Geisterschiff (German Edition)
Trixi. Die sah aber nur mit großen Augen auf ihren bewusstlos am Boden liegenden Freund.
» Was ist mit Lars?«, fragte sie ängstlich.
Lucy hatte es mittlerweile Varenia gleich getan und kniete neben Lars. Sie untersuchte ihn oberflächlich.
» Das war ein einfacher Betäubungsstrahl. Der ist in einer halben Stunde wieder hergestellt«, beruhigte sie Trixi.
» Ich bin gleich wieder da. Wir beide müssen uns unterhalten. Allein!«, sagte Trixi leise, aber bestimmt. »Komm Garjomus!«
Sie nahm ihn an die Hand und ging mit ihm aus dem Raum. Die Tür verschloss sich wieder hinter den beiden.
» Kann mir mal jemand sagen, was hier verdammt noch mal vor sich geht?«, fragte Gurian und blickte grimmig zur geschlossenen Tür.
Lucy hatte unterdessen die Verbindung zu Shyringa wieder hergestellt.
» Shyringa schnell, ich weiß nicht, wie lange ich reden kann. Kannst du mir sagen, wie viele Besatzungsmitglieder auf diesem Schiff sind?«, fragte sie.
» Meinst du von uns oder von dem fremden Schiff?«, fragte Shyringa zurück.
» Ich meine natürlich von dem fremden Schiff! Wie viele wir sind, weiß ich doch«, stöhnte Lucy.
» Das ist eine verwirrende Frage. Wie du weißt, ist außer uns kein Mensch auf diesem Schiff. Die einzige Veränderung seit unserer Ankunft ist, dass sich die Funktionen des Schiffes wieder aktiviert haben.«
» Aber wer war dann verdammt noch mal der Typ hier?«, knurrte Gurian.
» Das war kein Mensch. Der war aus Luft. Das war ein Geist«, stöhnte Lars, der gerade wieder zu sich kam. Varenia hatte ihn mit ihrem kleinen medizinischen Wunderwerk aus dem Reich der Träume zurückgeholt.
» Das war kein Geist, das war nur eine dreidimensionale Projektion«, sagte Lucy nachdenklich. »So etwas hat man doch sicher schon seit dreihundert Jahren, oder?«
Varenia und Gurian nickten.
»Dann sind alle Mannschaftsmitglieder, die wir gesehen haben, auch dreidimensionale Projektionen. Es gibt keine Mannschaft!«, dachte Lucy laut weiter.
» Wo ist Trixi?« Lars rappelte sich auf. Er kam mühsam auf die Beine.
» Sie ist mit dem Kerl rausgegangen.« Gurian zeigte auf die geschlossene Tür.
» Wenn ich den erwische, mache ich ihn fertig!« Lars schäumte vor Wut, obwohl er noch ziemlich wackelig auf den Beinen war. Lucy sah ihn nachdenklich an.
» Beruhige dich!«, sagte sie schließlich. »Auf den brauchst du nicht eifersüchtig zu sein.«
Lars und die anderen sahen sie ungläubig an.
» In wen ist Trixi normalerweise verliebt? Außer Lars natürlich.« Lucy sah provozierend in die Runde. Die anderen sahen sich fragend an.
» Außer in Lars ist Trixi in niemanden verliebt, leider«, antwortete Varenia schließlich bedauernd. »Es sei denn, in ihre Raumschiffe.«
Lucy sah sie an und nickte.
» Genau das ist es. Garjomus ist kein Mensch, sondern das Schiff!«
Die drei anderen sahen Lucy an, als hätte sie nicht mehr alle Tassen im Schrank. Lucy kümmerte sich nicht um ihre Blicke. Sie sprach stattdessen in ihr Kommunikationsgerät.
» Shyringa hast du unser Gespräch mitbekommen? Ist es möglich, dass ein Schiff allein agiert, ohne Mannschaft, ohne Kommandant und ohne Befehle?«
» Ein Schiff ist ein Roboter«, antwortete Shyringa. »Es hat ein sehr hoch entwickeltes zentrales Nervensystem. Theoretisch ist die Kapazität des zentralen Informationssystems eines Schiffes dem Gehirn eines Menschen sogar um einiges überlegen. Allerdings ist gerade das der Grund, warum man die zentrale Einheit eines Schiffes so aufbaut, dass sie nicht mit der eines Menschen vergleichbar ist. Ein Schiff kann sehr viele kleinere festgelegte Einzelheiten selbstständig betreuen, und in diesem Rahmen sogar einzelne Entscheidungen treffen. Große Entscheidungen, wie z. B. welches Ziel angesteuert werden soll, was als Nächstes gemacht werden soll oder Ähnliches kann so ein Roboter aber nicht treffen. Ein Schiff braucht seine Mannschaft, um ein Ziel zu haben, ja um weiter existieren zu können. So handhaben wir das jedenfalls bei aranaischen Schiffen. Bisher bin ich aber davon ausgegangen, dass es bei imperianischen Schiffen auch nicht anders ist. Ich kann das aber noch einmal recherchieren.«
» Das brauchst du nicht zu recherchieren«, stellte Varenia müde fest. »Bei imperianischen Schiffen ist das ganz genauso. Imperianische Schiffe sind wie alle Roboter so programmiert, dass sie nicht autark leben können. Ohne Mannschaft stellen sie nach wenigen Wochen ihre Funktion ein. Sie sterben sozusagen.«
» Dann
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