Geisterkrieg
blickte Janella an. »Haben Sie eine Maschine dabei?«
»Zwei, und einen Transporter.«
»Zwei sind nicht viel, aber vielleicht können wir sie einander erst ein wenig gegenseitig zerbeulen lassen, bevor wir eingreifen müssen.«
Der ASS-Colonel runzelte die Stirn. »Ich dachte, Sie wollten die Begleitschäden minimieren. Emblyns Leute die Miliz und Bernards Privatcorps durch die Mangel drehen zu lassen, das hört sich nicht danach an, als würde es sie daran hindern, Basalt zu verwüsten.«
»Ja sicher, das Gefecht wird schmutzig werden, aber wir müssen einfach dafür sorgen, dass sie irgendwo aufeinander treffen, wo Sauberkeit nicht zählt.« Ich grinste ihn an. »Ich habe in einer Touristenbroschüre über Basalt etwas von einem Ort gelesen, der mir dafür ideal scheint: Obsidian Island.«
Janella zog fragend die Brauen hoch, doch Niemeyer grinste nur. »Ja, das würde perfekt funktionieren. Und wissen Sie was? Ich glaube sogar, ich könnte Ihnen helfen, das Kräfteverhältnis etwas auszugleichen.«
Obsidian Island ist einer von diesen mythischen, sagenumwobenen Orten, wie man sie auf jeder von Menschen besiedelten Welt findet. Orte, die wie dafür gemacht sind, von Gespenstern heimgesucht zu werden, Schauplatz entsetzlicher Morde und brutaler Schlachten zu werden. Die äußerste Abgelegenheit und völlige Isolation des Ortes hilft dabei ebenso wie die Tatsache, dass so gut wie niemand sie jemals besucht, und nur die Waghalsigsten je die Nacht dort verbringen.
Und diejenigen, die sich dazu hinreißen lassen, haben nach dieser Erfahrung Erschreckendes zu berichten.
Natürlich sind neunundneunzig Prozent davon Touristenmärchen, verbreitet von Geschäftsleuten, die einen für fünfhundert Stones dort raus bringen und für das Dreifache eine Übernachtung arrangieren. Weder die Art Preise noch die Art Ort, die andere Fremdwelttouristen anzieht, nur die absolut Seltsamsten.
Genau betrachtet handelt es sich weder um eine Insel noch besteht sie aus Obsidian. Obsidian Island liegt südwestlich von Manville im Herzen eines riesigen Regenwaldschutzgebiets. Es handelt sich um einen unfruchtbaren Tafelberg mitten in einem kleinen See mit tiefdunklem Wasser, in dem angeblich Monster hausen. Ein kleiner, geschwungener Damm verbindet den Berg mit dem Festland, aber die Straße ist von Unkraut überwuchert. Außerdem ist das Seeufer felsig und liegt in einem düsteren Halbkreis zwischen dem See und dem Regenwald. Verschiedene robuste Pflanzenarten haben versucht, auf dem Felsen Fuß zu fassen, aber ihre Anstrengungen sind noch einige Jahrhunderte vom Erfolg entfernt.
Auf der Insel selbst erhebt sich eine riesige Burg aus Basaltstein mit Verzierungen aus schwarzem Vulkanglas - dem Obsidian, dem sie ihren Namen verdankt. Das Gebäude ist mittelalterlichen terrani-schen Festungen nachempfunden, zeigt aber keine der für diese typischen Verwitterungen. Die zwei Jahrhunderte, die seit seinem Bau verstrichen sind, verhielten sich zu der Burg zwar nicht sonderlich gnädig, aber ihre Erbauer haben sie darauf ausgelegt, unterhalb eines Atombombeneinschlags allem zu trotzen, was kommt. Im Gegensatz zu den Rittern sagenumwobener Vorzeit ging es ihnen dabei jedoch nicht darum, Angreifer draußen zu halten. Vielmehr diente diese ganze Anstrengung dem Versuch, einen Mann im Innern festzuhalten.
Tacitus Germayne taucht in den Geschichtsbüchern Basalts kaum auf, und tatsächlich stellt er wenig mehr als eine Fußnote in der Geschichte eines großen Hauses dar. Er war der zweitgeborene Sohn des regierenden Counts, und um seinen Charakter war es von klein auf nicht gut bestellt. Geschichten über gedankenlose Grausamkeiten wurden vertuscht, Wiedergutmachungen bezahlt, Zeugen eingeschüchtert. Es lässt sich schwer sagen, was die Familie sich damals dabei dachte, aber man kann nur schwer zugeben, dass man einen psychopathischen Mörder in die Welt gesetzt hat. Seine Eltern jedenfalls weigerten sich. Sie versuchten ihm allerdings zu helfen, und als die Versuche scheiterten, investierten sie mehr und mehr Geld und Anstrengung.
Tacitus hatte eine ungesunde Neigung für Gilles de Rais entwickelt, einen altfranzösischen Adligen und Freund der Jungfrau von Orleans. De Rais, der über schier unerschöpflichen Reichtum und genug Macht verfügte, um es für die Regierung seiner Zeit unmöglich zu machen, ihn aufzuhalten, verlegte sich auf die Beschwörung von Dämonen. Er brachte zahllose Knaben um - hauptsächlich Bauernjungen, da er keine
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