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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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sich daran, den Schädel am Sockel des fest installierten Altars aufzustellen. Rauch quoll aus seiner Räucherschale und überdeckte den Gestank von Bleichmittel und Ammoniak; der starke, beißende Geruch von Melidia, um Lupitas Seele ins Geistergefängnis zu schicken, dazu gemahlener Ingwer, Teufelskraut und brennende Eibenspäne, die Chess in der Nase juckten.
    Die Energie im Raum änderte sich; magische Kraft schlängelte sich an ihren Beinen empor, sorgte dafür, dass sich ihre Nackenhaare aufrichteten und gab ihr diesen ganz speziellen kleinen Kick, der sie immer zum Lächeln brachte.
    Doch das verkniff sie sich. Nicht heute. Stattdessen biss sie die Zähne zusammen und sah sich die Verurteilte an.
    Lupita hatte sich sehr verändert seit ihrer letzten Begegnung mit Chess in jenem erbärmlichen, überhitzten kleinen Keller, in dem es nach Angst, verbrannten Kräutern und Gift gestunken hatte. Ihr massiger Körper schien geschrumpft zu sein. Statt des lächerlichen Turbans, an den Chess sich erinnerte, trug sie nur noch ihr eigenes kurz geschorenes Haar, und anstelle des albernen Zirkuskaftans verhüllte nun die schlichte schwarze Robe der Todeskandidaten ihren dicken Körper.
    Aber ihre Augen waren noch dieselben. Sie schweiften über die kleine Versammlung, blieben an Chess hängen und starrten sie finster an. In ihnen brannte ein so glühender Hass, dass Chess das Gefühl hatte, es versenge ihr die Haut.
    Sie zwang sich, dem Blick standzuhalten. Diese Frau hätte sie beinahe umgebracht, indem sie ihr Gift ins Getränk gemischt hatte; sie hätte beinahe einen ganzen Keller voller unschuldiger Menschen getötet, indem sie einen blutrünstigen, tobenden Geist beschworen hatte. Scheiß auf sie! Heute würde sie sterben, und Chess würde zusehen.
    Etwas huschte durch die Tiefen von Lupitas Augen.
    Chess stockte der Atem. Hatte sie das gerade wirklich gesehen? Dieses silbrige Aufblitzen? Das Aufleuchten, das verriet, dass Lupita einen Geist in ihrem Körper beherbergte?
    Sie riss die Augen auf und musterte Lupita jetzt scharf, während sie abwartete. Eigentlich war das unmöglich. Lupita hatte bei ihrer Festnahme keinen Geist in sich getragen - das wäre bei der Inhaftierung sofort aufgeflogen —, und sie konnte nie und nimmer mitten in den Kirchengefängnissen Kontakt zu einem Geist hergestellt und sich mit ihm verbündet haben. Das war einfach völlig unmöglich.
    Das Aufblitzen zeigte sich nicht noch einmal. Nein. Sie bildete sich da was ein. Der ganze Stress, die Spannungen in ihrem Privatleben - sofern man bei ihr überhaupt von einem Privatleben sprechen konnte - und die erdrückende Fürsorglichkeit der Ältesten und der anderen Debunker, die sie mit der ewigen Besorgnis wegen ihres Beins und all den guten Absichten förmlich erstickten. Dazu dann noch ein paar Cepts extra und eine Panda sowie eine halbe Nip zum Wachbleiben ... Kein Wunder, dass sie langsam Halluzinationen bekam. Was denn noch, vielleicht weiße Mäuse?
    Der Älteste Griffin stand vor der Guillotine und räusperte sich.
    »Irene Lowe, auch bekannt als Madame Lupita, die Kirche hat Sie der Beschwörung von Geistern auf diese Erde für schuldig befunden. Außerdem hat man Sie des versuchten Mordes an Debunkerin Cesaria Putnam für schuldig befunden. Cesaria, ist diese Frau für die genannten Verbrechen verantwortlich?«
    Obwohl ihre rechte Hüfte protestierte und trotz eines leichten Stirnrunzelns des Ältesten Griffin, erhob sich Chess. »Ja, Ältester.«
    »Und Sie erklären dies auf welcher Grundlage?«
    »Ich war Zeugin, wie diese Frau die Verbrechen beging, Ältester.«
    »Und Sie schwören, dass Sie Fakt und Wahrheit sprechen?«
    »Das tue ich, Ältester.«
    Der Älteste Griffin nickte ihr knapp zu und wandte sich dann Dana Wright zu, während Chess sich wieder in den Stuhl sinken ließ. Eine Frau würde aufgrund ihrer Aussage sterben. Dabei war ihr Wort das Wort eines Junkies, einer Lügnerin, das Wort einer Frau, die ihren einzigen echten Freund betrogen hatte, und es war einen Scheißdreck wert.
    Er würde nie wieder mit ihr reden. Letzte Woche hatte sie es endgültig aufgegeben, ihn anzurufen. Sie hatte auch die Hoffnung begraben, dass sie ihn im Tricksters oder Chucks treffen würde. Sie stand auch nicht mehr ständig in der Kälte auf dem Markt rum, nur um zu sehen, ob er sich da vielleicht mal blicken ließ. Natürlich war er immer noch da draußen unterwegs. Es gab Leute, die ihn gesehen hatten.
    Sie gehörte allerdings nicht

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