Geisterkrieg
ausgesprochen dankbar, aber das Ganze war eine Farce.
Die Situation schaukelte sich langsam auf, und ohne einen live übertragenen Zwischenfall hätte es vermutlich zwei Wochen oder länger gedauert, bis es zum Flächenbrand kam. Count Germayne besuchte eine der Suppenküchen der Basaltstiftung. Ohne jeden Zweifel hatten seine Berater ihn dorthin geschickt, damit er von Biancas Popularität profitierte. Er zog eine Schürze über und half bei der Essensausgabe. Er füllte Schalen mit Suppe, die er an seine
Tochter weiterreichte, damit die sie auf das Tablett eines Wartenden stellte. Die Leute lächelten und nickten freundlich, und der Count machte beinahe den Eindruck, Spaß an seiner Tätigkeit zu haben.
Dann zückte ein junger Kerl namens Gavin Prin - ebenso unübersehbar crucischer Abstammung wie Bernard und Teyte - einen kleinen Schlupflaser und schoss aus nächster Nähe auf den Count. Der rote Energiestrahl traf auf halber Höhe zwischen rechter Brustwarze und Brustbein. Count Germayne starrte auf das schwarze Loch in seiner Schürze, dann stolperte er nach hinten, während der Bursche die Waffe zu einem zweiten Schuss hob. Bianca sprang zwischen den Attentäter und ihren Vater, und der Mann zögerte gerade lange genug, dass andere Besucher der Küche ihn zu Boden werfen konnten.
Der Count wurde auf die Intensivstation des nächsten Krankenhauses gebracht. Ich sah ein paar derselben MedTechs, die mich behandelt hatten, wie sie sich nach Kräften bemühten, ihm das Leben zu retten. Bianca fuhr ebenfalls in die Klinik und wartete, während Quam mit seiner Leibesfülle und Putzis Knurren die Reporter auf Abstand hielt. Trotzdem war in einer Teleobjektivaufnahme deutlich zu sehen, wie sie weinte und ängstlich aufschaute, als sich ein Arzt ihr näherte, um sie über die Überlebenschancen ihres Vaters zu informieren.
Bernard kam nicht einmal in die Nähe des Krankenhauses. Fünfzehn Minuten nach dem Anschlag war er live auf dem Bildschirm und hatte die Geschäfte seines Vaters übernommen. Er wirkte erschüttert, und ich verwarf die Möglichkeit, dass er selbst versucht haben könnte, seinen Vater aus dem Weg zu räumen. Bernard rief auf ganz Basalt das Kriegsrecht aus, erklärte den Attentäter zu einem Agenten von FvS und ließ dann eine gewaltige Bombe platzen.
Er schaute geradewegs aus dem Bildschirm und sagte: »Ich habe geheime, aber unumstößliche Beweise dafür erhalten, dass Freiheit von Sorge zu hundert Prozent von Aldrington Emblyn finanziert wird. Daher habe ich seine sofortige Festnahme angeordnet. Er wird sich entsprechend den gesetzlichen Vorschriften wegen Hochverrats und versuchten Mordes verantworten müssen, mit allen Konsequenzen, die unser Rechtssystem für diese Verbrechen vorsieht.«
Beinahe augenblicklich wechselte das Bild zu einer Liveaufnahme von Beamten der Abteilung für Staatssicherheit, die Emblyn in Gewahrsam nahmen. Er wirkte ebenfalls schockiert, seine Erschütterung verwandelte sich aber schnell in Empörung. »Ich habe mich keines wie auch immer gearteten Verrats schuldig gemacht. Ich habe immer nur das Beste für Basalt gewollt, und Sie alle wissen, dass ich es auch verwirklicht habe. Eine unabhängige Untersuchung dieser ganzen Angelegenheit wird beweisen, was hier tatsächlich vor sich geht: eine Säuberungsaktion gegen alle, die sich Bernard Germayne zum Feind gemacht haben. Seht euch vor, Mitbürger, denn was heute mit mir geschieht, erwartet morgen schon euch, wenn ihr nicht den Mut zur Freiheit beweist.«
Teyte drehte sich aschfahl um, als Oates' Kommunikator fiepte. Der Beamte hakte ihn vom Gürtel und zog sich ins hintere Schlafzimmer zurück, um das Gespräch anzunehmen. Teyte blinzelte zweimal, und einen Moment lang wirkte er äußerst verletzlich.
Ich sah meine Chance und ergriff sie. »Ich hoffe, Sie sind sich sicher, was Bernard betrifft. Wenn er jetzt einen Fehler macht, ist alles verloren. Er könnte die ganze Operation ruinieren.«
»Halts Maul!«
Ich täuschte Konsternation vor. »Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass er seinen Vater hat umbringen lassen?«
Teyte schüttelte hastig den Kopf. »Nein, das kann nicht sein.«
»Das hoffe ich für Sie.«
»Wie meinen Sie das?«
»Denken Sie mal nach. Der einzige Beweis, den er für Emblyns Rolle in dieser ganzen Sache hat, bin ich. Er wird kein Risiko eingehen wollen, dass ich seiner Version der Dinge widerspreche. Ich weiß zu viel, um überleben zu dürfen.« Ich deutete mit einer
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