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Geisterstadt

Geisterstadt

Titel: Geisterstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stacia Kane
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die Augen waren leer und das Gesicht vor wilder Freude verzerrt. Der Älteste Murray brüllte etwas, was sie nicht genau verstand. Ihre Haut juckte und kribbelte, als wollte sie ganz und gar vom Körper fortkriechen. Der Geist war mächtig, zu mächtig. Wer zur Hölle war das, wie verdammt noch mal hatte sie es geschafft ...
    »Ich befehle dir, dich nicht zu rühren!« Die Stimme des Ältesten Griffin hallte durch den Saal, brach sich an den Wänden und fuhr durch Chess’ Körper. »Bei meiner Macht befehle ich es dir!«
    Es würde nicht funktionieren. Sie wusste, ohne hinzusehen, dass er sich vergeblich bemühte. Aber der Henker ... hatte er vielleicht noch einen zweiten Schädel dabei? Oder ein bisschen Friedhofserde?
    Dana schrie. Chess sah hinüber und bemerkte, dass der Geist jetzt mit dem Ältesten Murray kämpfte. Den Mund hatte er zu einem bösartigen Grinsen geöffnet, die Augen vor Anstrengung zu Schlitzen verengt. In der Hand hielt der Geist den Ritualdolch, mit dem der Henker den Psychopomp beschworen hatte.
    Keine Zeit, untätig zuzusehen. Keine Zeit, sie zu beobachten, damit war sowieso keinem geholfen. Der Raum war erfüllt von Lärm, magischer Energie und Hitze, ein verwirrender Bildmix, der ihr Gehirn überforderte. Sie konzentrierte sich auf die Räucherschale, die Rute in der Ecke und den schwarzen Beutel daneben. Der Henker durchwühlte ihn panisch und zog alles Mögliche hervor ...
    Jemand stieß gegen sie, und sie stürzte krachend auf den harten Boden.
    Noch mehr Schreie und Rufe. Etwas klirrte auf den Boden. Die magische Energie war kaum noch zu ertragen. Das war kein Rausch mehr, kein Höhenflug. Es war die reinste Invasion, die sie herumschleuderte, ihre Gedanken verwirrte, ihren Blick trübte und die Panik der anderen auf sie übertrug.
    Sie musste sich beruhigen. Ihre Hände verweigerten ihr den Gehorsam. Ihre Tätowierungen prickelten und brannten, wozu sie allerdings auch da waren. Die Anwesenheit des Geistes ließ sie Alarm schlagen. Für dieses Frühwarnsystem war sie normalerweise dankbar, aber im Moment wäre sie liebend gerne ohne ausgekommen. Im Hinrichtungssaal herrschte das reinste Chaos und riss sie in einem wilden, blutigen Strudel mit.
    Okay. Tief Luft holen. Pause. Sie schloss die Augen und suchte tief im Inneren nach der Leere in ihrer Seele. Der Ort, an dem sich normalerweise Dinge wie Liebe, Glück und Wärme befanden, während er bei ihr so gut wie leer war - bis auf zwei Menschen, von denen der eine sie hasste.
    Aber es reichte. Schon dieser Moment der Stille genügte, um den Ereignissen ihren Schrecken zu nehmen, den Lärm auszublenden und sich ihrer eigenen Stärke bewusst zu werden.
    Sie öffnete die Angen. Ihre Gliedmaßen gehorchten ihr wieder. Sie sprang auf, ignorierte den Schmerz - und war die hart erkämpfte Ruhe beinahe gleich wieder los.
    Der Älteste Murray war tot. Sein Körper lag ausgestreckt auf dem Boden wie eine Leiche, die auf das Krematorium wartet. Eine klaffende, blutige Wunde grinste sie von seinem Hals aus an.
    Hinter ihm war der Henker an der Wand zusammengesackt. Seine Robe war blutüberströmt. Sie konnte ihn kaum erkennen, durch den Geist hindurch, der jetzt grellweiß war und vor aufgesaugter Energie förmlich platzte. Chess stöhnte. Ein Geist mit so viel Macht war wie ein entflohener Sträfling auf Speed mit Zuckerguss - nicht aufzuhalten, ohne Gefühle, ohne klaren Verstand. Eine Killermaschine, die man nur gewaltsam stoppen konnte.
    Und mit so was waren sie jetzt eingesperrt.
    Oh Scheiße - sie waren mit ihnen eingesperrt! Die Eisenschicht in den Wänden sperrte die Geister des Ältesten Murray und des Henkers genauso unbarmherzig ein wie alle anderen auch; Chess erspähte sie bereits aus dem Augenwinkel als verschwommene Gestalten, die noch um eine feste Form kämpften.
    Es bestand eine geringe Chance, dass sie nicht hungrig waren, dass sie nicht auf Mord aus waren, aber die Wahrscheinlichkeit dafür war ungefähr so groß wie die, dass sie heute Nacht ohne eine Handvoll Pillen einschlafen konnte - mit anderen Worten, verdammt gering. Vielleicht noch eine Minute, dann würden die Geister endgültig Gestalt annehmen, ihre Kräfte entdecken, und dann wären sie so richtig und komplett angeschissen.
    Blut war auf den Wänden verschmiert, tröpfelte vom glänzenden Fallbeil der Guillotine und strömte in dicken Bahnen über den Betonboden. Es tropfte von der Decke, denn bis dorthin war es aus dem Hals des Ältesten Murray gespritzt; es

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