doch überleben - wie könnte ich es ertragen, eurem Volk eine unerträgliche Last zu sein? Ich bin so arrogant und schlecht gelaunt wie mein Vater. Aretas? Acthon muß dir von ihm erzählt haben.
    Außerdem … nun, egal. Meinen Vater bitten, mir dies nicht anzutun?
    Das ist ein Witz. Lachhaft. Er weiß gut genug, wie Aretas ist, er wollte mir dies nicht antun … Glaube mir, ich weiß das. Es hat ihm nicht gefallen - und trotzdem hat er mich verkauft, um seine heilige Konferenz zu bekommen. Davonlaufen? Diese Welt verlassen? Ich bin nutzlos, ich würde verhungern. Ich möchte etwas bedeuten.” Mit zugepreßten Augen schlug sie die Fäuste auf ihre Oberschenkel.
    Gyoll beugte sich vor, schmiegte seine Hände über die ihren, hielt sie still. Lilit biß sich auf die Lippen und bemühte sich, wieder ruhiger zu werden. Nach ein paar Sekunden sagte sie: „Ich werde mein Leben nicht vertröpfeln lassen. Das werde ich nicht!”
    Gyoll tätschelte ihre Hände und richtete sich dann mit einem Knurren auf. „Also - dann möge es geschehen. Du sagst, du wirst der Auslöser sein. Schon überlegt, wie?”
    „Weißt du, wie sich unsere Frauen für die Hochzeit kleiden? Ein Dutzend Gewänder, eines über dem anderen, bis die Braut wie ein Bovist aussieht. Im Verlauf der Heirats-Zeremonie schälen ihre

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