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Geisterstunde in Los Angeles

Geisterstunde in Los Angeles

Titel: Geisterstunde in Los Angeles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder schielte ich hoch zum Himmel. Dort standen die zahlreichen Sterne. Es war keine Smognacht, die wir erlebten, der klare Lümmel über L. A. glich einem Foto aus einem Bilderbuch.
    Die Ausfahrt war weit geschwungen. Schilder wiesen auf die CBSStudios hin. Das war nicht unsere Richtung. Wir fuhren in die entgegengesetzte, und ich richtete mich nach der kleinen Sonne, dem Firmensignet der Sun Production. Die Sonne leuchtete auch in der Dunkelheit. Sie war mit der entsprechenden Farbe gestrichen worden.
    »Noch geradeaus«, sagte Laurie. Als Zwergin rutschte sie auf den Sitz hin und her.
    Ich schaute gar nicht hin. Wenn sie sprach, stellte ich sie mir so vor, wie ich sie kennengelernt hatte.
    »Ist das Gelände groß?« fragte ich.
    »Ziemlich.«
    »Und du weißt, wo wir hinfahren müssen?«
    »Ja, in die Halle, wo die Dreharbeiten plötzlich abgebrochen wurden.«
    »Existiert dort eine magische Zone?«
    »Auch.«
    Ich konzentrierte mich auf die Schilder. Nach wenigen Minuten mußte ich nach rechts einbiegen und vor einer sehr großen Einfahrt halten. Ein in eine hohe Mauer eingelassenes Gittertor versperrte uns den weiteren Weg.
    »Und jetzt?« fragte ich.
    »Bleib sitzen.« Laurie stieg aus. Sie ging auf das Tor zu und geriet dabei auch in die Lichtlanzen der Scheinwerfer, die ihre Gestalt konturenscharf nachzeichneten.
    Ich bekam eine enge Kehle, als ich die Zwergin sah. Abermals kam mir die gesamte Grausamkeit ihres Schicksals zu Bewußtsein. Es war einfach grauenhaft, was aus einem Menschen werden konnte. Für mich war es noch immer nicht zu fassen.
    Lauries Hand glitt an der rechten Mauerkante hoch. Dort fand sie einen Knopf, der im Gestein eingelassen worden war. Dreimal bewegte sich ihr Finger. Das war das verabredete Zeichen.
    Erst als sie wieder eingestiegen und die Tür zugeschlagen hatte, bewegte sich das Tor. Auf einer nicht sichtbaren Schiene rollte es zur Seite. Danach öffnete sich das dunkle Gelände wie das große Maul eines Riesen. Sehr langsam rollten wir weiter. Ich hatte das Fernlicht eingeschaltet. Manchmal traf es Buschgürtel und ließ die Pflanzen gespenstisch bleich aussehen. Es glitt aber auch über die Außenwände der Studiohallen, über Wegkreuzungen und geparkte Fahrzeuge hinweg.
    »Jetzt rechts«, sagte Laurie.
    »Okay.«
    Der Weg war nicht breit. Schon bald erschien an der rechten Seite ein gewaltiger Schatten.
    »Das ist die Halle«, erklärte Laurie. »Fahr bis zum Ende durch. Da sind auch Stellplätze.«
    »Ist gut.« Meine Stimme klang kratzig und belegt. Ich räusperte mich frei. Der Parkplatz war schnell erreicht. Neben einem Lieferwagen mit der Aufschrift einer Baufirma stellte ich den kleinen Fiat ab.
    Laurie war schon ausgestiegen. Sie deutete auf die Halle. »Du mußt noch ein paar Schritte gehen, dann erreichst du den Eingang.«
    »Und du?«
    »Ich verlasse dich jetzt.«
    Rasch ging ich auf Laurie Ball zu und faßte ihre kalten Hände an. »Gibt es eine Chance für eine Rückkehr?« fragte ich flüsternd.
    »Nein, John, keine.«
    Unsere Blicke trafen sich. Ich sah nur in ihre menschlichen Augen, alles andere interessierte nicht. »Ich werde es trotzdem versuchen, Laurie. Ich leite alles in die Wege, um dich aus dieser verdammten Lage raus-zu holen.«
    Ihr breites Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Du bist lieb, John, aber du wirst es nicht schaffen. Auch Dr. Horror hat es nicht geschafft, mein Innerstes umzudrehen, so daß ich einzig und allein dem Bösen diene. Ich bin eine Veränderte, eine Gefangene, aber innerlich irgendwie noch ein Mensch. Verstehst du?«
    »Ja.«
    Dann sagte sie etwas, das mich erschreckte. »So manches Mal wünsche ich mir, nicht mehr am Leben zu sein. Da möchte ich lieber sterben, als so zu vegetieren.«
    »Das kann ich sogar verstehen.«
    Sie löste sich von mir. »Viel Glück, John. Du wirst es gebrauchen können.«
    Bevor ich noch etwas sagen konnte, war sie bereits in der Dunkelheit verschwunden. Ich stand allein auf dem Gelände und kam mir vor wie ein Einsamer auf einer Insel. Ich dachte dabei an Suko und Bill. Wie mochte es den beiden ergangen sein? Sie steckten noch in der magischen Zone. Waren sie angegriffen worden? Wußten sie überhaupt, daß ich mich nicht mehr in der Nähe befand?
    Jedenfalls hatte Dr. Horror es geschafft, uns zu trennen. Für ihn ein großer Vorteil.
    In L. A. hatte ich ihn noch nicht gesehen, nur sein Lachen gehört, aber das war Beweis genug.
    Außer mir befand sich niemand mehr in der Nähe. Ich ging auch

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