Geisterstunde in Los Angeles
Menschen?« erkundigte sich Tudor.
»Bisher ist mit den Leuten nichts passiert.«
Der Schriftsteller lachte bitter. »Ein schwacher Trost, verdammt.«
»Klar, aber wissen Sie einen besseren?«
»Nein, das ist ja die Tragik.«
»Ihr solltet nicht diskutieren und lieber an andere Dinge denken. Habt ihr die vier Geistwesen vergessen?« fragte Suko.
»Nein, natürlich nicht.« Buckly hatte geantwortet.
»Wenn mich nicht alles täuscht, werden wir mit ihnen noch einigen Ärger bekommen.«
»Wieso?« fragte Bill.
»Schau mal zum Himmel hoch. Aber nicht auffällig. Die anderen Leute sollen es nicht sehen.«
Bill drehte sich ebenso wie Tudor. Sie sahen in die über ihnen liegende Dunkelheit, und sie erkannten auch die farbigen Streifen, die sich schwach durch das unendlich wirkende Dunkelgrau zogen. »Verdammt«, flüsterte Bill, »die lauern noch.«
»Vielleicht sogar auf den Hubschrauber.«
Die Geräusche hatten sie schon seit einiger Zeit vernommen. Jetzt aber ließ sich die Maschine blicken. Sie schien aus den Wolken zu fallen, verlor an Höhe und glitt über die Dächer der Häuser hinweg. In Leuchtschrift strahlte das Wort Police an der Außenwand auf.
»Es gibt zwei Möglichkeiten«, sagte Bill. »Entweder haben Sie etwas vor oder wollen nur beobachten.«
Der Hubschrauber drehte seine Runden. Er flog weite Bögen, die verstopfte Straße wurde nicht aus den Augen gelassen. Manchmal huschte ein Scheinwerferkegel über Wagen, Menschen und Fassaden. Niemand wußte so recht, was der Flug sollte. Die Menschen kümmerten sich nicht um den Hubschrauber. Sie hatten den Sunset Boulevard mittlerweile zu einem gewaltigen Partygrund gemacht. Da auch die Kühlungen ausgefallen waren, schleppten Kellner Lebensmittel und Leckereien aus den Restaurants, um sie auf der Straße zu verkaufen. Oft sogar noch zu höheren Preisen. Amerikaner machen eben aus allem ein Geschäft.
Der Hubschrauber drehte wieder ab. Wahrscheinlich waren die Polizisten darüber beruhigt, daß niemand in Panik verfiel. Aber sie merkten von der eigentlichen Gefahr nichts. Es schien so, als hätten die vier nebelhaften, farbigen Geistwesen nur darauf gewartet. Aus ihrer Ruhelage setzten sie sich in Bewegung und jagten von verschiedenen Seiten auf den Hubschrauber zu.
»Das geht nicht gut«, flüsterte Bill Conolly.
Und es ging nicht gut. Bevor der Pilot irgend etwas unternehmen konnte — sei es auch noch so sinnlos —, hatten die Geistwesen den fast in der Luft stehenden Hubschrauber erreicht und drangen durch die Scheiben in das Innere der Maschine.
Sie glühte plötzlich auf. Wie ein Stern, der noch zusätzlich erleuchtet wird. Dann war er verschwunden, einfach weg. Ausradiert vom Himmel und ausgelöscht, als hätte es ihn nie zuvor gegeben. Bill, Suko und auch Tudor schauten sich an. Außer ihnen hatten noch zahlreiche Zeugen diesen unheimlichen Vorgang mitbekommen, ohne ihn allerdings begreifen zu können.
»Da war doch mal ein Hubschrauber!« rief jemand.
»Ja, sogar mit Bullen drin.«
»Und jetzt ist er weg.«
»Wie die Bullen.«
»Darauf laßt uns trinken.«
Die Männer und Frauen waren Zeugen gewesen und gleichzeitig betrunken. Nur deshalb redeten sie dieses dumme Gewäsch.
»Mein Gott!« flüsterte Bill Conolly. »Der ist gnadenlos. Giesen dreht durch.«
»Jetzt sind die verschwunden«, sagte Tudor Buckly.
»Klar, sie werden sich ein neues Ziel suchen.«
Suko schüttelte den Kopf. »Ich bin mir nicht sicher, daß Giesen dahintersteckt.«
»Wer sonst?«
»Keine Ahnung. Aber will Giesen sich nicht um unseren Freund John kümmern?«
»Schon.« Bill nickte. »Aber wer ist oder sind diese farbigen Geister?«
»Da gibt es eigentlich nur eine Erklärung«, sagte Suko. »Wir haben es bei diesem Phänomen mit Tum-Hagan zu tun.«
Buckly hatte zugehört. »Wie kommen Sie auf diesen Medizinmann, Suko?«
»Ganz einfach. Er und sein Stamm haben hier in diesem Gebiet einmal gelebt. Man hat sie vertrieben, sie wollen Rache nehmen, zumindest der Medizinmann. Das ist er sich außerdem schuldig, denn er hat es schließlich nicht geschafft, die Invasion der Weißen zu stoppen. In Giesen hat er einen Partner gefunden, sogar einen idealen, zudem ist er machtbesessen. Er will die gesamte Stadt unter seine Kontrolle bekommen. In New York hat er damals geübt und seine Erfahrungen gesammelt, die er jetzt umsetzt. Außerdem weiß er eine Schutzmacht in seinem Rücken, nämlich Aibon.«
Buckly überlegte. »Das kann hinkommen.«
»Denke ich
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