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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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Schauder zu unterdrücken. Die Stadt der Toten - ugh! Was der Älteste Griffin für Frieden hielt, war in ihren Augen Leere. Was er für Ruhe hielt, erschien ihr wie schreckliche Einsamkeit, gegen die es nicht einmal Pillen oder sonst etwas gab, um sie erträglich zu machen.
    »Setzen wir die Zeremonie doch für ...« Er blätterte durch die Seiten des Tagesplaners, der vor ihm auf dem großen, glänzenden Schreibtisch lag. »...Samstag an. Ja. Bis Samstag sind es noch fünf Tage - es ist schon so spät, dass ich einen Moment lang vergessen habe, welches Datum heute ist. Am Samstag, Dana, hast du dann Gelegenheit, dich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, wie glücklich der Älteste Murray ist.«
    Dana nickte, und ihre Miene entspannte sich. Chess hingegen fühlte sich, als hätte ihr jemand einen Mixer in den Magen gerammt. In dem ganzen Trubel mit den Todesfällen, den Grübeleien darüber, wo der verdammte Wolf plötzlich hergekommen war - okay, und auch wegen des kindischen, dummen Gejammers über ihr Privatleben, was für ein schlechter Scherz! -, hatte sie keine Sekunde an die Widmungszeremonie gedacht. Daran, was der Tod eines Ältesten nach sich ziehen würde.
    »Cesaria? Geht es dir gut?«
    Chess nickte, riss die Augen auf und blickte dem Ältesten (»riffin so unschuldig in die blauen Pupillen, wie sie nur konnte.
    »Mir geht’s prächtig, Sir. Alles in Ordnung. Bin nur ein bisschen müde.«
    »Du siehst wirklich erschöpft aus.«
    Darauf gab sie keine Antwort. Was hätte sie auch sagen sollen? Vielen Dank?
    »Wie geht es deinem Bein, meine Liebe? Fühlst du dich in der Lage, ganz offiziell wieder an deinen Arbeitsplatz zurückzukehren?«
    »Ja!« Das Wort entschlüpfte ihr ein bisschen zu laut, ein bisschen zu eifrig. Sie konnte sich nicht zurückhalten. Ja, sie wollte unbedingt wieder zurück an die Arbeit. Sie wollte wieder etwas anderes zu tun haben, als in ihrer Wohnung herumzuhocken, wo sie die kahlen Wände und die leere Stelle neben ihr auf der durchgesessenen Couch doch nur spöttisch anstarrten. Sie wollte noch etwas anderes zu tun haben, als Lex’ Besuche abzuwehren, weil sie wusste, dass er davon ausgehen würde, dass er auch in ihren Körper durfte, wenn er einmal in ihrer Wohnung war - und für diese Unterhaltung fühlte sie sich im Moment einfach nicht stark genug.
    Eigentlich war sie sich nicht mal sicher, ob sie sie überhaupt führen wollte. Warum denn auch? Warum sollte sie einen Freund und überaus brauchbaren Bettgenossen für einen anderen in den Wind schießen, der ihr nicht deutlicher die kalte Schulter hätte zeigen können, wenn er im ganzen Viertel Warnschilder für sie aufgehängt hätte, sich bloß von ihm femzuhalten?
    Der Älteste Griffin schien sie allerdings keineswegs für übereifrig zu halten. »Ausgezeichnet. Ausgezeichnet. Warte bitte einen Moment.«
    Chess und Dana tauschten einen fragenden Blick, während er sich hinter seinem Schreibtisch vorarbeitete und den Raum durchquerte. Im schummrigen gelblichen Licht der trüben Lampen blitzten seine bestrumpften Waden auf. Die getrockneten Blutspritzer von vorhin hoben sich wie Spitzenmuster von der Farbe welken Laubs vom Weiß ab. Er ging aus dem Zimmer und schloss die dunkle Holztür mit einem sanften Klicken hinter sich.
    Was hatte er vor? Sie hatte damit gerechnet, dass er ihr die Akte eines neuen Falls holen würde, aber jetzt und hier, genau vor Danas Nasenspitze, würde er ihr sicher keinen Auftrag erteilen, nicht einfach so aus einer Laune heraus. Sie hatte keine Ahnung, wo sie in der Schlange für neue Fälle gerade stand; nach zwei Wochen im Krankenhaus und zwei weiteren Wochen Zwangspause war sie so ziemlich aus allem raus.
    »Na dann, zurück an die Arbeit«, sagte Dana in dem müden, lustlosen Tonfall, den man anschlug, wenn man nur deshalb redete, weil man es für unhöflich hielt, stumm zu bleiben.
    Chess war froh, dass sie sich darüber keinen Kopf machte und sich in solchen Situationen auch überhaupt nicht unwohl fühlte. Sie nickte nur, presste die Handflächen aneinander und sah sich im Zimmer um. Dann warf sie einen Blick zu Dana hinüber und musterte die blonden Locken und die teuren Ringe der anderen Frau. Naja, warum denn nicht? Die meisten Debunker gaben ihr Geld für etwas Handfestes aus, statt es für alles zu verschwenden, was man schlucken, rauchen oder schniefen konnte.
    Nicht so Chess.
    Apropos ... Es war jetzt drei Stunden her, dass sie die Panda und die Cepts genommen hatte. Ihr blieb

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